Ha..hat er “Casual” gesagt?!

Das Ubisoft Michel Ancel doch nochmal ran läßt, um einen zweiten Teil von Beyond Good & Evil zu schneidern, dürfte ja nun hinlänglich bekannt sein. Wie groß meine Freude darüber ist, dass völlig unerwarteter Weise doch noch ein Nachfolger zu einem der besten Spiele aller Zeiten herauskommt, vielleicht noch nicht. Macht aber nichts, ich kann es gerade eh nicht angemessen mit Worten beschreiben. Nur soviel: ich habe BG&E geliebt. Diese wunderschöne bunte Mischung aus absurd comichaften Charakteren und ernsthafter Hintergrundstory, dem Fakt, dass endlich mal ein Spiel tatsächlich um eine wirklich gute und gut erzählte Geschichte herum gestrickt ist, und nicht die Story als Alibi für willkürlich zusammengesetzte Spielelemente steht, und das wunderbar ausgewogene Gameplay haben damals dafür gesorgt, dass ich mich unsterblich in dieses Spiel verliebt habe. Und dass ich die Menscheit im Allgemeinen – und die versammelte Spielerschaft im Speziellen – dafür verflucht habe, diese Perle spielerischer Kunst sträflicherweise mit Ignoranz gestraft zu haben, statt in Heerscharen in den nächsten Elektromarkt zu stürmen, um sich anschließend mit dem frisch erworbenen Exemplar vor dem Fernseher zu verschanzen und nicht eher wieder herauszukommen, bis sie das rührende Ende erreicht haben.

Dahin zu kommen war nämlich gar nicht so schwer. Manch einer mag damals die etwas träge Steuerung bemäkelt haben, aber trotzdem: nie gab es eine Aufgabe, nie eine Stelle im Spiel, die einem das Gefühl gab, unüberwindbar zu sein oder zu schwierig, um sie in mehr als 2-3 Anläufen zu schaffen. Und das sage ich, als völliger Bewegungslegastheniker und einer, der in Games gerne mal den niedrigsten aller Schwierigkeitsgrade wählt, aus Angst, in allen anderen Modi hoffnungslos zu scheitern. Nein, Beyond Good & Evil war anders, besser, hat uns Auserwählte, die es gespielt haben, mit aller Macht weitergetrieben, weiter, immer weiter, denn schließlich wollten wir wissen, wie es endet, welche Bedrohung tatsächlich von den Dom’z ausgeht und welche Machenschaften da im Hintergrund noch so liefen. Kurzum: Das Spiel rund um unsere Heldin Jade war perfekt. Perfekt erzählt, perfekt präsentiert und perfekt austariert. Deshalb bin ich gerade beinahe besinnungslos vor Verwunderung, Verzweiflung und einem klein wenig Wut auf Nintendo’s neue Lieblingszielgruppe aus der Hose gekippt, als ich lesen mußte, dass Ubisofts oberster Vorturner Yves Guillemont der Ansicht war, BG&E habe sich zu sehr an Hardcore Gamer gerichtet, statt dank etwas größerer Zugänglichkeit auch ein breiteres Publikum zu erreichen:

“Die Kunden waren mit Beyond Good & Evil sehr zufrieden. Damals hatten wir aber auch ein anderes Publikum als heute. Es gab mehr Hardcore- als Casual-Gamer. Heute ist das anders herum. […] Wir glauben das Spiel war für die meisten ein bisschen zu schwer. Wir haben vor, den zweiten Teil zugänglicher zu gestalten, um es für die neue Generation von Spielern bereit zu machen”, zitiert ihn Areagames.de.

WTF?!?!?

Zugänglichkeit schön und gut. Da kann man nichts gegen haben. Wenn Monsieur Guillemont seine Untertanen aber nun dazu zwingen sollte, aus Beyond Good & Evil 2 auf Teufel komm raus ein Casual-Spiel für die ganze Familie zu machen, nur weil es sowieso schon immer irgendwie putzig aussah, dann kotze ich Innereien. Dann muss ich mich nämlich fragen, wie bitteschön der Gedanke von einem heiteren Juhuu-alles-wird-einfacher-Spiel mit dem tatsächlich eher ziemlich düsteren Storyansatz und der Spielprinzip des Schleichens, sich Versteckens und im richtigen Augenblick fröhlich drauflos Prügelns mit der strahlenden Familie in Weiß auf der Couch vereinbar sein soll. Das Spannendste am ersten Teil war doch spielerisch gerade diese stetige Anspannung, die Frage nach dem richtigen Timing und dem besonderen Fingerspitzengefühl beim Auskundschaften der Dom’z. Bitte nicht dran rumpfuschen, Ubi! Und verdammt nochmal: Waft es bloß nicht, das Fotografie-Feature zu streichen! Wehe!!!!

11 Comment

  1. Hoffen wir’s beste! Argh*

    Obenstehendes trifft auch ziemlich genau auf mich zu – habe das Spiel geliebt … und habe es durchgespielt. Das ist bei meinem Können nur wenigen Spielen vergönnt. 😉
    Ich denke eher, dass das Spiel eben nicht “hardcore” genug war! Sprich eine Frau in der Hauptrolle hatte, die sich nicht über T&A verkaufen liess, eine Optik die nicht realistisch genug war(Hardcore gamer haben ja oft extreme Angst Kinderspiele in cartoonoptik zu spielen – cellshading=antichrist) und es eben verschiedenste gameplays vereinte, die alle gut, aber nicht sehr tief vom Spielprinzip, also nicht extrem schwer, waren.
    Den Vollblutcasualgamer erreichst du mit dem Spiel eh nicht – und HC-gamer verschreckst du doch mit solchen Ankündigungen.
    Da freut man sich den Arsch ab über die Ankündigung, und dann wird sowas hinterhergeschoben. View all comments by Mana

  2. Hmmm, irgendwie habe ich wirklich jedesmal wenn in letzter Zeit von Beyond Good and Evil die Rede ist, das Gefühl ich hätte damals ein ganz anderes Spiel gespielt. Ok habe ich mir gesagt, Ben, vielleicht warst du einfach zu sehr von Sands of Time eingenommen, als dass du dich für Jade hättest begeistern können. Vielleicht ist dir da ja wirklich etwas grosses entgangen. Also hab ich das Spiel die Tage noch einmal installiert.

    Ja, die Charaktere sind wirklich toll. Jade, das Schwein und vor allem die Statisten und Nebenfiguren, wunderschön konzipiert, animiert und vertont. Und der Einstieg mit dem Bossfight, für jemanden der Bosskämpfe wirklich wirklich liebt ein famoser Beginn, BÄM, das sollte öfter so sein! Dazu das Photographieren mit dem man quasi dazu gezwungen wird sich die zuckersüsse Welt noch etwas genauer anzuschauen. Schön!
    Tja, und dann hab’ ich es nach 90 Minuten wieder ausgemacht.
    Dass der Wendepunkt der Story nach einer Knappen Stunde auch denjenigen erklärt wird, die sich aus dem Titel keinen Reim machen konnten, ok. Dass die Kämpfe aus dem Drücken eines Knopfes bestehen, in Ordung. Dass die Level dank Jades Sprungfähigkeiten im wesentlichen zweidimensionale Schläuche sind stört mich bei anderen Spielen auch nicht und dass das Photographieren nach dem 10. Tier langweilig wird weil man keinerlei Einfluss auf das eigentliche Spiel spürt, ist auch kein wesentlicher Punkt. Aber irgendwie kommt da bei mir wohl eines zum anderen und viele kleine Ärgernisse und verpasste Gelegenheiten addieren sich zusammen. So schön die Charaktere sein mögen, so seicht und belanglos bleibt irgendwie der Rest des Spieles (und bis zu den schnarchigen “wir brauchen Stealth weil alle Stealth haben”-Elementen bin ich noch nicht mal gekommen).

    Aber in meiner Verpackung muss wohl einfach ein anderes Spiel gelandet sein, denn wenn Ubisoft selbst sagt der erste Teil sei “zu schwer” gewesen, dann muss ich mich ersnthaft am Kopfe kratzen. Klar, logisch, deshalb hat keiner das Spiel gekauft? Mal davon abgesehen dass ich bei einer 1-Knopfbedienung keinen Spielraum für diesbezügliche Optimierungen sehe glaube ich dass die Ursache für den mäßigen Absatz doch eher wo anders zu verorten ist. Da wäre z.B. die Schwierigkeit ein Spiel mit Sci-Fi Setting, Comic-Look, sprechenden Schweinen und Nashörnern, einer Heldin mit Kampfstab und Fotoapparat sowie einem Gameplay das weder Jump&Run, noch Action-Adventure noch RPG noch Mario oder simples Kinderspiel ist irgendwie in gängige Genreklischees einzuordnen. So spannend das für den ein oder anderen klingen mag, wenn man sich mal die Verkaufscharts diverser Medien so anschaut, dann wünsche ich Ubisoft viel Glück beim zweiten Versuch.

    Aber der Trailer ist ja schon ganz schick und bringt sogar mich dazu mir einen Nachfolger zu wünschen:
    Ich hätte Beyond Good and Evil 2 wirklich gerne,
    aber als (Pixar)Film ohne das lästige Spiel drumherum. View all comments by Ben

  3. Danke, Ben, ich dachte schon, ich sei der einzige Mensch, der BG&E für völlig überschätz hält. Das Spiel hat Charme und Witz, aber genau wie bei dir, war auch bei mir sehr schnell die Luft raus. Aber irgendwann, wenn ich den Berg ungespielter Titel abgearbeitet habe, werde ich Jade und ihrem Schwein nochmal eine Chance geben. Vermutlich ist dann aber schon der Nachfolger auf dem Markt… View all comments by Vagabond

  4. Leider habe ich “Beyond Good & Evil” nie durchgespielt. Ich habe es zirka vier Mal angefangen (einmal auf der PS2, drei weitere Versuche auf dem PC) und bin jedes verdammte Mal an einer Schleichpassage gescheitert. Irgendwie komme ich mit diesen Abschnitten absolut nicht klar.

    Aber ich werde es noch einmal probieren. Hab’s kürzlich nach Betrachtung des Trailers erneut installiert, Versuch fünf begonnen und schaue, wie weit ich kommen werde. Denn mehr vom Spiel gesehen hätte ich schon gerne. View all comments by Alanar

  5. BG&E2 (Vorläufer nicht gespielt) wird dann eine Minispielsammlung, in der man u.a. als Schwein Fliegen mit der Nase einsaugen muss… View all comments by HomiSite

  6. Ah, schön mal wieder was von uns bei dir hier zu lesen, Christian. 🙂 Du weißt ja, da lauer ich jeden Tag drauf und damit hast du dir immerhin auch inzwischen einen neuen Stammleser verdient. 😉

    Was mich an dem Zitat vor allem stört ist der Part “die neue Generation von Spielern”. Genau das ist es, wovor wir als Hardcore Zocker in Bezug auf die Wii ziemlich Muffensausen haben. Das haben wir auch gegenüber Nintendo Deutschland zuletzt bei ‘nem Mario Kart Event ganz ehrlich und direkt ausgesprochen: Es ist ja schön und gut, dass die Wii so erfolgreich ist und neue Zielgruppen erschließt. Uns als klassische Zocker würde es allerdings sehr ärgern wenn auf einmal der Trugschluss gezogen wird, Casual Gaming sei das einzig Wahre; Wenn die Entwickler sagen würden “Hey, damit kann man viel Geld machen, das machen wir jetzt nur noch”.

    Na ja, es ist eben doch gut noch so Firmen wie id Software und 3D Realms da draußen zu wissen. Die mögen zwar mittlerweile nicht mehr für wahnsinnige Innovationen stehen, aber man kann sich bei denen wenigstens darauf verlassen, dass sie ihren Wurzeln irgendwo treu bleiben und nicht jedem Trend folgen werden. Wenn ich auch in Zukunft noch alle paar Jahre in ‘nem neuen Doom mit feiner Grafik schön arcadig abshootern kann, bin ich zufrieden. View all comments by Daniel Pook

  7. Hm, mich hat das Spiel seinerzeit null interessiert, ich habe es nach 2 Stunden aus- und nie wieder angemacht. Aber nachdem das jetzt von dermassen vielen Blogs in den Himmel gehoben wird, muss ich wohl doch noch mal ran. Und wehe, das ist nichts! 😉 View all comments by Holger

  8. utzelgrutzel says:

    Ach, das macht Ubi doch schon seit längerem bei der Rainbow Six Serie und hat auch vor einiger Zeit angekündigt keine “Hardcore-Shooter” mehr zu veröffentlichen. Wobei sie ja die Vegas Teile selbst noch als realistische Taktik-Shooter anpreisen (während derselbe Entwickler dann in anderen Interviews wieder erzählt was sie absichtlich unrealistisch machen). Leider können die Spielerzahlen im MP (zumindest auf dem PC) aber nicht mal annähernd gegen die des inzwischen fünf Jahre alten Raven Shield anstinken. Daran haben neben den Designänderungen aber auch die miese Portierungsarbeit und Bugs Schuld, wobei auch die Konsolen nicht ausgeschlossen sind. Der Support und die Informationspolitik sind wohl auch alles andere als befriedigend.
    Zumindest was die Tom Clancy Titel angeht gibt es eigentlich schon länger nicht mehr das was man früher mit dem Namen verbunden hat, siehe auch das neue “Hawx”.
    Von der Seite her bin ich bei Ubisoft zunächst immer skeptisch und warte die ersten Wochen und Berichte anderer Spieler ab + eventuelle Patches ab (wie es bei Silent Hunter 4 auch nötig war).

    Andererseits zeigt dann z.B. Assassins Creed, dass eine ordentliche Portierung in dem Laden doch möglich ist und bezüglich Beyond good & evil 2 ist es doch trotz der Äußerungen des “Vorturners” ein gutes Zeichen wenn der selbe Designer daran arbeitet. 😉 View all comments by utzelgrutzel

  9. Ich persönlich fand ja die Schleicheinlagen alles andere als aufgesetzt. im Gegenteil, sie waren eine schöne Abwechslung und sehr schön umgesetzt, da sie oftmals mit klassischen Jump’n’Run-Parts kombiniert wurden. Da mußte man dann schonmal hinter einer Kiste auf einem Fließbad herschleichen, dabei Laserbarrieren ausweichen und versuchen, nicht von den Wachen entdeckt zu werden. Das hatte schon was…

    @Alanar: wenn Du die Möglichkeit hast, schließ Dir ein Gamepad an. Kann zu der PC-Steuerung zwar so nichts sagen, kann mir aber vorstellen, dass es mit dem Pad deutlich angenehmer zu spielen ist als per Mouse.

    @Daniel: Siehst Du, so schaffe ich mir meine Leser ran. Und nun sagst Du allen Deinen Mit-Redakteuren Bescheid und brinst sie ebenfalls hierher ,-)
    Ich denke auch, dass die Mischung es macht. Ist aber trotzdem schade zu sehen, dass gerade so große Publisher wie Ubisoft, die ja ein durchaus ansehnliches Portfolio vorzuweisen haben, auf den Casual-Zug aufspringen und anfangen, ihr etabliertes Programm für den Massenmarkt zurecht zu stutzen.
    Utzelgrutzel hat ein sehr schönes Beispiel geliefert: Die Rainbow Six-Reihe ist ja mittlerweile wohl alles andere als das, was sie ursprünglich mal war. Vom Taktik-Ungeheuer von einst ist seit Vegas 2 ja offenbar nur nur wenig bis gar nichts zu spüren.
    An solchen Stellen wird es dann natürlich sehr fragwürdig, sich an den Casual Markt richten zu wollen. View all comments by Christian

  10. karatekater says:

    Habe den ersten Teil gestern für 10 € erstanden (PS2) und mal eben eine glatte 8 Stunden Session hingelegt. Es macht wirklich sehr viel Spaß. Sitze nun schon den halben Tag am Laptop und meinen Büchern am lernen…will aber eigentlich nur daddeln.
    Die Aussagen bzgl. der Vereinfachung und die Möglichkeit realistischer Grafik sind im Licht des ersten Teils, wenn man ihn denn endlich gespielt hat, ganz anders zu deuten.

    Der neue Teil wird sicher nicht einfacher als der erste Teil. Ich denke mal die Aussagen beziehen sich auf das Handling und z.B. die Bedienung der Kamera. Sicherlich wird auch am Kampfsystem gefeilt…etc. – aber was erzähl ich das Zockern in einem Videospielblog?
    Auch bei der Deutung des Trailers bzgl. der neuen Ingame-Grafik, wie man es an so vielen Stellen zu lesen bekommt, wäre ich vorsichtig. Die beiden dicken Konsolen bieten einfach mehr Möglichkeiten also die Cube oder PS2. Der BG&E-Stil wird sich wohl auch im neuen Teil nicht ändern. Mehr Polygone, schärfere Texturen, Licht & Schatten, NexGenFX (grauseliges Wort, sry) – same procedure as every generation. View all comments by karatekater

  11. […] der Serie von einst herzlich wenig am Hut hat), dann die Drohung, Beyond Good & Evil 2 vereinfachen zu wollen. Und nun also das. Was ist da los? Ich verstehe das nicht. Ich will doch bloß spielen. Und zwar […] View all comments by Das PSP-Dilemma | end of level boss

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