Are you serious?!

Spiele… es gibt viele von Ihnen. Manche fesseln uns, andere nicht. Manche berühren uns, andere lassen uns kalt. Manche erheitern uns, andere eher unfreiwillig… Manche testen uns… oder unsere Nachsichtigkeit, unsere Frustrationsgrenze und unsere Gutmütigkeit. Manche geben uns Kraft, andere kratzen an unserem Ego. Manche nehmen uns als Spieler ernst und wieder andere spucken uns ins Gesicht und lassen uns mit nichts als dem letzten Hemd und einem wertlosen Datenträger zurück.

Die Frage, ob ein Spiel seinen Spieler ernst nimmt, ernst nehmen kann oder gar ernst nehmen muss, wurde vermutlich schon häufiger diskutiert. Falls nicht: fühlt Euch frei, Euch Eure eigenen Gedanken darüber zu machen und diese später auszuformulieren. Was mich derzeit aber viel mehr beschäftigt, ist die Frage, ab wann ich selbst eigentlich ein Spiel wirklich ernst nehme. Und ab wann andere…

Mir ist nämlich augefallen, dass das oftmals gar nicht so einfach ist – obschon das Spiel (oder seine Programmierer) sich vielleicht nichts lieber als das wünschen würden. Denn da gibt es etwa die Art von Spielen, die sich selbst und ihr Sujet wahnsinnig ernst nimmt, oftmals mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt und dem Spieler mit der Dampfhammer-Methode versucht, eine Art Moral einzutrichtern, Aufmerksamkeit zu entlocken oder Sinn und Feingefühl für ein bestimmtes Thema einzuprügeln, die zwar auf rein rationaler und ethischer Ebene völlig in Ordnung geht, dabei aber übersieht, dass sie den spielerisch-unterhaltsamen Aspekt auf eine völlig verquere Art “entkernt”. Solche Spiele etwa werden von Ihren Schöpfern – passender Weise – auch gleich als serious games gebrandmarkt und verkommen entsprechend ihres drögen Auftritts nicht zu Unrecht in der Gammelecke neben der schimmeligen Augenwurst. Warum ich Serious Games nicht mag, habe ich an anderer Stelle bereits vor ca. dreieinhalb Jahren einmal ausgeführt (und da durchaus Prügel für kassiert). Lassen wir das Thema also einfach.

Während serious games zumindest halbwegs ernst zu nehmen sind, gibt es genügend andere Games, die wiederum zwar gerne ernst genommen würden, sich aber durch Inszenierung, Umsetzung und vor allem aufgrund schlechter Storylines, mieser Dialoge oder völlig verhunzter Basics selbst der Lächerlichkeit preisgeben. Nein, solche Spiele kann man wirklich nicht ernst nehmen. Andere wiederum versuchen es lieber gar nicht erst und setzen voll und ganz auf stumpfen Spaß, Action, den “Hirnausschalt-Faktor” oder ganz einfach stumpfen ääähh… Stumpfsinn. Kann Spaß machen, muss aber nicht.

Und dann wären da noch jene Art von Games, die sich selbst zwar eigentlich ebenfalls überhaupt nicht ernst nehmen, dann jedoch an irgendeiner Stelle im Spiel doch noch auf Biegen und Brechen, auf Gedeih und Verderb versuchen, eine Art von Ernsthaftigkeit zu integrieren, die… ja was eigentlich soll? Eine Rechtfertigung für den bis hierhin erlebten Stumpfsinn liefern? Einen Hauch von emotionaler Bindung zu einem ansonsten eher kalten Produkt zu liefern? Einen eventuell zu derbe aufgetragenen Proll-Charme mit ein wenig Eyeliner übertünchen, falls die Freundin mal wieder den Kopf schüttelnd eben selbigen zur Türe hereinsteckt, während man selbst gerade fröhlich Locust mit der Kettensäge liebkost und nach einer Rechtfertigung sucht? Damit man schnell rufen kann: “Hier Schatz, das Spiel ist voll traurig und emotional und so… voll süß, wie der fette Dom seine tote, massakrierte Frau da aus der eisernen Jungfrau befreit. Da möchte ich am liebsten weinen. Tröste mich!”. Bullshit! Welcher Gears of War 2 Fan hat den Titel wohl nur aufgrund dieser einen Szene wirklich ernst genommen?!

Ernst nehmen… was heißt denn das überhaupt? Was benötigt es eigentlich, um ein Spiel ernst zu nehmen? Heißt das, dass ich den Eindruck gewinnen kann, wirklich ein Stück Informationsvermittlung für mich in die reale Welt übertragen zu können? Weil ich etwas darüber erfahre, wie man Kettensägen am Effizientesten an Sturmgewehren befestigt? Oder heißt das, dass mich ein Spiel auf emotionaler Ebene von vorne bis hinten packen kann, so dass ich – dem Grundgedanken spielerischer Immersion entsprechend – voll und ganz im vor der Mattscheibe erlebten aufgehen und sagen kann, ich hätte eine wirklich schöne, ansprechende, mitreißende, inspirierende, gut erzählte, atmosphärisch dichte, aufwühlende, hibbelig machende, himmehoch jauchzende, zu Tode betrübt zurücklassende Welt jenseits der eigenen Realität erkundet?

Für mich ist es eher letzteres. Zugegeben, ein Spiel muss nicht annähernd alle dieser Faktoren erfüllen, die ich gerade aufgeführt habe – und sicherlich gibt es auch noch tausend andere. Auch muss ein Spiel derartiges gar nicht immer bewusst bieten wollen, denn viele Spielsituationen und besonderen Erlebnisse entstehen nunmal aus der individuellen, uns eigenen Weise, mit der wir Spiele angehen. Doch wenn ich nicht zumindest einen derartigen Initial-Effekt erlebe und anschließend auch weiterhin das Gefühl habe, hier gerade auf die eine oder andere Art etwas besonderes geboten zu bekommen – dann kann ich ein Spiel eben auch nicht ernst nehmen.

Wie kam ich eigentlich auf diese Frage?

Aus irgendeinem Grund kreisten meine Gedanken vorhin mal wieder um Final Fantasy und die Frage, was diese Reihe eigentlich so besonders macht? Und natürlich fiel mir bei dieser Gelegenheit auch wieder – wie sollte es anders sein – die Todesszene von Aeris ein. Und genau in diesem Moment kam mir zum ersten Mal der Gedanke: “Mensch, Christian, das war nicht einfach bloß der Moment als solcher, der Dich emotional gepackt hat, sondern gleichzeitig der Moment, an dem Du überhaupt erst angefangen hast, Final Fantasy VII wirklich ernst zu nehmen”. Denn bis dahin, müsst Ihr wissen, habe ich FFVII lediglich für ein nettes, schön zu spielendes, aber kindlich und manchmal etwas plump inszeniertes Japano-RPG mit Klötzchen-Polygon-Grafik gehalten. Der Moment, als Aeris starb, war aber schließlich auch der Moment, der mir gezeigt hat, dass hier vielleicht gerade doch etwas sehr viel größeres passiert, als es rein äußerlich und spielerisch den Anschein hat.

Ähnlich ging es mir bei der Ballsaalszene aus Final Fantasy VIII, die, ganz nebenbei bemerkt, nach wie vor die schönste Zwischensequenz aller Zeiten ist, in der Squall und Riona eine Seite des Spiels offenbaren, die bis dahin höchstens in Zwischentönen zu erahnen war.

Dass es nicht immer nur einzelne Momente, sondern auch ganze Spiele als solche sein können, beweisen vor allem die Meisterwerke Fumito Uedas, oder Titel wie Enslaved, Darksiders und selbst “einfacher” gestrickte Games wie Outland oder Limbo.

Andererseits werfen sich als Gegenpol solch Schwergewichte wie die Metal Gear Solid Reihe in den Ring, die auf Teufel komm’ ‘raus versuchen, so etwas wie ein ernsthaftes Szenario mit einer an Detailfülle nicht mehr zu übertreffenden Hintergrundstory aufzuladen, die ich dann in keiner Sekunde wirklich ernst nehmen kann. Da können sie noch so mit berührenden, tränenrührigen Szenen (vgl. etwa Otacons Zusammenbruch in MGS2) daherspaziert kommen. Da könnte Hideo Kojima mit dem Brecheisen anrücken, es würde für mich keinen Unterschied machen.

Aber das alles ist natürlich rein subjektives Empfinden und wird von jedem Spieler höchstwahrscheinlich vollkommen anders empfunden. Vielleicht liege ich auch völlig falsch mit meiner Auffassung davon, ob und wie man ein Spiel ernst nehmen kann. Vielleicht bin ich auch nur ein armer Tropf, der das alles viel zu ernst nimmt und dabei das wirklich Wichtige am Spielen aus den Augen verliert: den Spaß. Was meint Ihr?

21 Comment

  1. Ein toller Beitrag, zu einem Thema, das eigentlich nie diskutiert wird.

    Ich habe mich dabei erwischt, nur Spiele ernst zu nehmen, bei denen ich Elemente entdecke, die versuchen Spiele insgesamt auf ein anderes Niveau zu heben. Egal ob das durch künstlerische oder spielerische Elemente geschieht. Ich habe immer 2 Kategorien von Spielen. Einerseits die Spiele, die ich genieße, wie Bayonetta oder League of Legends. Andererseits gibt es da die Spiele, die auch durch die Szene einen Ruck gehen lassen. Wir alle kennen sie, die Heavy Rains unserer Tage. Egal in welchem Zeitraum und mit welchen begeisternden Elementen sie bestückt sind, es sind die Spiele die aufjedenfall immer im Kopf bleiben.
    Warum ich nun genau die ernst nehme? Weil ich beim spielen das Gefühl habe, das die Entwickler mich als Spieler ernst genommen haben.
    Jeder kennt das Gefühl, wenn man merkt, dass mit diesem Titel versucht wird schnelles Geld zu machen, aber auch jeder kennt das Gefühl, wenn ein FF VII, Mass Effect oder MG S diesen einen Moment erreicht, indem man sich einfach bewusst ist, dass in dieses Spiel alle Liebe und Mühe der Entwickler geflossen ist nur, damit ich diesen einen perfekten Moment erleben darf.

    Genau dieser Moment ist der Moment, ab dem ich ein Spiel ernst nehmen kann. View all comments by InHonor3m

  2. Die Suche nach dem Moment, für den man eine Sekunde innehält und in den Bart murmelt – “Shit just got real, man!”

    Ich glaube daran, dass ein Spiel etwas ansprechen muss, was schon in mir drin ist. Was Pepp im Kopf macht. Was in irgendeiner codierten Form eine Erfahrung wachruft, über die ich mich auf das Spiel beziehen kann.

    Es gibt Spiele, dich mich regelmäßig zu Tränen rühren, die mich mit einer wohligen Melancholie zurücklassen, die mich zu Tode ängstigen, die mich wütend machen.

    Das kann man mit Allgemeinplätzen versuchen – mit den Instrumenten, die bei jedem Menschen funktionieren sollten. Dabei kommen dann Jumpscarefeste, eiserne Jungfrauen und Zusammenbrüche auf Soapniveau bei raus. Findet sein Publikum.

    Richtig Eindruck schafft man aber nur, wenn man sich auf weniger sicheres Terrain begibt und auf Glückstreffer hofft. Dann trifft man vielleicht nur einen Bruchteil seines Publikums, dafür aber umso härter. Und dann wird der Scheiss auf einmal echt, Mann. View all comments by SenorKaffee

  3. Tja… ab wann nehme ich ein Spiel ernst?
    Es muss mich auf eine Weise ansprechen, die ich selbst noch nicht durchschaut habe. Ich nehme ein Spiel ernst, wenn es mich wirklich fesselt, so dass ich dafür Termine verpasse und Schlaf zur Nebensache wird.
    Als Kind war das für mich Final Fantasy VIII, ich habe Wochen mit diesem Spiel verbracht und mich an sich gefesselt. Nur wenn ein Spiel mich so fesselt kann es mich auch emotional ansprechen. Das hab ich gesehen als ich Final Fantasy VII nachholen wollte. Es konnte mich nicht an sich binden, ich bin eher stupide durch die Welt gegangen und das Geschehene hat mich nicht mitgerissen.
    Die Frage inwiefern sich ein Spiel selbst ernst nimmt ist dabei sogar ziemlich egal, wenn es passt kann mich der Singleplayer eines CoD4 genau so fesseln wie ein Brütal Legend oder ein Enslaved.
    Manchmal ist es auch der sportliche Charakter, wie z.B. als wir in der Schule ganze Mathestunden an unseren Taschenrechnern Tetris gespielt haben.

    Ich kann leider nicht genau sagen ab wann ich ein Spiel wirklich ernst nehme. Es muss mich einfach fesseln, dann ist es was ganz besonderes an das ich noch in 10 Jahren denke. View all comments by Suffkopp

  4. Erst überlegt er das Bloggen hinzuschmeißen und dann kommt er mit so einem tollen Artikel daher!

    Ich kann dir eigentlich bei allem nur zustimmen und auch die Beispiele sind perfekt. Beim Gears Of War 2 Absatz habe ich schon beim ersten Satz geahnt was gleich kommt. Solche Momente in Spielen sind es, die bei mir auch nicht funktionieren. Ersatzweise kann man auch den Flughafenlevel aus Modern Warfare 2 nehmen. Alles zu plakativ und zu sehr aus dem Kontext gerissen.

    Ich bin auch jemand der ein Game sowohl für tolles Gameplay, als auch für eine emotional packende Geschichte spielen kann. Beides zusammen ist natürlich ideal.

    Enslaved ist ein fantastisches Beispiel für ein aktuelles Spiel, das auf emotionaler Ebene einfach alles richtig macht. Ein maßlos unterschätzter Titel, der viel mehr Beachtung verdient hätte.

    Wenn dir die alten Final Fantasy Spiele gefallen haben solltest du dir vielleicht mal Lost Odyssey anschauen.

    Zwei Titel die mich außerdem letztes Jahr sehr überrascht haben waren Deadly Premonition und Nier. Ersteres wollte ich eigentlich nur zur Belustigung spielen und nicht ernst nehmen und im Verlauf hat es mich immer mehr gepackt und auf eine eigenartige Art und Weise berührt. Ähnlich war es bei Nier. Das lächerliche Charakterdesign und das grausame Backtracking haben es mir zwar schwer gemacht, aber das Spiel hatte einige Momente die mir einfach im Gedächtnis geblieben sind.

    Wo ich gerade noch SenorKaffees Beitrag sehe. Wer es noch nicht getan hat: unbedingt The Darkness spielen. Als ich “Shit just got real, man.” gelesen habe, musste ich direkt daran denken. View all comments by pixelpinata

  5. Hhhmm, bei mir hat der berühmte Moment in Gears 2 funktioniert, da er durchaus in den Kontext des Spiels gepasst hat. Immerhin gab es ja auch schon zuvor “ernste” Momente. Zum Ernstnehmen an sich: Ich nehme viele Spiele ernst, denn sobald mich ein Titel emotional “abholt” dann ist er für mich auch in gewisser Weise “serious”. Ob das dann ein Dead Space, Alan Wake, Bioshock oder auch ein Gears 2 ist, ist dabei völlig egal.
    Mir geht es dabei wohl primär um eine in sich geschlossene und stimmige Welt/Atmosphäre/Story die mir da präsentiert wird. Und für mich ist bspw. die Welt in Gears in sich stimmig. Aber ich finde auch die Transformers-Filme stimmig… 😉 View all comments by Ranor

  6. Ich habe ja ein klein wenig ein Problem mit dem Wortkonstrukt “Ernst nehmen” weil der “Ernst” eine wertender Antipol zum Wohlbefindensdefinierenden Wörtchen “Spaß” ist

    “Respekt empfinden für” finde ich passender.

    Und Respekt für ein Spiel empfinde ich immer dann wenn dessen Mechanik stimmig und spaßig ist. Ganz unabhängig von der Storyline. Denn egal wie sich ein Spiel gibt, mit der weitschweifenden Kategorisierung wie wir sie aus Filmen kennen (Von emotionalen Dramen über B-Movie Splatter bis zur dümmlichen Groteske) ist ja irgendwie alles vertreten.

    Der Punkt der hier in den Kommentaren und auch bei deinem FF Beispiel angesprochen wird ist ein zweiter:

    Immer wenn uns ein narratives oder szenisches Element so sehr packt dass es unsere volle Aufmerksamkeit in Beschlag nimmt dann tritt die analytische Analyse des zu Spielenden hinter das emotionale Empfindungsvermögen. Wir vergessen also das: “Wie und was wir tun” im Gefühlsstrudel des Erlebens.

    Jedes dieser “Initialereignisse” strahlt je nach Impact in unserem Bewusstsein über eine gewisse Zeit. Und in dieser Zeit hat das Spiel mechanisch Narrenfreiheit weil wir die dargelegten Schwächen emotional nicht wahrnehmen wollen.

    Die Kunst des narrativen Designs ist es also solche Schlüsselereignisse so zu verteilen dass im Spieler kurz vor Abebben seiner Euphorie eine neue Neuronenbombe gezündet wird.

    Dabei gilt: Je simpler die Spielmechanik desto häufiger die “Ablenkungsfrequenz”

    Eine Blaupause für Call of Duty 😀 View all comments by epospecht

  7. Ach ja, dein “Visits to Comments Ratio” ist beneidenswert.

    Allein daraus solltest du genug Seelenstreichelessenz ziehen um bis in alle Zeiten weiterzubloggen 🙂 View all comments by epospecht

  8. Ach, ich hatte auch lange Zeit DEUTLICH mehr Leser und die gleiche Zahl an Kommentaren, sprich eine erheblich schlechtere Visits-to-Comments-Ratio. Es ist ein Geben und Nehmen… 😉

    Etwas ernst zu nehmen, ist für mich nicht unbedingt mit einem konträren Gefühl von Spaß belegt. Auch etwas, das sehr viel Spaß macht, kann ich ernst nehmen, wenn es mit der entsprechenden Verpackung daherkommt.

    Respekt ist natürlich auch ein schönes Wort, drückt aber nicht ganz das aus, was ich eigentlich vermitteln wollte. Respekt kann ich vor der Spielwelt, dem Design, dem Umfang, den Leistungen der Prograamierer, Grafiker, Synchronsprecher, Animations-Technikern etc. haben, oder vor der Spielmechanik, der Erzählweise, dem Schwierigkeitsgrad etc.. Deshalb nehme ich ein Spiel aber trotzdem nicht unbedingt “ernst”.
    Deshalb geht es mir weniger um die “Ernsthaftigkeit” eines Spiels, als vielmehr tatsächlich um eine Komponente, die sich irgendwo auf der Gefühlsebene abspielt, ohne zwangsläufig eine unmittelbare emotionale Reaktion nach sich ziehen zu müssen. Es ist eben viel mehr ein “Gefühl”, ein Impuls, der mir das Gefühl gibt, dass sich ein Titel in besonderer Weise vom einfachen Spiel um des Spielens Willen abhebt und einfach etwas richtig macht.

    Ernst nehmen hat in diesem Zusammenhang viel mehr mit GLAUBWÜRDIGKEIT zu tun, bzw. ob und wie es einem Spiel gelingt, mir seine Atmosphäre, seine Geschichte, seine Spielwelt auf glaubhafte und in sich stimmige Weise zu präsentieren.

    Ein Spiel “ernst zu nehmen” ist entsprechend für mich ein recht abstrakter Begriff, der mir mangels passenden Vokabulars als jene Beschreibung dient, die meinem Empfinden am Nächsten kommt. View all comments by Christian

  9. Bei mir ist es nicht anders als bei den Kommentatoren vor mir: Um ein Spiel “ernst” zu nehmen, braucht es aus meiner Sicht auch keinen ernsten Kontext. Es muss fesseln und mich in sich aufsaugen.
    Ging mir bei Dragon Age so, dass ich unbedingt wissen wollte wie es weitergeht, geht mir grad bei Deus Ex so, dass ich wissen will wie es weitergeht und war, in anderer Form, auch bei Dead Space so, dass mir das erste Mal das Herz in die Hose gerutscht ist, als nach 20 Minuten in der Raumstation einfach das Licht ausgegangen ist und man nur noch einen metallischen Gegenstand hat fallen hören. Ich kenne Leute, die sich danach nicht mehr im Dunkeln über den Flur getraut haben… 😉

    Es muss einfach passen, was ich da vorgesetzt bekomme. Andere haben bei StarCraft 2 in der Endszene eine Träne verdrückt… ich hatte eher das Gefühl, dass ich einen Topf unter den Monitor stellen muss, weil es sonst rausschmalzt.
    Auf Grund der Spieldauer und der eher persönlichen Bindung zu seinem Charakter, dürfte es bei Rollenspielen auch allgemein einfacher sein, diese ernst zu nehmen als beim Shootersnack zwischendurch.

    Aber egal, wie man “ernst” nun definiert, es ist ein sehr guter Eintrag geworden! View all comments by Hazamel

  10. @Hazamel: ich sehe schon, wir liegen in unserem Empfinden ungefähr auf gleicher Linie.


    Habe übrigens oben mal den Link zu meinem Polyneux-Artikel zu Serious Games gefixt. Falls der noch irgendwen interessiert.

    Tippfehler sollte ich ir auch mal langsam vorknöpfen, aber dazu habe ich gerade keine Lust 😉 View all comments by Christian

  11. Wann nehme ich einen Blog ernst. Dann wenn ein Artikel mich so anspricht wie dieser hier. Gerade deine Beschreibungen von Final Fantasy 7 & 8 treffen auch bei mir genau zu.

    Aber wann spricht mich ein Spiel an? In erster Linie spiele ich Spiele nicht das sie mich im Innersten berühren oder bewegen. Ich spiele Spiele nur des Spaßes wegens (oder weil ich mir nicht eingestehen will, das ich wieder 60€ für ein lausiges Spiel ausgegeben habe).

    Wenn mich aber dann doch mal ein Spiel bewegt/berührt, dann muss es doch was ganz besonderes sein. Hier kann es etwa die ganze Storyline sein, die einen so fesselt, das man den Controller einfach nicht mehr weglegen mag (Die Prof. Layton spiele sind hier ein Beispiel, ich spiel die Spiele jedenfalls nicht wegen den Knobeleien). Ausgefallene Charakteren, die Abseits des 08/15 Spacemariens mit Einheitsfrisur und Muskelpacketstation stehen (dennoch freue ich mich auf Warhammer 40k: Spacemariens), sei es ein einsamer, dunkler Rächer mit gequälter Seele wie Batman oder Adventure-Legenen wie Herrn Threepwood oder Herrn Laffer, können den Spielspaß auf ein Niveau hieven, das man das Spiel ernst nehmen muss (auch wenn sich die Spiele manchmal selbst nicht ernst nehmen).
    Und natürlich gibt es dann auch noch die OMG-Momente die ein Spiel plötzlich in den Olymp der Spielewelt katapultieren, wofür FF7 und FF8 perfekte Beispiele sind. Aber auch Heavy Rain hatte bei mir so einen Effekt, als man auf dem Revier beschreiben sollte, was der Sohn getragen hatte und man sich klar wurde, was für ein Rabenvater man sei…

    Wie anfangs gesagt, ich Spiele spiele des Spaßes wegens und sie müssen mich nicht berühren/bewegen damit ich mit ihnen billigen und schmutzigen Spaß haben kann. Aber man erinnert sich auch nur an die, welche einen das ganz besondere Geboten hatten. (Ach mein erstes Spiel damals…) View all comments by Eisenseele

  12. Ich nehme eigentlich erstmal alle Spiele ernst, die auf irgendeine Art in mir das Interesse wecken, sie spielen zu wollen. Man kann sagen, das ich generell Videospiele von Anfang an “ernst nehme”. Ob das dann in den einzelnen Fällen so bleibt, steht auf einem anderen Blatt. Entweder es bleibt, oder der “Respekt” geht nach und nach flöten, weil die “Kicks” eben ausbleiben. So war es z.B. jüngst bei LA Noire und mir, nach dem Spielen war da eigentlich fast nur noch verbrannte Erde.

    Aber ich frage mich gerade, wie genau das bei dir funktioniert. Du bist begeistert von Outland und diese Begeisterung teile ich. Ich habe dieses Spiel förmlich eingeatmet, bin in dieser melancholischen Atmosphäre fast zerflossen, um mich dann am Ende diesem Wahnsinn zu stellen – einem Endkampf, in einem Meer aus Farben und Formen. Es fühlte sich so an, als ob man ganz bewusst und hellwach den Austritt aus dem Geburtskanal miterlebt. Wenn ein Spiel das auslöst und es ist ausreichend, wenns nur halb so gut ist wie Outland, dann bleibt der “Respekt” erhalten.

    Und dann muss ich leider feststellen, dass du für Outland zwar schön schwärmen kannst, aber du nimmst es scheinbar nicht “ernst” genug, um gänzlich durch diesen wunderbaren Geburtskanal zu wandern und es auch zu Ende zu spielen. Hast du gar kein Verlangen danach, bei Spielen die du gut findest, das Ende zu “erleben”? “Are you serious?!” 😉 View all comments by Jingleball

  13. Ach und ganz vergessen: Bei mir hat der Gears 2 Moment, wie bei Ranor, auch super funktioniert. View all comments by Jingleball

  14. Etwas ernst nehmen ist… schwierig. Gerade in der Spiele Industrie. Aber bevor ich hier meine geistigen Ergüsse preisgebe, möchte ich mich für den Anschupser bedanken. Erst durch das Lesen dieses Artikels ist mir meine wahre Empfindung für Spiele überhaupt bewusst geworden.
    Die Momente, die du ansprichst, die einen bewegen, zerreißen, fühlen lassen.

    Spiele sind Spiele und sind für mich kein Weg von meiner Realität weg zu kommen. Ich habe nämlich ein sehr verworrenes Verhältnis zu spielen.

    Ich spiele ein Spiel, weil ich es möchte. Ich sehe mir vorher Bilder, Trailer oder Ähnliches an und entscheide mich dann es zu spielen. Klar ich freue mich dann drauf, weil ich etwas erleben möchte. Aber sonst ist da nichts. Ich bin keiner der sich mit Spielen identifiziert. War ich auch noch nie.

    Editieren
    Aber an manchen Ecken, hier schließe ich dann endlich an deinen Artikel an, stelle ich fest das ich das Spiel bin. Wenn eine Story so erzählt wird, wenn eine Grafik so wirkt, wenn der Moment passt, dass man einfach keinen Char mehr spielt, sondern selber der Charakter im Spiel ist, das sind die Momente in denen ich anfange ein Spiel ernst nehme. Dabei ist es egal, welches gerne, welche Grafik. Es muss einfach stimmen. Selbst ein Serious Sam könnte ich ernst nehmen. Wenn einige Dinge aber anders gemacht worden wären.

    Spiele wie Assassin’s Creed, Mass Effect, Darksiders, Bastion oder auch das neue Deus Ex habe ich verschlungen, weil ich anfing, sie ernst zu nehmen.

    Ich habe ja gerade beschrieben, dass ich mich nicht Spielen identifiziere. Es gibt ausnahmen, wie die oben genannten Spiele. Dabei ist es eher nach dem Motto “Please let it be real”.

    Wenn dieser Effekt eintritt, bin ich das Spiel und der Moment des “Fuck ich bin durch” tritt viel zu schnell ein.
    DANN hinterlassen spiele einen tiefen Eindruck und ein verdammtes Loch.

    Ich hoffe ich bin nicht zu sehr abgewichen und die Kern These wann und warum ich Spiele ist, herausgekommen. View all comments by Wolfsterror

  15. Ach, Outland hat bei mir das gleiche Schicksal ereignet, wie so viele andere Spiele zuvor, die ich gemocht habe. Irgendwas anderes kam dazwischen. In diesem Fall war es wenig Zeit zum Spielen, verbunden mit dem Umstand, dass sich das Spiel gefühlt ein wenig in die Länge zog.
    So habe ich ein wenig den Elan verloren, weil die Lücken zwischen den einzelnen Gelegenheiten, bei denen ich Zeit hatte weiterzuspielen, einfach zu groß wurden.

    Der Gears-2-Moment hat bei mir übrigens ebenfalls hervorragend funktioniert. Ich war wirklich berührt, vor allem aber überrascht, einen derartig sensiblen Zwischenton in diesem Prollgame der allerersten Kajüte zu finden.
    Aber es war eben nur der Moment… und er hatte keinen Einfluss auf meine Wahrnehmung des restlichen Spiels. Die Glaubwürdigkeit der Welt hat er eben dann doch nicht vorangetrieben. View all comments by Christian

  16. @Wolfsterror: Haargenau so geht es mir auch. Ich kann mich auch im Regelfall nicht mit Spielen identifizieren. Was bei mir auch dazu führt, dass ich mir fast keinem Spiel, so sehr ich es auch geliebt habe, wirklich viele Details merken könnte. Während andere Leute fröhlich auch 10 Jahre später noch aus den Einstellungsmöglichkeiten im Optionsmenü zitieren und sich erinnern, wie NPC XY in Level 3 beim 238ten Pixel von links ein Fehlverhalten im Nasenrendering aufwies, geht mir derartiges für gewöhnlich am Allerwertesten vorbei.
    Warum? Weil ich für den Moment spiele. Für die Ablenkung, die Unterhaltung, den Erlebnisfaktor auf der heimischen Couch.
    Natürlich wünsche ich mir dabei auch Innovationen, tiefgründige Geschichten und all das, was (auch von mir) der Spieleindustrie immer wieder als fehlend angekreidet wird. Aber ich gehe nicht darin auf, ich werde nicht ein Teil davon, ich lebe und atme es nicht – im Regelfall.

    Was bei mir am Ende des Tages bleibt, ist das Gefühl, ein wirklich gutes Spiel gespielt zu haben… und dieses Gefühl stellt sich eben nur ein, wenn ich ein Spiel auch ernst nehmen kann, weil es sich mir als glaubwürdig präsentiert. Da helfen einzelne Momente wie der zitierte Gears-2-Moment nicht, wenn danach eben nichts mehr kommt, das das soeben erlebte auch emotional weitertransportiert bzw. das Ganze nicht auch konsequent weiter durchdekliniert wird, der Moment also einfach für sich alleine steht und sozusagen im luftleeren Raum verpufft. View all comments by Christian

  17. Hm, schwieriges Thema. Ich glaube, ich nehme Spiele ernst, wenn sie “aufrichtig” sind. Ich muss fühlen, dass die Macher die Spielfiguren und das Geschehen gemocht haben, egal wie sich das Spiel selbst präsentiert. Im Film heißt es dann immer, der Regisseur interessiert sich für seine Charaktere und/oder die Geschichte.

    Gleichzeitig darf das Spiel selbst (Mechanik etc.) nicht übermächtig werden oder die geschilderte Sympathie erdrücken (vgl. epospecht). Wie eben bei Gears 2: Die jetzt mehrmals erwähnte Szene hatte mich auch, äh, berührt, aber das Spiel wurde dadurch eben nicht glaubwürdiger, ernster.

    Viel entsteht auch durch den Tonfall, was ja auch schon mehrfach anklang: Die leisen Töne, gerne zwischen den Zeilen, und vor allem Leerstellen/Auslassungen wirken bei mir sehr, weil sie mich zum Nachdenken anregen. Zusammen mit der oben beschriebenen, äh, empathischen Figurenzeichnung habe ich so das Gefühl, eine glaubhafte Welt zu erleben, wie abwegig sie auchs ein mag (die Filmlogik funktioniert also). Beispiele sind eben Enslaved oder das fantastische Nier. View all comments by HomiSite

  18. Aerith. Ich las nur den Namen, hatte sofort die Musik im Kopf und weinte ein wenig.

    http://www.youtube.com/watch?v=4CK2hx377iU

    Noch schlimmer war wahrscheinlich nur Lufia für mich, damals, als kleiner Pascal. Ach 🙁

    http://www.youtube.com/watch?v=c7F_3uCAxJA&feature=player_detailpage#t=9s

    Final Fantasy VIII hatte sowieso die besten Zwischensequenzen die es je gab.

    Über das Thema mach ich mir dann vielleicht irgendwann Gedanken. View all comments by Pascal

  19. Ich denke, was auch sehr wichtig ist, ist das Pacing.

    Nehmen wir mal DIE Szene aus Silent Hill 2. Schaut, was NACH der Cutscene passiert, da läuft man nur rum, es dauert ewig, bis das nächste Monster kommt – Leveldesign und vorherrschende Mechanik stehen im absoluten Einklang. Diese Zeit nehmen sich viel zu wenige Spiele.

    Das Finale von Rule of Rose, oder ich sage mal besser “der ruhige Ausklang vor dem Abspann”, ist so ein ähnlicher Fall. Absoluter Tearjerker! Ich kriege sogar schon beim Vorspann Pippi in die Augen, weil ich jetzt einen Plan habe, in welchem Kontext die ganzen seltsamen Bilder stehen. Die Steuerung ist manchmal auch zum heulen. ^^

    http://www.youtube.com/watch?v=0_-4_bL1KUE&hd=1(Intro, kein Spoiler)

    Wo ich so schreibe, fällt mir sogar ein Beispiel aus Space Channel 5 Part 2 ein – ein Spiel, dass Bunt und Krach und von Ernst eigentlich ganz ganz weit weg ist. Aber auch hier gibt es nach einem genialen Bossfight (http://www.youtube.com/watch?v=e_ZRTge29Tg) eine Fluchtsequenz, die erstmal überhaupt nicht hyper ist, sondern lustlos und niedergeschlagen, als hätte Ulala zuviel verloren um noch die Energie aufzubringen, sich den Schergen von Purge zu stellen. Dann wird die Musik wieder schneller und man möchte dem Bildschirm entgegenrufen “JA ULALA! DU SCHAFFST DAS! DER SPACE-PRÄSIDENT BRAUCHT DICH!” Nur ein paar Sekunden extra – dafür echte Gefühle. Down down down *sniff*. 🙁


    View all comments by SenorKaffee

  20. […] in Videospielen – auf Pixel Pinata Ludum Dare 21 – Escape – im Superlevel Are you serious? – auf endoflevelboss——————-Futurama NES-Game (moar leik SNES, amirite?) Tags: […] View all comments by ZwOlights der Woche – KW35 » Fundstücke » Zockwork Orange

  21. […] und Arbeit schon die Zeit. Sicherlich ist eine nette Grafik hilfreich bei der Stimmung, aber wie Christian schon schrub, es gehört viel mehr eine sanfte Balance dazu mich ins Spiel zu ziehen und mich ans […] View all comments by Nestbeschmutzer vs. “Was die Leser wollen” : Hazamelistan

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