Demo Time

Wenn man nicht wirklich viel zum Spielen kommt, kann man sich ruhig auch mal mit kleineren Häppchen vergnügen. Also hab ich mir innerhalb der letzten Woche mal drei aktuelle Demos zu potentiellen Weihnachts-Bestsellern angeschaut, die bereits seit einiger Zeit mal mehr, mal weniger völlig überdreht mit Vorschusslorbeeren bedacht wurden. Allen voran das neue Werk der Battlefield-Entwickler Dice, mit Namen Mirror’s Edge. Wie viele Previews hat es dazu allein dazu wohl schon in den letzten Monaten gegeben? Für mich ganz eindeutig zu viele. Beinahe hätte ich mir das Teil nichtmal mehr anschauen wollen, so satt war ich die Hofberichterstattung dazu. So ganz die Finger davon lassen konnte ich aber doch nicht, weshalb ich Freitagmorgen noch eben schnell die Demo durchgespielt habe, bevor ich zutiefst enttäuscht zur Vorbereitung der Eltern-LAN gedüst bin. Dabei steckt hinter Mirror’s Edge so eine fanastische Idee, die eigentlich sogar sehr stimmig und atmosphärisch präsentiert wird. Bloß frage ich mich, wie man sich wirklich ernsthaft durch die futuristische Big Brother-Welt manövrieren soll, ohne sich früher oder später die Finger am Gamepad zu brechen.

Selten habe ich so eine Pad-Überbelegung erleben müssen. Und dass, obwohl man in diesem “Ego-Shooter” nicht mal schießen muss. Klar, man kann seine Gegner entwaffnen und mit diesen Wummen auch schonmal um sich ballern, nötig ist es aber nicht. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass die Steuerung eines Halo 3 oder Gears of War 2 deutlich eingängiger ist. Von kontextsensitiver Button-Belegung scheinen die Dice-Jungs bislang noch nie was gehört zu haben.

Dabei weiß die Spielwelt als solche, mit ihrer extrem stylishen, sehr reduzierten Optik in dezenter Comic-Anmutung doch ohne weiteres zu überzeugen. Wenn ich aber bereits im Tutorial dank fummeliger Steuerung stellenweise nur mit Trial & Error weiterkomme, verdient es ein Spiel nicht, von mir in der Vollversion erstanden zu werden. Ich erinnere mich allein an diese eine Stelle, an der man von einem Häuserdach zum anderen springen soll und kurz vor dem Aufprall auf dem Boden via Knopfdruck abrollen muss, um nicht seinen Exitus zu erleben. Was hilft es da, wenn ich fast 20mal die Löffel abgebe, weil das Game meine Eingabe registriert oder das Timing nicht auf die 100stel Sekunde genau stimmt und ich beim 21sten Mal ohne ersichtlichen Grund weiterkomme, wenn ich anschließend nichtmal die Möglichkeit habe, die Stelle vielleicht nochmal zu absolvieren, um zu schauen, ob mein zufälliges Weiterkommen eventuell auch reproduzierbar wäre? Mirror’s Edge? Nein, danke.

Über Tomb Raider: Underworld hab ich neulich schonmal ein paar Worte verloren. Leider blieb dabei das Spielerische ein wenig auf der Strecke. Mir hat sich zwar der angebliche Reiz der ersten Teile nie sonderlich erschließen können (der zweite war der einzige, an dem ich mich mal kurzzeitig versucht habe, aber die Steuerung hat mich auch hier in den Wahnsinn getrieben), aber spätestens mit Tomb Raider: Legend hat Lara mich dann doch gekriegt. Ganz ohne Atombusen.

Underworld sieht, genau wie seine Vorgänger, fantastisch aus, legt noch eine ordentliche Schippe drauf und zeigt sich vom Leveldesign von seiner besten Seite. Die Übersicht leidet meiner Meinung nach zwar wirklich sehr deutlich angesichts des enormen Detailreichtums, die Kamera hakt noch genau so wie bei den beiden Vorgängern, aber wenn man erstmal mit Lara von Vorsprung zu Vorsprung hechtet und sich dabei an den großen Rätseln probiert (bei denen ausnahmsweise mal keine Kiste leiden mußte), vergisst man diese kleinen Makel. Schade nur, dass die einzigen ernstzunehmenden Gegner in der Demo eine praktisch vom Aussterben bedrohte Tierart vertreten. Ein wenig mehr Feingefühl täte auch hier gut. Es sind gar nicht immer die Killerspiele, die mit schlechtem Beispiel voran gehen 😉

Banjo Kazooie soll ja im Original ein ziemlicher Renner gewesen sein. Keine Ahnung, hab ich nie gespielt. Weil ich traditionell den Nintendo-Konsolen eher ablehnend gegenüberstehe. Wenn ich vom neuesten Teil der Reihe, mit dem wieder einmal furchtbar bescheuert eingedeutschten Untertitel “Schraube locker“, auf das Original schließen sollte, würde ich sagen: da hab ich nicht viel verpasst. Da sich Schraube locker dem Vernehmen nach aber so überhaupt nicht an seinen Wurzeln orientiert, geh ich einfach mal davon aus, dass die Fans der ersten Teile recht haben.

War das Ur-Banjo Kazooie wohl einmal ein reinrassiges Jump’n’Run mit jeder Menge netter Gimmicks, hat Rare für den neuesten Streich offenbar sämtliche Altasten über Bord geworfen und von Grund auf ein völlig neues Spiel entwickelt, das mit seinen Wurzeln anscheinend rein gar nichts mehr zu tun hat.

Dazu gibt es eine so derartig eklig quietschbunte Welt, dass es einem schon vom bloßen Hinsehen die Hirnrinde verklebt. Nicht nur, dass man sich nach 5 Minuten spielens erstmal einen ruhigen weißen Raum und eine Tasse Baldrian wünscht, sorgt das Farbchaos abseits optischer Reizüberflutungen auch für eine gewisse Unspielbarkeit. Die Übersicht geht irgendwie flöten. Dagegen erscheint Geometry Wars wie ein buddhistischer Zen-Kurs. Auch spierlerisch macht das komische Fahrzeug-Geschubse nicht sonderlich viel Spaß, so dass man sich Banjo Kazooie: Schraube locker ohne weiteres sparen kann, um sich stattdessen noch ein wenig mit dem zwar ebenfalls quitschbunten, aber trotzdem angenehmer daherkommenden Viva Pinata zu vergnügen. Aber vielleicht schau ich mir nun endlich mal das Original Banjo Kazooie auf dem Xbox Live Marktplatz an.

18 Comment

  1. Hach wie gern würde ich auch über Mirror’s Edge urteilen aber die Demo gibt es bisher ja nur für die Konsoleros. Sehr sehr schade.

    Ich hoffe das ich mit der Steuerung glücklicher bin als du. Da du jedoch mit der Tomb Raider Steuerung halbwegs zufrieden bist, glaube ich fast nicht dran. Denn die war der Grund dafür, dass ich TR Anniversary nach den ersten Spring- und Hangelversuchen wieder deinstalliert habe (die Kameraführung spielte da wahrscheinlich auch noch mit rein).

    PS: Bin auf deine Meinung zur Left 4 Dead (Demo) gespannt… View all comments by zeroql

  2. Also bei Mirror’s Edge bin ich völlig anderer Meinung. Endlich mal ein Spiel das einen komplett anderen Ansatz geht. Diese Turnerei finde ich klasse und im Gegensatz zu dir Christian (ohne das jetzt böse zu meinen), hatte ich überhaupt keine Probleme mit der Steuerung. Klar, man stirbt mal hier und mal da, aber das ist in anderen Spielen auch nicht anders. Wie mich die 3 Polizisten verfolgt haben kam so richtig das Gefühl auf, dass ich auch verfolgt werde. So in die Richtung: Lauf um dein Leben.

    Hätte ich nicht 4 neue Spiele die ich noch durchspielen “muss”, dann würde ich wohl auch hier zulangen. Jetzt muss ich aber erstmal den Rest der hier noch so rumliegt bedienen.

    Gestern kam die Left4Dead Demo ja auch raus. Find ich nicht schlecht, aber mir wurde es schlecht. Alles so dunkel und schnell und dann auch noch die vielen Zombies. Uff, ich werd doch kein Motion Sickness haben? View all comments by MasteRehm

  3. Ok, das klingt doch schonmal besser, ich habe wieder Hoffnung 🙂

    Left 4 Dead hat mich durchaus überzeugt. Einziger Kritikpunkt nach einem Abend – das zu Stande kriegen eines Games mit Leuten aus meiner Friendslist. Wählt man die dedicated Variante muss/musste man durchaus mal länger warten bis man spielen konnte und den Server lokal zu hosten hat zwar funktioniert, jedoch nicht für alle. Wenn es läuft bringt es mir in jedem Fall eine Menge Spielspaß und wird bei erscheinen gekauft. View all comments by zeroql

  4. Da bin ich ja direkt froh, dass Mirror’s Edge nicht nur mir Probleme macht. Die Steuerung – naja. Mich hat vielmehr überrascht, dass ich nicht überrascht war. Habe ich auch schon zu viele Previews gesehen? Der “Flow”, den ich mir von dem Spiel versprochen hatte, hat sich bei der Demo jedenfalls nicht eingestellt. Außerdem stört es mich enorm, dass es in diesem Spiel Schusswaffen gibt. Klar, man muss nicht selbst schießen, wenn man nicht will. Aber es wäre doch viel cooler gewesen, hätte sich Dice auf Verfolgungsjagden beschränkt. View all comments by Kai

  5. Bitte was? “Pad Überbelegung”??? Sorry, Christian, aber diese Aussage bedeutet nur eines: EPIC FAIL!

    Junger Mann, du gehst jetzt sofort zurück an deine Konsole und spielt die Mirrors Edge Demo noch zehnmal durch, sonst geht es ohne Abendessen in’s Bett. Dieses Spiel ist ein neues Genre – First Person Platformer. Natürlich braucht man da eine Eingewöhnungszeit. Aber wenn man dann erstmal das Gefühl dafür hat, wird alles wunderbar.

    Und was das “Stelle nochmal absolvieren” angeht – einfach am Ende des Trainingslevels (nachdem man die beiden Miniplatformen benutzt hat um an die Leiter zu springen) nicht zur Entwaffnungsübung gehen sondern sich links hochziehen, dann kann man fast den gesamten Trainingsparcour nutzen und nochmal frei ablaufen. Mach das zwanzig mal und du wirst sehen, wie du plötzlich durch die Gegend fetzen und die Wände hochgehen kannst.

    Herrjeh, ich fasse es nicht, dass jemand diesem Spiel tatsächlich nach nur einmal ausprobieren keine Chance geben kann. View all comments by m.a.

  6. Ja, Tastenüberbelegung. Diese blöden Knopf-Kombinationen zum Schlagen, Treten, Spucken, Kratzen und Beißen (Oder was immer Frauen so machen) sind total dämlich und dürften vor allem in späteren Spielabschnitten schnell in Hektik und Verwirrung ausarten.
    Und dadurch, dass ich alleine die Stelle mit dem Abrollen mindestens 20mal probiert habe und auch ansonsten so manche Stelle der eigentlich VERDAMMT kurzen Demo neu versuchen musste, HABE ich das Ding unterm Strich mehr als einmal gespielt 😉 View all comments by Christian

  7. Beim ersten Durchspielen der Demo hatte ich auch so meine Probleme mit der Steuerung. Aber da mich das Spiel dennoch gereizt hat, genauer gesagt hat mich das Achievement Test of Faith (das Spiel ohne Waffeneinsatz beenden) gereizt, habe ich die Demo dann noch zweimal durchgespielt und es wurde immer besser. 🙂 Die Steuerung ist nämlich nicht kompliziert (meiner Meinung nach), sondern nur anders, weil man überwiegend die Schultertasten benutzt. Und der Flow kommt in der Demo leider nicht zustande, weil man ständig die Tutorialhinweise bekommt. So pfiffig wie m.a., einfach mal einen Teil des Demo-Levels nochmals zu absolvieren, war ich leider nicht.

    Ich freue mich auf das Spiel. Mir gefällt aber auch die Optik und die Musik des Spiels sehr gut und ich finde es, wie bereits erwähnt, einfach gut, dass man dafür belohnt wird das Spiel ohne Waffeneinsatz durchzuspielen. View all comments by Einzelspieler

  8. Ich schließe mich bezüglich “Mirror’s Edge” MasteRehm und Co. an. Mit der Steuerung hatte ich selber nur zu Beginn Probleme, danach ging es fast schon wie von selbst. Nun gut, da gab es ein einziges gottverdammtes Rohr, an dem Faith anscheinend kein Interesse hatte, für mein Weiterkommen aber wichtig war… Aber das ist auch die einzige Stelle, die mich in der Demo genervt hat.

    Allerdings steht aufgrund dieser “Trilogie”-Drohung “Mirror’s Edge” erst mal ganz weit hinten bei mir an. Zumindest bis mir jemand sagt, ob das Spiel ein offenes Ende hat oder nicht.

    Was “Banjo-Kazooie: Nuts & Bolts” betrifft: Mir hat die Demo sehr gut gefallen. Klar, der Fokus liegt eindeutig auf den Fahrzeugen und die Steuerung der beräderten Untersätze ist zum Teil etwas Gewöhnungsbedürftig, aber nach ein paar Testrunden hat man hier eigentlich auch den Dreh raus. Vielleicht war ich aber auch vom Demo-Level (der mit zahlreichen Anspielungen auf die Vorgänger gespickt ist) dermaßen geblendet, dass ich über die Schwächen auch gerne mal hinwegsehe.

    Und wenn dir die bunte Grafik nicht gefällt, dann verbringe deine Zeit lieber weiterhin mit “Gears of War 2”. Ich für meinen Teil ziehe den farbenfrohen Zuckerschock jederzeit dem grau-braunen postapokalyptischen Szenario vor. 😉 View all comments by Alanar

  9. Hey, nichts gegen grau-braune, postapokalyptische Szenarien, ich komm aus Fallout3 kaum noch raus ;). Wenn man das so liest, hoffe ich, dass die PC-Steuerung Egoshooter-typisch perfekt ausfallen wird… View all comments by laZee

  10. spliffstar says:

    Also wegen der Mirrors Edge Kritik:

    Du musst eigentlich nur kurz VOR dem Aufprall die “ducken”-Taste gedrückt halten. Hat bei mir immer wunderbar funktioniert.
    Ich hätte mir das Spiel auch vom Fleck weg gekauft, aber die angeblichen 5 Stunden Spielzeit und der fast nicht-vorhandene Onlinemodus haben mich abgeschreckt. Ich werds mir wahrscheinlich kaufen, wenn der Preis auf die Spieldauer angemessen gesunken ist. View all comments by spliffstar

  11. “Ja, Tastenüberbelegung. Diese blöden Knopf-Kombinationen zum Schlagen, Treten, Spucken, Kratzen und Beißen (Oder was immer Frauen so machen) sind total dämlich und dürften vor allem in späteren Spielabschnitten schnell in Hektik und Verwirrung ausarten.”

    Es ist KEIN FIGHTING GAME! Es ist auch KEIN SHOOTER! Bei dem Spiel geht es darum so schnell wie möglich von Punkt A zu Punkt B zu kommen, eventuell mit Umwegen über Punkt C, wenn es denn sein muss (aber auch nur, wenn man nicht sieht, dass man die Belüftungsrohre auch als Klettermöglichkeit benutzen kann). Wenn du mehrfach kämpfen oder schießen willst SPIELST DU ES FALSCH! Das ist als würde ich Halo spielen und mich beschweren, dass ich meine Gegner nicht besiegen kann, indem ich ihnen auf den Kopf springe. FALSCHES GENRE!

    “Und dadurch, dass ich alleine die Stelle mit dem Abrollen mindestens 20mal probiert habe und auch ansonsten so manche Stelle der eigentlich VERDAMMT kurzen Demo neu versuchen musste, HABE ich das Ding unterm Strich mehr als einmal gespielt”

    Ich kann einfach nicht glauben, dass ich so viel besser bin als du. Du springst, wenn du gar zu schlecht bist orientierst du deinen Blickpunkt nach unten, und wenn du kurz vor dem Aufprall stehst drückst du die linke untere Taste. Das ist keine Raketenwissenschaft. View all comments by m.a.

  12. Die Steuerung von Mirror’s Edge hat mir auch Probleme bereitet. Mich hat aber hauptsächlich die Belegung gestört. Ich kann mich nicht damit anfreunden, dass alle Hauptaktionen auf der linken Controllerseite hängen. Ist ungewohnt, aber eventuell gewöhnt man sich daran.
    20mal gestorben bin ich an der “zieh-die-Beine-an”-Stelle. Warum ich das beim 21. Mal geschafft habe, weiß ich bis jetzt noch nicht…

    TR:U fand ich ganz nett, aber die hektischen Bewegungen in Verbindung mit der noch hektischeren Kamera haben bei mir für Übelkeit gesorgt. View all comments by Kazoom

  13. Das ist als würde ich Halo spielen und mich beschweren, dass ich meine Gegner nicht besiegen kann, indem ich ihnen auf den Kopf springe. FALSCHES GENRE!

    LOL, der ist gut 😀 View all comments by MasteRehm

  14. also was mirror’s edge angeht
    ich finde das ziemlich erbärmlich dass du mit der steuerung nicht zurecht kommst. es gibt spiele die viel mehr funktionen haben mit den tasten! wie hir schon erwähnt wurde, das ist ein EPIC FAIL.
    echt traurig wenn man nicht mal mit der so unglaublich einfachen steuerung nicht zurecht kommt View all comments by robin

  15. Tja, so ist das Leben. Jeder hat halt so seine Fähigkeiten, Talente und Macken. Ich komme halt nicht mit der Mirror’s Edge-Steuerung zurecht. Ja und? Bin ich deshalb erbärmlich? Vielleicht. Aber das Schöne ist, dass ich dieses Wissen im Hinterkopf habe, dass Du und viele andere dafür in anderen Disziplinen und Fähigkeiten restlos versagen würden, die ich gut beherrsche.

    Epic Fail?
    Hmm… you fail too, biatch! View all comments by Christian

  16. […] du mit der Steuerung des echten Mirror’s Edge nicht zurecht kommst, möchte ich dir hiermit eine Alternative vorstellen: Das Mirror’s Edge 2D […] View all comments by Mirror’s Edge für den Endoflevelboss • Blog Archive • gamequickie

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