Guitarero Mobilero

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Während die Gibson Guitar Corp. (Ihr wißt schon, das sind die Typen, die uns die legendär-göttlichen Les Paul und Lucille-Gitarren beschert haben) momentan fröhlich jeden verklagen, der irgendwie mit dem Vertrieb der Guitar Hero-Reihe zu tun hat, ist Activision derweil unbekümmert damit beschäftigt, das Gitarrenheld-Franchise weiter auszubauen und die Milchkuh ordentlich zu mästen. Neuester Coup: Die Hosentaschen-Schrömmel für unterwegs. Sprich: Guitar Hero wird mobil und erscheint demnächst auch für Nintendo’s kleinen DS. Kein Zweifel: Musikspiele liegen derzeit offenbar voll im Trend und vor allem Harmonix hat mit seinem Gitarrencontroller und dem damit verbundenen Spielprinzip jede Menge frischen Wind in das Genre gebracht. Der Erfolg gibt ihnen Recht und deshalb überraschte es seinerzeit auch nicht weiter, dass Ubisoft etwas von dem Kuchen abhaben wollte und selbst eine Art Gitarren-Simulator rausgehauen hat. Jam Sessions heißt das gute Stück, das aber anscheinend nicht so ganz den Anklang gefunden hat, den man sich erhofft hat. Lag vielleicht auch daran, dass es zwar die Fähigkeiten des DS ganz gut ausgenutzt hat, aber eben nicht von dem Charme eines eigens angefertigten Controllers profitieren konnte. Doch immerhin hat Ubi damit Pionierarbeit auf dem DS geleistet, der bislang von Activision sträflich vernachlässigt wurde. Das holt man im Hause des demnächst wohl größten Publishers nun aber auch schleunigst nach und ballert uns mit Guitar Hero on Tour ein ganz besonderes Stück um die Ohren.

heldauftour02.jpg Dabei bleibt man seinem Faible für die etwas andere Bedienung treu und setzt nicht einfach auf den Eigenschaften des DS und seiner sowieso schon besonderen Steuerung auf, sondern spendiert dem kleinen ein eigenes kleines Gitarrenmodul, damit wir auch mit der mobilen Version des Spiels ordentliche Akkorde greifen können. Das Teil wird einfach in den GBA-Slot des DS geflanscht, das Gerät wie bei Dr. Kawashima und Co. hochkant gehalten und schon kanns losgehen. Sieht zwar trotzdem nicht im entferntesten wie eine Gitarre aus, sondern erinnert von der Haltung eher an einen Camcorder, aber spaßig scheint das allemal zu werden. Aufgrund der etwas merkwürdigen Haltung gibt es deshalb auch nur 4 statt 5 Druckknöpfe zum Greifen der Akkorde. Dafür scheint man aber als Ausgleich ein stilechtes Plektrum mitgeliefert zu bekommen, um, ganz Rockstar-like, ordentlich abgehen zu können.

Ein bißchen Sorgen mache ich mir ja trotzdem, vor allem wegen der Art, wie man die mobile Konsole hält. Dadurch, dass die “Noten” auf dem oberen bzw. dann ja linken Display vorgegeben werden, befürchte ich leichte Haltungsschäden bei längerer Nutzung. Um mit einem Plec ordentlich schrammeln zu können, müßte man den DS etwas schräger halten, wodurch das Display ziemlich stark nach links kippt und man seinen Kopf entsprechend hinterherneigen muss. Wohlgemerkt: Ich hab das Teil noch nicht in der Hand gehabt, aber gerade einfach mal mit meinem nackten DS rumprobiert, wie sich das wohl ungefähr anfühlen müßte. Aber vielleicht klappts ja trotzdem ganz gut und meine Sorgen sind völlig unbegründet.

Bis zum Veröffentlichungstermin hat man ja mit Sicherheit noch genügend Zeit, sich mit diversen Übungen auf diese Haltung vorzubereiten. In der Zwischenzeit kann man sich dann auch noch schön die kleine Schlammschlacht genießen, die Gibson gerade veranstaltet. Im Hause des Gitarrenbauers scheint man dank Guitar Hero auf die geniale Eingebung gebracht worden zu sein, dass man durch Vergabe einer Lizenz für den Nachbau der Les Paul als Controller ja direkt doppelt absahen könnte. Und das geht so: Zum einen streicht man die anfallenden Lizenzgebühren ein, läßt den millionenfachen Vertrieb des Spiels zu und sahnt dabei schön lräftig mit ab, anschließend beruft man sich auf ein Patent, dass man vor einer halben Ewigkeit mal angemeldet hat und das sich auf das Musizieren mit einem Instrument zu vorgefertigter Musik bezieht und -ZACK! – kassiert man ein weiteres Mal ab. Patentrechte kann man sich ja schließlich wunderbar bezahlen lassen. Dazu gibt man noch eine markige Pressemeldung raus und alles wird gut:

“Die Gibson Guitar Corp. hat Klage gegen mehrere Händler eingereicht, welche Guitar Hero Produkte verkaufen die eines von Gibson Guitars U.S. Patenten verletzen. Gibson Guitar ergriff diese Maßnahme nur ungern, ist aber verpflichtet seine Markenrechte zu schützen und wird dies in Übereinstimmung mit dem Gesetz und seinen Rechten auch weiterhin gegen jeden anderen tun. Gibson hatte versucht diesen Fall durch direkte Verhandlungen mit Activision zu lösen, alsbald das durch eine von Gibsons Abteilungen geführte Patent entdeckt und durch einen außenstehenden Anwalt bestätigt wurde. Activision entschied einen Prozess zu initiieren, ohne Gibson davon in Kenntnis zu setzen. Jetzt muss Gibson die Einhaltung seiner Patente verfolgen, nachdem Guitar Hero Games bereits seit Jahren veröffentlicht wurden.” (via AreaGames.de)

Klasse Idee eigentlich. Aber mal ehrlich: Wieviel muss man geschnieft haben, um die kleinen Plastik-Gitarren ernsthaft als Musikinstrument zu bezeichnen? Und mindestens genau so kurios: Gibson ist auch beim aktuellsten Teil der Serie wieder als Lizenzgeber mit von der Partie. Crazy, dieses Musikbusiness.
Bilder: Activision/IGN

3 Comment

  1. Ich finde, es ist ein riesen Fehler, das Ding unter dem “Guitar Hero” Label laufen zu lassen. Man hätte die Neigung der DS User zu obskuren Dingen mit dem seltsamen Aussehen des Einsteckmoduls verbinden sollen und es schlicht “Ziehharmonika Heros” nennen sollen… ich hätt’s gekauft. View all comments by mio

  2. Das sieht für mich nicht so aus, als ob man den Kram für längere Zeit ordentlich halten und spielen kann. Und jetzt mal ehrlich: wie soll sich denn bitte der Sound anhören? Wohl eher Marke “Plastikkrächzen”… View all comments by grobi

  3. Oh Gott, vor allem vor dem Schrömmel-Sound graust es mir. Dazu gibt es dann ein ordentliche Nackenstarre samt amtlichem Fingerkrampf und fertig ist das Spielerlebnis der ganz besonderen Art. View all comments by Christian

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