Hating Games is easy

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Yessas, wer hätte das gedacht? Da konzipiert der Mann ein Spiel, dass sich besser verkauft als geschnitten Brot und Burger mit Fritten, scheffelt mit und durch Nintendo umgerechnet 11 Millionen Dollar an Lizenzgebühren und dann das: Dr. Kawashima hasst Videospiele. Sie machen ihm Angst, passen nicht in sein Bild einer Leistungsgesellschaft und sind offenbar in der schulischen Entwicklung gerade Heranwachsender nur hinderlich: “What is scary about games is that you can kill as many hours as you want. I don’t think playing games is bad in itself but it makes children unable to do what they should do such as study and communication with the family”, zitiert ihn etwa gamesindustry.biz. Und ganz nebenbei führt der Mann auch noch seine eigenen Spiele ad absurdum, wenn er auf seinen Glauben an strikte Disziplin und pocht und einwirft, dass Lernen nicht gleichbedeutend mit Spaß ist oder sein kann: “Having fun is not studying. Making them study is not to entertain children but to pressure them to make efforts. People fall to lower and lower places unless they are driven to go higher.” Bei dem guten Mann hat entsprechend wahrscheinlich auch zuhause niemand was zu lachen. Die Kinder müssen bestimmt den ganzen Tag überm Schreibtisch hocken oder sich die Finger am Klavier wundspielen, während der Doktor das ganze schöne Geld lieber in seine Forschung buttert, statt den Lieben daheim auch nur einen einzigen Cent zugute kommen zu lassen. Hilfe!

8 Comment

  1. Hey! Nichts gegen Klavierspielen! Ich verweise mal auf die Netzeitung. View all comments by Chris

  2. Klavierspielen ist super. Würde ich auch gerne können. Wollte nur das Klischee des asiatischen Musik-Unmenschen bedienen, der mit übermenschlich flinken Fingern über die Klaviatur schießt und präziser als ein Schweizer Uhrwerk spielt 😉 View all comments by Christian

  3. Die Aussagen sind zudem, meinem Informationsstand nach, recht weit weg von aktueller pädagogischer Forschung. Kinder lernen hervorragend beim “spielen”, Druck (z.B. durch Zensuren) ist hochgradig kontraproduktiv… View all comments by Ben

  4. Das klingt mir alles in allem wirklich nach völlig antiquiierten Vorstellungen aus der Zeit vor 1950. Kawashima steht bestimmt auch noch höchstselbst mit einem Bambusrohr daneben und schlägt zu, wenn seine Kinder sich beim Klavierspielen vertun. View all comments by Christian

  5. Mhm, ich nehme mal an, der gute Dr is Japaner? Wenn ja, überlegt mal wie das dortige (und in vielen anderen asiatischen Ländern ähnliche) Bildungssystem aussieht. Iirc get es da um lernenlernenlernen, und das hauptsächlich mit druckdruckdruck. Von daher würde so eine aussage durchaus die Meinung seiner Mitbürger treffen… View all comments by asnoka

  6. Ja, das stimmt wohl. Umso erstaunlicher finde ich, dass dieser Mann einerseits solche Lehrmethoden anpreist, andererseits ein absolut konträres “Spiel” entwickelt, hinter dem er im Grunde genommen überhaupt nicht steht. View all comments by Christian

  7. Ich weiß ja nicht…

    Kleines Beispiel: Wenn du (ob nun heute oder vor hundert Jahren) in eins der wenigen Spitzenorchester weltweit kommen willst, dann fängst du beispielsweise so mit fünf Jahren an, Geige zu lernen. Zuerst übst du nur ein paar Minuten am Tag, gegen Ende der Grundschulzeit dann sicher schon ein bis zwei Stunden, gegen Ende der Gymnasialzeit und während des Studiums vier bis fünf Stunden oder noch mehr. Täglich!

    Sicher gibts die Hochbegabten, denen immer alles sofort gelingt, die spielen aber trotzdem mehrere Stunden am Tag Geige, weils einfach Spaß macht. Und lernen dabei. Dann gibts den Großteil, die nicht so Begabten, die können Stunden um Stunden üben, ohne dass sich irgendein Erfolg einstellt. Kein Talent. Bei Typen wie mir, bei denen das Talent halt irgendwie reicht, gehts spürbar vorwärts, aber es ist oft genug verdammt harte Arbeit, qualitativ auf höchstem Level anzukommen. Spaß auch, ja, aber bei weitem nicht immer.

    Deswegen habe ich zu “Kinder lernen, wenn sie Spaß haben, und Druck ist kontraproduktiv” ein zwiespältiges Verhältnis. Denn Tatsache ist, wenn meine Eltern nicht während der Grundschulzeit den Druck aufgebaut hätten, wirklich täglich Zeit mit dem Instrument zu verbringen und nicht nur dann wenn es regnet, dann wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Das wäre schade, denn ich bin sehr glücklich dort wo ich bin. 🙂

    Den nötigen Weitblick, die Einsicht in die Notwendigkeiten, hat man als Kind einfach noch nicht. In anderen Berufen ist das natürlich lange nicht so krass, aber die Erkenntnis gilt ja auch für viele andere Bereiche des Lebens. Wann denkt man als Schulkind denn wirklich ernsthaft an die Zeit danach und daran, was man dann mit sich und seinem Abschluss mal machen will? Die letzten drei Jahre? Die Lebenserfahrung deiner Eltern, dass die Schulzeit auch irgendwann vorbei ist und wie der Ernst des Lebens danach aussieht, auf den sie dich vorbereiten wollen, diese Lebenserfahrung kannst du noch gar nicht haben.

    Insofern finde ich Kawashimas Aussagen gar nicht so problematisch. Spiele sind an sich nicht schlecht, aber man kann jede Menge Zeit damit vernichten. Bezweifelt das einer von uns? Und dass es genügend Kinder und Jugendliche gibt, die mehr Zeit damit vernichten, als gut für sie wäre, ist doch auch nicht falsch, auch wenn man das nicht so pauschalisieren sollte, wie er das tut. “Having fun is not studying” kann ich als Aussage auch voll unterschreiben, es meint doch deutlich was anderes als “Studying is not having fun”. Der Spaß beim Lernen wird ja nicht ausgeschlossen, aber Spaß haben ist eben nicht automatisch gleichbedeutend mit Lernen.

    Der Knackpunkt ist da: “making efforts” macht Spaß! Klar macht gut sein und Erfolg haben Spaß. Während im Spiel aber oft genug der Weg dorthin auch spaßig ist, ist das im Leben eben nicht immer so. Da darf man als Elternteil oder Lehrer dann vielleicht schon mal genug Druck aufbauen, um das Kind über die ersten Hürden zu hieven, bis es lernt, dass Hürdenlauf Spaß machen kann. Kawashima selbst scheint “making efforts” jedenfalls jede Menge Spaß zu machen, sonst hätte er nicht die gesamte Kohle in seine Forschung gesteckt.

    Einen Widerspruch zu Kawashimas Spielen sehe ich auch nicht. Mit kaum einem anderen Spiel dürfte man effektiv so _wenig_ Zeit verbraten wie mit seinem Gehirnjogging. Nach spätestens ner Viertelstunde Training bist du für den Tag einfach fertig, Ende, Aus. Weiter gehts erst morgen. Und bei aller Motivation ist der Cyber-Kawashima mit seinem ganzen Gerede von wegen “Sie müssen täglich trainieren” schon ziemlich hart an der Grenze zum “Druck aufbauen”. Das “Spiel” besteht aus reinem Gedächtnistraining, das nicht mal besonders spielerisch verpackt ist, und Spaß machts nur wegen “making efforts”. Weil man merkt, dass es was bringt. Das passt zu seinen Aussagen doch wie der Arsch uffn Nachttopp. View all comments by Chris

  8. Ouch, ich sollte meine Englischkenntnisse entstauben und “efforts” demnächst korrekt mit “Anstrengungen” und nicht mit “Fortschritte” übersetzen. 🙂

    Was Kawashimas Aussagen wirklich bedeuten, hast du uns übrigens verschwiegen. Und das find ich selbstredend auch deutlich zu krass:

    Despite developing software for Nintendo, Kawashima banned his four sons, now aged 14 to 22, from playing video-games on weekdays, with only one hour allowed at weekends, and once destroyed a disc when they broke the rules.

    siehe die komplette AFP-News View all comments by Chris

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