Der eSport wird salonfähig

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Erstaunliches tut sich derzeit in der Medienlandschaft. Vergessen scheinen die bösen Killerspieler, die pickelig und Pizza-mampfend in ihrem dunklen Kämmerlein sitzen und eifrig Pläne schmieden, wie man so eine Schule wohl am imposantesten in die Luft jagen könnte. Stattdessen wendet man sich neuerdings wohl ieber den eher erfreulichen Seiten des Gamings zu. Sogar die Süddeutsche Zeitung, die sich dereinst noch dezent über die “Verdoomung der Republik” echauffierte, schwenkt seit geraumer Zeit in eher nüchtern-sachlichere Fahrwasser ein und informiert immer wieder gerne über Neuerscheinungen auf dem Markt. Gut, von einigen konservativen Blättern wie der FAZ dürfte wohl nach wie vor nicht allzu viel gutes zu erwarten sein, gemeinhin beginnt man allerdings so langsam, die Verjüngung einiger Redaktionen durch nachrückende Schreiberlinge, die mit Videospielen aufgewachsen sind, zu spüren. Das Essener Zeitungshaus WAZ geht mit dem Neustart seines eigenen Webauftritts, einer eierlegenden Wollmilchsau aus klassischer Newsseite, Blog, Community-Portal und Webzwonull-Allround-Klitsche, namens Der Westen noch viel weiter als alle anderen.

Dort findet sich vom Start weg unter dem Ressort Sport tatsächlich eine eigene Rubrik für den eSport. Man mag es kaum glauben. Von Vorstellungen alter Gameklassiker, über Berichterstattungen zum Intel Friday Night Game bis hin zu Interviews mit Clanmitgliedern oder -Managern wird man dort fündig. Und das sogar recht ansprechend und kompetent aufgearbeitet. Nun bin ich persönlich nur noch darauf gespannt, wie oft und in welchem Umfang es dort in Zukunft tatsächlich Updates geben wird und wie sich die gesamte Berichterstattung in Zukunft weiterentwickeln wird.

Denn mit einer solchen Rubrik geht der WAZ-Konzern – meiner Meinung nach – auch eine gewisse Verantwortung ein, über die er sich vielleicht selbst noch gar nicht so im klaren ist. Wer nämlich selbst dem eSport (und damit auch Spielen wie Counter-Strike und Co.) ein derart großes Forum gibt, wird sich künftig sehr hüten müssen, wenn tatsächlich mal wieder irgend so ein Spinner austiltet und mir nichts, Dir nichts in einer Schule herumwütet. Dann nämlich wird man es sehr schwer haben, eine dermaßen reißerische und mit heißer Nadel gestrickte Berichterstattung rund um die so geschimpften ‘Killerspiele’ bringen zu können, wie wir es aus der Vergangenheit gewohnt sind. Weil: genau in dem Moment, da man doch wieder in alte Rollenmuster und Klischees verfällt, schafft man es ebenso, sich selbst öffentlich unglaubwürdig zu machen und sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Denn soviel steht jetzt schon fest: den eSport zu featuren und gleichermaßen Killerspiele zu verdammen, geht einfach nicht zusammen.

3 Comment

  1. Wir werden es lesen wenn der erste wieder durchdreht. Schau mer mal wie sich das Onlinemag dann gibt.
    Aber ansonsten: Coole Sache mit der Rubrik. Ich bin zwar kein eSportler (schade eigentlich) und kann deshalb keine Aussage für diese Gruppe machen, aber schlecht ist so etwas wie die WAZ macht sicherlich nicht. View all comments by suicide

  2. Scheint aber zumindest so, dass auch mal kleinere Themen abseits des eSport behandelt werden.
    Generell auf jeden Fall sehr lobenswert, das Ganze. Bin mal gespannt, wie sich das weiterentwickelt. View all comments by Christian

  3. […] etwas über zwei Monaten hatte ich schon einmal kurz darüber berichtet, dass der WAZ-Konzern alle seine Zeitungs-Websites zu einem einzigen großen […] View all comments by end of level boss » | » Wohin soll’s gehen?

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