Rockstar Classics – Grand Theft Auto 2

Im Rahmen seiner Rockstar Classics-Reihe hat Rockstar Games nun auch den zweiten Teil seiner über alle Maßen erfolgreichen wie umstrittenen Grand Theft Auto-Reihe als kostenlosen Download veröffentlicht. Zusammen mit GTA 1 und Wild Metal stehen nun also schon drei Klassiker der Spieleschmiede völlig für umme bereit. Ein feiner Zug, bekommen so doch auch Leute, die von den Anfängen der Serie nichts mitbekommen haben (zu jung? lieber Ponyhof gespielt?) endlich auch einmal Gelegenheit, ein wenig verpaßter Spielegeschichte aufzuarbeiten. Aber Vorsicht: wer bisher nur die aktuelleren GTA-Teile kennt, sollte nicht zuviel erwarten. Vor allem was die Grafik angeht. Die war seinerzeit nämlich noch in 2D (Teil 1) bzw. später dann zwar schon in einer Art Pseudo-3d (Teil 2), allerdings sah man die Spielwelt damals noch komplett aus der Vogelperspektive, was so oder so nicht sonderlich viele grafische Finessen zu bieten hat(te).

Ich persönlich muss ja leider sagen, dass ich mit GTA zu keiner Zeit jemals richtig warm geworden bin. Und das völlig unabhängig von der Grafik – die, nebenbei bemerkt, schon bei erscheinen des ersten Teils völlig veraltet war und seitdem mit jedem neuen Teil aktuellen Standards immer im mindestens 2 Jahre hinterher hinkt. Zumindest das könnte sich ja anscheinend mit dem nächsten Teil endlich ändern. Jedenfalls verspricht der Render-Trailer schon so einiges. Andererseits: Wer glaubt schon vorgerenderten, auf Hochglanz polierten Image-Spots? Aber sei es drum, GTA hat sich im Grunde sowieso nie durch seine Grafik zu definieren versucht, sondern vielmehr durch seine riesigen wie in sich stimmigen Spielwelten. Gut, die waren in den Anfangstagen auch noch relativ überschaubar, wuchsen aber mit jedem weiteren Aufguss um ein vielfaches.

Was beim stetigen Ausbau der Spielewelt aber meiner Meinung nach immer wieder vergessen wurde, war ein wirklich ausgefeiltes Gameplay, das endlich mal über den Fahre-zu-Punkt-A, hol-Dir-dort-eine-Mission-ab, fahre-dann-zu-Punkt-B-und-knall-irgendwen-über-den-Haufen–Einheitsbrei hinausgeht. Na klar, man bekommt jedesmal eine neue pseudocoole Gangsterstory erzählt, die aber im Grunde genommen immer nur eine Wiederholung ihrer selbst ist: kleiner Straßengangster nimmt Aufträge für Obermotz an, steigt langsam in Rang und Ansehen um sich am Ende selbst zum neuen Obermacker aufzuschwingen. Dabei ist der Protagonist dann mal weiß, mal schwarz, heißt mal Vercetti, mal CJ und mal ganz anders, rennt durch das imaginäre Liberty City, das an Miami angelehnte Sonnenparadies Vice City oder durch den Stadtstaat San Andreas, hat auch sicherlich jedesmal einen anderen Hintergrund oder eine andere Motivation, aaaaber: letztlich ist das doch immer alles das Gleiche in Grün. Die Macher sind anscheinend immer so sehr damit beschäftigt, möglichst viele Mackersprüche für den Hauptdarsteller zu sammeln und soviel Zeit in den – zugegebenermaßen jedesmal über alle Zweifel erhabenen – Soundtrack zu stecken, dass ganz elementare Dinge beim Design oftmals völlig auf der Strecke bleiben.

So ist mir gerade beim Anspielen von GTA2 als erstes mal wieder aufgefallen, wie grottenschlecht allein die Steuerung umgesetzt ist. Nun bin ich ja sowieso kein Tastatur-Spieler, aber selbst mit dem optional anschließbaren Gamepad hat es einem doch direkt wieder jeden Spaß am Spiel gleich zu Anfang zunichte gemacht. Und leider ist das innerhalb der Reihe kein Einzelfall. Wie oft hab ich allein bei Vice City vor meiner PS2 gesessen und war versucht, mein Gamepad kleinzubeißen, bloß weil sich sämtliche Autos steuerten wie ein Haufen Schleim auf Treibsand. Oder weil das gottverdammte Zielsystem einen auf alles hat schießen lassen, nur nicht dahin, wo es eigentlich nötig war. Wie oft hab ich bloß allein dadurch ins virtuelle Gras gebissen? Ich vermag es nichtmal mehr zu schätzen, aber wer dabei noch ruhig bleiben und Spaß am Spiel erleben kann, steckt sich bestimmt auch Rasierklingen in den Popo.

Über den völlig unausgeglichenen Schwierigkeitsgrad beispielsweise in Vice City möchte ich am Liebsten auch einfach mal den Mantel des Schweigens hüllen. Oder über die überaus lästigen wie überall auftretenden Popups, die einen beim Auto- oder Motorradfahren immer unvermittelt irgendwo haben reinkrachen lassen, was wiederum dazu geführt hat, dass ich so manche Mission mehr als einmal neu starten durfte. Wenn man dazu dann immer noch durch die halbe Stadt fahren muss (die ja, wie wir wissen, eben immer größer und größer wurde), weil die einzelnen Speicherpunkte so unglaublich weit auseinander liegen, dann vergeht mir einfach auch noch das letzte bißchen Motivation. Was hilft mir dann dieser überaus grandiose Soundtrack, der praktisch alleine schon 80% der Spiel-Atmosphäre ausmacht, wenn ich einfach nicht weiterkomme? Und dafür, mir einfach im Spiel ein Auto zu schnappen und am Wegesrand stehend sämtliche Radiosender einmal durchzuhören, war das Ganze nunmal nicht gedacht. Zumal es dafür ja die ein oder andere CD-Box mit den kompletten Soundtracks einzeln zu kaufen gibt.

Und womit ich in Spielen ja sowieso überhaupt nichts anfangen kann, ist dieses dämliche Sammeln von irgendwelchen Items, die in irgendwelchen Ecken versteckt rumgammeln. Und wenn man dann 100 davon hat, bekommt man ein virtuelles Goodie, mit dem man sowas von überhaupt nichts weiter anfangen kann… Egal in welchem Spiel. Ich kann auch ohne weiteres in epischen Rollenspielen an solchen Sidequests und Sammelaktionen vorbeigehen. Gibt mir überhaupt nichts, sowas.

Was unterm Strich also bleibt, ist eine Serie mit arschcoolen Hauptdarstellern, jeder Menge Rumgefluche und noch viel mehr Geballere. Das alles zwar irgendwie filmreif präsentiert, aber meiner Meinung nach bleibt das eigentliche Spiel dabei ziemlich auf der Strecke bleibt. Damit stehe ich aber anscheinend sowieso ziemlich alleine da. Überall sonst heimsen die GTA-Spiele ja jederzeit Höchstwertungen und Lobeshymnen en Masse ein, so dass Ihr Euch also völlig unbesorgt jeden Teil der Spielreihe ohne weiteres zulegen könnt. Also auch GTA2 als kostenlosen Download. In diesem Sinne: Viel Spaß damit!