There must me a light…

There’s one thing that I should remember: there is a light at the end of the tunnel.“* Andrew J. Cairns war einst nicht nur der Godfathter des Speed-Trash-Metal-Fun-Punks und Held meiner verschwendeten Jugend, sondern als weiser Poet auch Autor dieser Songzeilen und damit auch ein Stück weit Hoffnungsgeber in dieser derzeit etwas schwierigen Phase meiner Existenz. Irgendwann im Sommer letzten Jahres hatte ich mir mal ganz fest vorgenommen, wieder häufiger und regelmäßiger zu bloggen. Ausdauernder, bissiger, zurück zu alten Wurzeln. Jawoll! Und was ist passiert? Genau: das Gegenteil. Und warum? Sagen wir so: das Leben, die Liebe und der ganze Rest haben mich einfach stärker in ihre Fänge geschlossen, als mir stellenweise lieb sein kann.

Andererseits bin ich aber auch ganz froh, nicht mehr ganz soviel Zeit vor dem Bildschirm verplempert zu haben wie seinerzeit, als ich noch im Zwei-Tages-Rhythmus Statements zum aktuellen Treiben der Gamesindustrie in die Welt gerotzt habe, die sowieso kaum jemand gelesen hat (SEO kann mir mal die Hupe schmatzen!).

Ich war draußen. So richtig an der frischen Luft! Ich habe Sport getrieben. Viel Sport! Ich habe sogar mit dem Bouldern angefangen. Und es gefällt mir. Ich habe Freunde getroffen, war tanzen, trinken, feiern, habe Gespräche geführt, viele, lange und intensive und ich habe geweint, gelitten, getrauert, gejammert, geflucht und verrückt gespielt. Von allem zuviel. Und doch wieder nicht. Weil das Leben manchmal andere Pläne mit einem hat, als man selbst – und diese Pläne nicht zwangsläufig besser erscheinen als das, was man gerade hat.

Kurzum: ich habe einen Beziehungsbruch hinter mir und die letzten fünf Monate vorrangig damit verbracht, mit mir selbst klarzukommen. Schon erstaunlich, wie nebensächlich (zumindest für mich) so ein ehemals intensiv betriebenes und gepflegtes Hobby werden kann, wenn um einen herum gerade die ganze Welt zusammenbricht und man sich sicher ist, alles verloren zu haben, was das Dasein überhaupt erst lebenswert gemacht hat. Schon erstaunlich wie nebensächlich alles wird. Spiele jedenfalls sind in den vergangenen Monaten völlig aus meinem Fokus gerückt. Ja nicht nur das, ich habe sie sogar aktiv immer weiter zurück gedrängt, will momentan nicht das Geringste mit ihnen zu tun haben, interessiere mich nicht die Bohne für sie.

Mein Feedreader quillt über vor neuen Gaming-Blogposts? Mark all as read! Die Newsseiten und Podcasts, die ich ehedem täglich besuchte und regelmäßig konsumierte? Kann man auch mal wunderbar ignorieren! Die Konsolen, die mich täglich traurig aus der einen Ecke neben meinem Fernseher anstarren? Seit vier Monaten praktisch ungenutzt. Meine PlayStation 3 – zu meinem Umzug letzten Oktober noch voller Freude angeschafft – dürfte der mit großem Abstand teuerste DVD-Player sein, den ich mir jemals angeschafft habe. Zu mehr habe ich sie seit Dezember nämlich nicht mehr genutzt. Resistance 3, Uncharted 3, Flower und all die vielen anderen Blockbuster, die ich mir zudem im vergangenen Jahr noch für die Xbox 360 geholt habe? Kein einziger wurde durchgespielt. Schlimmer noch: die Collector’s Edition von Arkham City steht hier seit vergangenem Jahr völlig ungespielt in der Gegend herum.

Um es kurz zu machen: ich spiele nicht mehr. Aus Gründen. Verschiedenen Gründen, die hier dazulegen mir zu müßig ist. Und ich habe nicht vor, in nächster Zeit wieder im größeren Rahmen damit anzufangen. Auch wenn mich Dark Souls nach wie vor wahnsinnig anmacht und in meinem Hinterkopf über mich lacht. Über mich und meine Schwäche. Es lacht mich hämisch aus, weil es mich scheinbar besiegt hat. Aber das ist mir egal. Von meinem Strandkorb aus richte ich meinen Blick in die Sonne und genieße den Duft des Kaffees in meiner Hand und das Zischen der Grillguts auf dem Rost. Nein, jetzt gerade nicht. Es ist schließlich Nacht. Aber generell.

Das alles führt mich aber schließlich zu der Frage: Was – um Himmels Willen – soll nun bloß aus diesem Blog werden? Ich kann es ja schließlich nicht ewig brach liegen lassen. Einstampfen wäre auch keine wirkliche Lösung; zuviel Herzblut und zuviel Zeit und Energie ist in den vergangenen bald sechs Jahren in dieses kleine Hobbyprojekt geflossen. Was bleibt also? Eine Erweiterung des Themenspektrums? Aber in welche Richtung? Technik, Gadgets, Apps, Netzpoliti, Social Media, Blablup? Alles schon tausendfach vorhanden und entsprechend überflüssiger, als ein Kropf, wenn ich mir darüber nun auch noch Gedanken mache. Ich kann und will ja auch nicht ausschließen, dass ich irgendwann vielleicht doch wieder mit dem Zocken anfange… aber momentan steht mir alles andere als der Sinn danach. Obwohl – ich hätte da noch einen Artikel zur PSVita im Hinterkopf, den ich unbedingt noch schreiben muss. Sonst aber nichts.

Ich glaube, ich beschäftige mich auch weiterhin erstmal damit, emotional wieder auf die Beine zu kommen und mein Leben so gut es geht zu genießen, in der Hoffnung, das rettende Licht am Ende des Tunnels zu erblicken und die erleuchtende Eingebung zu erhalten, wie das hier alles weitergehen soll. In der Zwischenzeit erwartet lieber nicht allzu viel von mir. Ich kann sowieso kaum mehr mitreden. Bis es also wieder etwas – meiner Meinung nach –  halbwegs lesenswertes in die Tasten zu hauen gibt, summe ich derweil noch ein wenig den Therapy?-Klassiker von oben vor mich hin und hoffe auf ein kleines Wunder.

* “30 seconds” – Therapy?

Bild: ich. Alle Rechte vorbehalten.

5 Comment

  1. Ich denke, du müsstest gar nicht so ausführlich erklären oder rechtfertigen, warum du hier kaum noch bloggst bzw. spielst. Ist eben so – “aus Gründen”. Wie du selbst sagtest, verschiebt sich manchmal der Fokus schneller als jemals gedacht und meistens ist es auch besser, das zu akzeptieren. Interessant/”bedenklich” wird, wenn’s das alles dein Endpunkt als “Gamer” markiert. Kopf hoch! View all comments by HomiSite

  2. Ich habe manchmal das Gefühl, dass dieser ganze Beziehungskram ähnliche Schaltkreise im Gehirn belegt, wie das intensive Zocken.

    Das soll jetzt nicht heißen, dass wir Spieler alle in unsere Konsolen verliebt sind – ist nur so eine Beobachtung. Ist da eine neue Beziehung oder endet eine Beziehung, geht die Zeit eher dafür drauf als für das Hobby.

    Ist alles erstmal geordnet, dann ist das Hirn wieder für das Zocken frei. View all comments by Michael Herzog (@senorkaffee)

  3. So unterscheiden sich die Reaktionen der Menschen. Mein letztes Beziehungsende liegt zwar schon 16 Jahre zurück, aber das Erlebnis war damals verdammt traumatisch und hat mich über längere Zeit in emotionale und psychische Grenzbereiche geworfen, die ich ganz sicher nie wieder ausloten will.

    Als es auch nach mehreren Monaten immer noch mit jedem Tag schlimmer statt besser wurde, mein Studium in immer ernstere Gefahr geriet und ich langsam ernsthaft überlegt habe, ob ich mich professioneller Ganztagsbetreuung übergeben muss, um finale Fehlentscheidungen zu verhindern, kam dann die Therapie in der unerwarteten Form von Computerspielen. Genau genommen in Form von Diablo. Das repetetive Gameplay, das gerade genug Resthirn benutzt und blockiert hat, die Item-Sammelei, die als Blitzableiter für meine obsessiven Gedankenspiralen gedient hat … Ich bin heute davon überzeugt, dass mir dieses Spiel mehr geholfen hat, als es jede andere Therapie gekonnt hätte. Letztendlich habe ich damals wieder angefangen, elektronische Spiele zu spielen, was ich eigentlich seit Ende der 80er mehr oder weniger komplett aufgegeben hatte, weil ich ja “ein Leben hatte”, das mir damals viel wichtiger vorkam. Dass Spiele einfach nur ein Teil dieses Lebens sein sollten und keine exklusive Alternative dazu, war für mich eine der im Rückblick wichtigsten Erkenntnisse dieser Zeit.

    Und heute? Ich bin seit 8 Jahren mit einer Frau verheiratet, mit der ich seit 13 Jahren zusammen bin. Videospiele sind mittlerweile wieder so sehr mein Primärhobby wie damals in der Schule, bevor ich “das Leben” entdeckte, und der emotionale Crash von 1996 ist ganz sicher nicht vergessen, aber zumindest verarbeitet. Ob mit oder ohne Spiele, Christian – ich hoffe, dass Du das in absehbarer Zeit auch sagen kannst. Und falls Du doch wieder Lust auf Games bekommen solltest, würde ich gerne wieder hier darüber lesen. View all comments by Zappes

  4. Ich lese deinen Blog schon lange und möchte jetzt nicht lange rumfaseln.

    Wenn du Lust hast zu schreiben, dann tu es. Ich werde es lesen.

    Mir ging es nie darum deine Meinung zu bestimmten Spielen zu hören – mir geht es um deinen Schreibstil.

    Wenn du jetzt so ne Art Tagebuch draus machst – bittesehr – würde dir gut stehen ^^ View all comments by RoH

  5. Wow, dass man mich vor allem wegen meines Schreibstils liest, finde ich ein sehr schönes Kompliment. Danke! Das zeugt gar von einer gewissen Narrenfreiheit, die ich bezüglich Meinung und Inhalt genieße. Sehr schön! View all comments by Christian

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