Alles auf eine Karte

(Achtung, in diesem Beitrag versteckt sich eine Ankündigung). Als ich neulich verkündet habe, mir mal eine Auszeit zu gönnen, war damit eigentlich nicht gemeint, dass der Laden hier anderthalb Monate brachliegen soll. Eigentlich bezog sich meine Ankündigung ausschlließlich auf meine Autorenschaft bei Polyneux (und selbst diesen guten Vorsatz habe ich schon beinahe wieder zum Sterben geschickt, wie man an meiner Mitwirkung am aktuellen Polyvieux zur Wing Commander Reihe sehen kann). Aber nunja, es ist wie es ist – und eigentlich war es auch mal ganz schön, den Sommer über mal den Kopf in gänzlich andere Richtungen zu drehen.

Das soll aber nicht bedeuten, dass ich in den vergangenen Wochen nicht hin und wieder doch ein wenig gedaddelt hätte. Bloß habe ich erstaulich wenig Zeit vor der Konsole verbracht. Stattdessen wurde das iPad von mir als Quell durchaus veritabler Spielfreude entdeckt. Von mir! Der Spielen an iOS-Geräten (bzw. an allen Geräten, die sich nicht mit einem anständigen Controller bedienen lassen) grundsätzlich eher abgeneigt gegenüber steht und der die Zahl wirklich guter Titel für das iOS auf maximal 5 beziffern würde (und nein: Angry Birds gehört definitiv nicht dazu!!!!!).

Wie dem auch sei. Vor wenigen Wochen jedenfalls geisterte kurz das wirklich nette Karten-Spielchen Kard Combat durch den Twitter-Fluss und landete daraufhin auch bei mir. Das kam mir ganz gelegen, weil ich zum einen zu diesem Zeitpunkt schon im Glauben gefestigt war, dass ein iOS-Gerät wirklich nicht zum Spielen gemacht ist, ich zum anderen aber geradezu verzweifelt auf der Suche nach einem fesselnden Spielprinzip war, das keine doofen Vögel beinhaltet, keine Adaption eines Titels fremder Plattformen war, nicht versuchte, herkömmliche Steuerungs- und Spiel-Prinzipien auf das Touchpad zu übertragen (Jump’n’Runs, Shooter etc. funktionieren einfach nicht mit einem Touchdisplay!) und das stattdessen mit einer halbwegs netten Idee und ein wenig strategischem Anspruch um die Ecke kam. Auftritt Kard Combat. Während andere allerdings maßlos begeistert schienen, fand ich das Spiel nach der Bezwingung des ersten Towers als recht abwechslungsarme Angelegenheit. Definitv ein gutes Spiel, aber die Langzeitmotivation des wohl entfernt an Magic angelehnten Sich-mit-Karten-Bekämpfens ist bei mir wohl noch auf einem Selbstfindungstrip.

Vielleicht ändert sich das aber ja noch maßgeblich, sobald ich erst einmal endlich meine erste Online-Partie hinter mich gebracht habe.

Da ich nie selbst Magic: The Gathering gespielt habe, und angefixt durch das grundsätzliche Flair, das Kard Combat versprüht, bekam ich dann doch mal Lust, ersteres auf dem iPad probezuspielen. Einziges Problem hierbei: Magic gibt es leider nicht für das iPad. Also musste ein Ersatz her, der dem Ganzen spielerisch möglichst nahe kommt. Nun habe ich zwar keine Ahnung, ob das tatsächlich der Fall ist, aber gefühlt war und ist das von mir gefundene Shadow Era genau das, was auch Magic für mich als Laien zu sein scheint: ein Kartenspiel voller Helden, Ausrüstungen, Zaubersprüche, Boni etc. mit einem süchtig machenden Sammel-Prinzip.

Um es kur zu machen: Shadow Era macht Spaß. Verdammt viel Spaß. Zumindest mir. Einzige Spaßbremse: Der Umfang an gebotenen Karten je Charakterklasse scheint mir nicht sonderlich hoch zu sein. Sollten mit höheren Leveln nicht auch noch weitere Karten oder neue Sets freigeschaltet werden, hat mein Magier bereits alle möglichen Karten zur Verfügung und benötigt lediglich noch ein wenig Feintuning in der finalen Zusammenstellung des Decks. Großer Wermutstropfen hierbei: über das Basis-Set hinausgehende Karten sind teuer. Sehr teuer. Die Belohnungen in Form virtuellen Goldes sind so niedrig, dass man geradezu ewig spielen muss, um sich einzelne Karten beim Merchant leisten zu können. Hier setzen die Entwickler eindeutig darauf, dass Spieler sich die – ebenfalls von Magic bekannten – Kartenpacks kaufen. Gegen echtes Geld, überwiesen mittels In-App-Käufen, versteht sich.

Und das kann dann wirklich sehr bald teuer werden. Denn ein 15er-Pack kostet umgerechnet 1,59€ – und beinhaltet stets einen bunten Strauß an Überraschungen. Denn natürlich sind die meisten Karten eines solchen Packs für den jeweils aktuellen Charakter völlig unbrauchbar. Glücklicherweise finden sich auch stets neue Helden unter den gekauften Karten, so dass man die Möglichkeit hat, sich mit diesen ein gänzlich anderes Deck zusammenzustellen.

Ich für meinen Teil übe aber lieber erstmal noch ein wenig mit meinem Magier.

Ach ja: ebenfalls ein wenig ärgerlich ist der Zwang, immer und überall mit dem iPad online sein zu müssen, um Shadow Era in seiner Gänze genießen zu dürfen. Erfahrungspunkte und Gold gibt es nämlich ausschließlich bei bestehender Server-Verbindung. Genießt man also während einer Zugfahrt (und dort spiele ich fast ausschließlich) die “Vorzüge” eines Funklochs, können die permanenten Kontaktversuche zum Server schnell lästig werden. Mir unverständlich, warum das in dieser Form implementiert wurde. Ansonsten gibt es jedoch nicht viel zu meckern. Die Grafik ist wirklich hübsch anzusehen, wartet mit einigen netten Effekten bei der Visualisierung von Zaubersprüchen etc. auf und der Sound klingt atmosphärisch (und bei weitem nicht so klischeehaft nervig-peinlich, wie etwa die Sprachausgabe von Kard Combat). Alles in allem also eine glatte Kaufempfehlung.

Wer übrigens kein iPad besitzt, für den gibt es Shadow Era auch auf diversen anderen Plattformen. Auf der offiziellen Website ist es sogar direkt im Browser spielbar. Ob und wie die Online-Anbindung zwischen den einzelnen Systemen funktioniert und ob ich als iPad-Spieler etwa einen potentiellen Kontrahenten am PC zu einem Duell einladen kann, konnte ich bislang allerdings noch nicht ausprobieren.

So – und damit direkt zur eingangs angekündigten Ankündigung: Gaming-Blogger aufgepasst! Voraussichtlich am Montag werdet Ihr eine Einladung zu einem exklusiven Blogger-Event zur gamescom von mir in Euren virtuellen Briefkästen vorfinden. Damit verbunden: Die Möglichkeit, Euch einmal genauer anzuschauen, wie eigentlich so ein gamescom-Messestand eines großen Konsolenherstellers entsteht. Also checkt regelmäßig die auf Euren Blogs angegebenen Mail-Adressen. Mehr dazu dann am Montag.

5 Comment

  1. Ich hab das Spiel selbst schon ne ganze Weile auf dem iPad und auch auf dem iPhone. Als ich es angefangen habe zu spielen, fand ich alles noch etwas durcheinander und kompliziert. Doch nach einiger Zeit, hatte ich mich reingefuchst.
    Jetzt nach einigen Montagen, komme ich wenn ich mal die Zeit finde und mich dran setzten kann kaum noch davon weg!
    Noch bin definitiv nicht gut aber auch kein noob, doch ich spiele es gerne auch wenn ich permanent zu verlieren scheine! ^^
    Das mit der Netzverbindung kenne ich sehr gut und auch das mit den Kartenpaks. Da muss finde ich echt noch was passieren, damit man auch ausgiebig und ohne Unterbrechungen (wie von dir bereits genannt auf z.B. einer Zugfahrt) spielen kann.
    Schöner Artikel hat mich gefreut mal wieder was von dir zu lesen. Weiter so! View all comments by Jen

  2. Witzig, irgendwie ist ja der Trading Card Game-Hype ausgebrochen. Ich habe kürzlich auch erst einen Blogtext zu Shadow Era geschrieben.

    Zu den Kartenpacks: Du kannst ja alle Karten, die du nicht brauchst, auch verkaufen. Selbst wenn in einem Pack nur zwei für dich brauchbar sind, kannst du also durch den Verkauf der anderen unbrauchbaren Karten meist genug Gold zusammenraffen, so dass du dir die Karten kaufen kannst, die du für dein Deck möchtest.

    Zu dem ständigen Online-Zwang: Mittlerweile gibt es auch einen Offline-Spielmodus, weiß aber nicht, ob du da EXP und Gold erhälst. Das Crossplattform-Konzept erfordert halt, dass du ständig online bist – dafür kann man es auch im Bowser spielen, was ich großartig finde. Und du kannst wirklich gegen Mitspielern auf jeder anderen Plattform zocken: einfach Spiel aufmachen, Passwort vergeben und los geht es. View all comments by Lance Gualtieri

  3. Danke ersteinmal.

    In den letzten Wochen hatte ich irgendwie lust auf ein “Kartenspiel” bekommen. Ich weiß auch nicht warum.

    Aber eine brauchbare PC Umsetztung zu finden ist nicht leicht. Ich wollte dafür nicht extra ein haufen Geld ausgeben.

    Das Spiel ist garnicht mal übel. Klar mit 20g Gewinn pro Spiel eine Karte für 800g zu erarbeiten dauert ewig. Andererseits ist das Spiel für mich zum nebenbei Datteln gedacht, so das ich auch damit leben kann halt größtenteils nur mein Startdeck zu haben.

    Was ich etwas schade fand war, das ich mich am Anfang für ein Held entscheiden musste ohne ein paar mehr Informationen zu den Helden bzw Klassenfertigkeiten zu bekommen. View all comments by Havyrl

  4. @Lance: Stimmt schon, verkaufen geht auch. Andererseits sind die Karte ja recht praktisch, wenn man irgendwann mal keine Lust mehr auf seinen Charakter hat und lieber eine neue Klasse anfängt. Deshalb bewahre ich mir die überschüssigen Karten erstmal auf.

    @Havyrl: Stimmt, was Informationen angeht, verhält sich das Spiel manchmal ein wenig geizig. Hin und wieder wird auch nicht ganz klar, was bestimmte Karten eigentlich genau tun. View all comments by Christian

  5. Nach deinem Text hier hab ich mir das Spiel auch mal aufs Ipad geladen.
    Da ich früher ein bißchen das TCG zu World of Warcraft gespielt habe, wusste ich so ungefähr was auf mich zukommt. Allerdings musste ich feststellen, dass Shadow Era dem WoW TCG einerseits sehr ähnlich ist, andererseits aber wesentlich einfacher zu lernen und zu spielen ist. Einfachheit könnte evt. zum dem Ergebnis führen, dass das Glücksmoment viel stärker ausgeprägt ist. Dazu muss ich aber erst mal einige Spiele gegen Gegner in Fleisch-und-Blut spielen.
    Jetzt teste ich erst mal alle möglichen Helden und Kombinationen. Und es macht höllischen Spaß!

    Nun aber zu etwas traurigem: Seid gewarnt wenn ihr infame Crystals erwerbt! Denn wenn nach dem bezahlen bei Apple keine Serververbindung zu den Servern von Shadow Era besteht, seid ihr Geld los aber habt keine Crystals und schlagt euch mit dem Support von Shadow Era und Apple rum. Shadow Era hat zwar zügig geantwortet aber sie wollten mir natürlich nichts glauben und konnten noch nicht mal in ihrem System nachvollziehen wie der Sachverhalt ist. Nun sitz ich hier und warte. Mal sehen. Jedenfalls hab ich das Vertrauen in Apple verloren. Weshalb ich sofort auf meinen Geräten InApp-Kauf-Möglichkeiten gesperrt habe und auch meine Kreditkarte für den Store gelöscht habe. Ich lad mir einfach etwas Geld mit Gutscheinen auf und gut ist. View all comments by Commander Z

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