Hass! Kaltglühend serviert!

Selbst nach fast einem Jahr voller Frust und ungezählten beherzten Bissen in mein geliebtes (und einziges) Gamespad ist es mir immer wieder ein Rätsel, wie so ein unglaublich miserabel ausbalancierter Kacklevel wie die brasilianischen Favelas es in so ein sündteures Big-Budget-Game wie Modern Warfare 2 schaffen konnte, ohne dass irgend jemand dem dafür verantwortlichen Designer den Pimmel mit einem Fleischwolf entsaftet hat. Was, in drei Teufels Namen, haben die Activision-Schergen sich eigentlich dabei gedacht, als sie dieses unverfrorene Machwerk widerlichsten Balance-Wahnsinns – gegen Zahlung eines noch heute lächerlich überhöhten Preises – via Einzelhandel an mich übergaben, während sie mir mit vor Gier blinden Augen das Geld mit ihren gekrümmten Krallen entrissen?

Hin und wieder überkommt mich das dringende Bedürfnis, einfach mal wieder virtuell die Sau durchs Dorf toben zu lassen und hirnlosen Polygonfickern den Kopf zu Brei zu schießen. Und wozu greift man, wenn man von der bösen Videospiel-Industrie zu solchen Triebtaten konditioniert wurde? Genau: zum Vorzeige-Proll-Shooter schlechthin. Nirgendwo sonst scheißt man schließlich so zynisch auf Moral und Ethik, nirgendwo sonst kann man ungestraft 900 Schuss Munition in wehrlose Zivilisten feuern und ihnen beim qualvollen Ausbluten zusehen, während man auf der Couch sitzend genüsslich eine Tasse Kaffee schlürft.

Genau in solchen Momenten reiner Mordgier also greife ich gerne mal zu Modern Warfare 2, beginne ein neues Spiel, setze den Schwierigkeitsgrad auf Hardened und langweile mich durch die ersten, zigmal gesehenen Missionen, ehe mein Alter Ego schließlich in Brasilien und damit in der Hölle landet. An diesem Punkt kippt das Spiel dann in aller Regelmäßigkeit von “schwierig, aber stets meisterbar” auf “holy mother of fuck, welcher dumme Flachwichser ist für diese verfickte Unverschämtheit von zufallsgesteuertem Schwierigkeitsgrad zuständig?!?” und ich beiße mir an einem Level, den man in Abwesenheit von Gegnern in vermutlich 32 Sekunden vom Anfang bis zum Ende durchqueren könnte, so dermaßen die Zähne aus, dass eine Stunde um die nächste ins Land ziehen können, ohne dass ich nennenswerte Fortschritte mache.

Das ist insbesondere insofern frustrierend, als danach im gesamten Spiel bei gleichbleibendem Schwierigkeitsgrad keine bis kaum weitere Stellen zu finden sind, die so sehr auf das Glück des Protagonisten (also meines) setzen, wie in den Favelas. An keiner anderen Stellen verspürt man so sehr den Drang, sein Gamepad zu nehmen, auf die Straße zu treten und vor lauter Wut auf die Entwickler wahllos mit dem weißen Kunststoff auf vorbeieilende Passanten einzuprügeln, um sich halbwegs abzureagieren, wie an dieser einen Stelle.

Überhaupt ist mir selten bis nie ein Spiel untergekommen, dass so vehement den in mir brodelnden Wunsch nach der Einführung von öffentlichen Geißelungen mir unliebsamer Game-Designer an die Oberfläche durchbrechen lässt, wie Modern Warfare 2. Und das nur wegen dieses. einen. verdammten. Levels! Es ist ekelhaft. Es ist widerlich. Nicht nur, dass das Spiel als solches jegliche Moral, jegliches Fingerspitzengefühl, jegliche Schranke des guten Geschmacks mit Kot bewirft, sondern dass es Menschen auch noch so dermaßen an den Rand offen auszulebender Aggression treibt, dass diese sich nur noch durch ein frustriertes und mit unflätigen Schimpfworten und wüsten Flüchen durchzogenes Blogpost zu wehren wissen, um sich abzureagieren und nicht durch eine explodierende Halsschlagader dahinzuscheiden.

Ich würde jetzt gerne ein nach draußen gehen, frische Luft schnappen und ein wenig das erhitzte Gemüt abkühlen lassen, aber ich passe leider nicht mehr durch die Tür. SO einen Hals habe ich. Eigentlich erstaunlich, dass meine Konsole noch freudig vor sich hinröhrend an ihrem angestammten Platz vor mir steht, statt den Weg aller zu Klump getretener Silikonchips zu gehen.

Sorry für diesen sinnfreien, brutalen, schlecht gelaunten, anstößigen, unflätigen und zu Gewaltphantasien neigenden Artikel, aber das musste einfach mal raus. Im Gegenzug dürft Ihr mich nun gerne für diesen Scheiß beschimpfen und mir ordentlich Eure Meinung geigen. Oder Ihr lasst einfach ebenfalls Eurer Wut und Eurem Frust über von Euch gehasste Spielpassagen oder komplette Spiele freien Lauf und wir formen gemeinsam die Kommentarsektion zu einem Mahnmal glühenden Hasses gegen jede schlechte Designentscheidung, die es jemals in ein fertiges Game geschafft hat. Bring it on!

11 Comment

  1. Gegen Gears ist Modern Warfare 2 inhaltlich doch nichtmal halb so schlimm.

    Bezüglich Favelas… ich habe da auf Veteran auch hier und da ins Gamepad gebissen, aber es ist doch letztlich nur Auswendiglernen wo die Gegner spawnen. Dächer absuchen, nur meterweise vorrücken… passt schon.

    Was mich eigentlich viel mehr ärgert, ist dass man zwar Multiplayerkarten zu horrenden Preisen verscherbelt, aber immer noch keine einzige neue Co-op-Karte nachgereicht hat. Die sind nämlich toll! (bis auf die Favelas!) View all comments by Ben

  2. *gaehn* das spiel auf veteran ist doch fürn arsch. gegen ki spielt man so oder so nicht mehr. geh gegen menschen spielen im multiplayer wenn du gegner suchst.

    ceeya at bfbc2 View all comments by rambo

  3. Ich hab den Level auch gehasst und hab nicht mal auf hohen Schwierigkeitsgraden gespielt. In kleinsten Wellblechhütten auf auf allen Dächern stecken die Gegner zu dutzenden…

    Was mich halt nervt bzw. wofür ich keine Nerven habe: Natürlich kann man, wie Ben schrieb, die Levels mit Auswendiglernen und Vortasten schaffen, aber solch ein Vorgehen widerspricht irgendwie der Actionfilm-Attitüde des Games, zumindest in dem Level.

    PS@Ben: Grrr, Chime, grrr! 😉 View all comments by HomiSite

  4. @Pseudoroxor Rambo: Im Multiplayer ist das Spiel doch genau so. Auswendiglernen der Level, damit man weiss wer wann wo welchen Schusswinkel hat. Insofern ist der Favela-Level wohl der, der dem Multiplayer am nächsten kommt.

    @Holmes: Hehe, hehe. View all comments by Ben

  5. Ich hab das Spiel damals auf Veteran in einer Nacht durch gehabt (kein Vergleich zu World at War… DAS war unfair) und fand diesen Abschnitt nun nicht so schwer. Ganz anders dagegen die Abschnitte mitten in den USA, wo man z.B. dieses Spezialfahrzeug beschützen muss. Das habe ich richtig gehasst. View all comments by Daniel Pook

  6. ich habs wenigstens auf veteran durch und kann dir sagen das eine ki berechenbarer ist als ein mensch im multiplayer. wie willste denn das auswendig lernen von wo die kommen? die kommen jedesmal von woandersher. ich fand das flugzeugfeld auf veteran schlimmer als die blechhütten. aber alles langweilig gegen bfbc2 online.

    john View all comments by rambo

  7. Chuck Norris says:

    Is Nicht Euer Ernst? View all comments by Chuck Norris

  8. Ja, die Favelas (Ihr müsst das Wort übrigens in eurem Kopf immer mit dem dämlichst-möglichen Akzent vorsprechen: FA-WELLASZ) sind böse, aber ich muss sagen, dass ich MW2 auf Veteran angenehm fordernd fand. Richtig fies fand ich die Duschen im Gulag, da hab ich stellenweise ‘ne Minute in der Ecke gesessen und still vor mich hingeweint 😉 View all comments by Pascal

  9. Du hast SO. VERDAMMT. NOCHMAL. Recht.
    Dieses Level hat mich in meine Tastatur (scheiss Konsolen ;)) beißen lassen auf Hardened .. View all comments by Unknown?

  10. Also ich fand Favela relativ einfach im Vergleich zu Missionen wie “Loses Ende” oder “Der Feind meines Feindes”. Auch das Ende von “Notfall” war sehr fordernd mir gegenüber, da war Favela ein Traum mit Palmen dagegen^^ Aber ich hab immer gechillt und mein Gamepad ist noch wunderbar unbeschädigt 😀 View all comments by Xcyberpet

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