Erwartungen, Aktualität und das liebe Geld

Nein, so düster sieht die Spiele-Realität noch nicht aus

Da hat sich die Diskussion um meinen letzten Artikel doch in eine interessante Richtung entwickelt. Wieso überhaupt dem Hype folgen und teuer Geld investieren, wenn man doch einfach lange warten kann und dann für wenig Geld, dafür jedoch mit vielen unterschiedlichen Meinungen und Rezensionen im Kopf, gezielt einzelne Spiele kaufen kann? Warum nicht erst in die Videothek und einen Titel ausleihen und gezielt antesten, bevor man wirklich ordentlich Kohle in einem Fehlkauf versenkt? Das war aber eigentlich gar nicht das, worauf ich hinaus wollte. Klar ist es generell einfacher, billiger und nervenschonender, wenn man sich ein Spiel erst lange nach Release holt und dabei ein gutes Geschäft macht. Dann fällt es auch aus finanzieller Sicht nicht so schwer, wenn ein Game nach 2-3 Stunden wieder in die Ecke wandert. Darum gehts mir aber auch nur bedingt. Ich ärgere mich über jeden Titel, der meine Zeit verschwendet. Bei anderen Medien mache ich an, bin sofort drin und mache einfach wieder aus, wenn es mir nicht gefällt. In ein Spiel muss ich mich erst reinarbeiten, ein Spiel muss ich mir erst erarbeiten, mich mit den Grundlagen vertraut machen und mir nach und nach das große Story-Puzzle erschließen. Ich stecke also zu einem gewissen Grad Arbeit hinein – bei einem schlechten Spiel leider für nichts und wieder nichts. Sowas ärgert mich.

Hinzu kommt für Spiele-Blogger noch ein weiteres Problem: Aktualität. Wir wollen ja auch nicht ständig nur über Titel schreiben, die bereits vor einem oder zwei Jahren durch sämtliche Medien gepresst wurden und von denen wir sowieso schon nichts mehr lesen wollen, weil alles, was es zu sagen gab, bereits mehrfach über uns herein gebrochen ist. Also muss auch schonmal ein neuer Titel her, den wir dann aber eben selbst bezahlen dürfen, weil die Industrie kein Interesse daran hat – meistens gar nicht daran haben kann – uns zu bemustern. Als Blogger bin ich unberechenbar, empfange keine Werbegelder und bin dementsprechend schlecht zu kontrollieren bzw. unter Druck zu setzen und gebe einen Scheiß auf all die NDAs (Non Disclosure Agreements oder kurz Verschwiegenheitserklärungen), die momentan so unglaublich stark in Mode kommen. Ich persönlich versuche die Problematik zu umgehen, indem ich mich verstärkt auf Meta-Bloggerei in Form von Beobachtungen aus dem Spiele-Alltag konzentriere. Aber wenn ich mal über was Aktuelles schreiben möchte, habe Ich keine Lust, mir von der Industrie einen Maulkorb anlegen zu lassen oder um Werbeeinnahmen bangen zu müssen, nur weil ich mal wieder einen Verriss veröffentlicht habe. So klein unsere Blogs im Vergleich sein mögen: das Internet vergisst nie und eine Flut an Kritiken vermeintlich kleiner “Medien” kann genauso stark meinungsbildend sein wie ein großer Artikel eines etablierten Magazins. Das wissen auch die großen Publisher und fürchten entsprechend um ihren mühsam (durch die unter Blut, Tränen und Schweiß verrichtete Arbeit ganzer PR-Geschwader) aufgebauten guten Ruf. Also muss ich genauso in den Laden latschen und 45-75 Euronen auf die Theke klatschen, wenn ich mal einen halbwegs aktuellen Review bringen will oder einfach nur wissen möchte, was hinter all dem Hype steckt. Und manchmal, ja manchmal, lasse ich mich ja auch selbst von all den tausenden und abertausenden positiven Previews, den Unmengen von geschönten Screenshots und wild wie phänomenal mitreißend geschnittenen Trailern blenden und kaufe ein Spiel bei Release einfach nur, weil ich selbst unglaublich heiß auf das Ding bin… bleibt einfach nicht aus, so leid es mir tut. Umso beruhigter bin ich dann immer, wenn ein Titel ausnahmsweise tatsächlich mal dem ihm vorauseilenden Ruf gerecht wird und die Ausgabe nicht völlig vergebens war.

Trotz allem hätte ich natürlich nichts dagegen, wenn mir hin und wieder mal ein paar Rezensions-Exemplare mehr in den Briefkasten flattern würden. Und sei es nur zum Zwecke der Verlosung. Denn soviel Zeit, um all das, was da so den Markt überschwemmt, spielen zu können, habe ich schließlich auch nicht. Gaming und Blogging ist nach wie vor zwar eine grooße Leidenschaft, aber eben bloß ein Hobby. Für das – und hier schließt sich der Kreis – allerdings nur ein begrenztes Budget zur Verfügung steht, das ich nur äußerst ungern in totale Softwaregurken stecke und stattdessen lieber einmal mehr ins Kino gehe.

22 Comment

  1. Man will doch einfach auch ein Teil des Hypes sein. Ich weiß noch genau, wie ich am Releasetag der Wii einer der ersten war die vor dem Elektronikmarkt in der Schlange standen. Das war einfach nerdy und spaßig. Bei Spielen ist es zum Teil das Gleiche. Ich wollte mir eigentlich Alone in the Dark zulegen. Zum Glück hab ich das Release verschlafen.

    Ich drück dir die Daumen, dass der letzte Absatz mehrere Publisher lesen ;P View all comments by MasteRehm

  2. Hehe, ganz witzig. 🙂

    Zum einen beteiligst Du dich selbst am Hype um manche Titel, z.B. bei Edna. Zum anderen forderst Du an etlichen Stellen Medienkompetenz, scheinst diese aber im Umgang mit Spielereviews nur eingeschränkt zu besitzen, bzw. sämtliches Wissen über Bord zu werfen, sobald nur laut genug geworben wird. Das sind keine Vorwürfe, nur Beobachtungen. View all comments by m.fehn

  3. Bei Edna beteilige ich mich an keinerlei Hype, sondern habe das Spiel tatsächlich regeltecht verschlungen und geliebt. Edna ist wirklich großartig, wobei ich immer wieder betonen muss, dass es hier immer nur um meine persönliche Meinung geht.
    Ich denke, eine euphorische Review zu schreiben macht auch noch lange keinen Hype, dazu gehört deutlich mehr. Klar hat das auch mit Medienkompetenz zu tun, ob man auf den großen Hypezug aufspringt oder nicht und natürlich kritisiere ich all das gerne. Aber ich denke, dass niemand so richtig davor gefeit sein kann, egal wie groß die Medienkompetenz sein mag. Ich bin auch bloß ein einfacher Mensch, der hier über seine persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Games schreibt. Da darf ich meinen eigenen Lehren auch durchaus mal zuwider handeln 😉 Ich will mir ja nicht herausnehmen die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. View all comments by Christian

  4. ….mein “Problem” (hach hat der Mensch Probleme!) dabei wäre recht einfach zu erklären: “GTA-IV”. Keiner wusste was es werden wird; auch wenn die Previews recht optimistisch waren. Mich hat es dennoch ein klein wenig enttäuscht. Trotzdem musste ich das Spiel am Release haben! Ich mein…wofür hab denn die topaktuelle 360 da stehen?

    Damit ich ewig auf ne Demo warte? Ewig auf einen Preisnachlass warte? Nee, das Argument zählt nicht.
    Hypes macht man sich eh nur selber. View all comments by Chris

  5. Bei Edna beteiligst Du dich doch in dem Augenblick am Hype, sobald alle anderen ™ das Spiel ebenfalls verschlungen, als grandios eingestuft und darüber extrem begeistert geschrieben haben. 🙂 View all comments by m.fehn

  6. Es ist immer noch etwas anderes, ob man ein fertiges, längst in den Verkauf gelangtes Spiel ausgiebig durchspielt, dabei jede Menge Spaß hat und anschließend darüber schreibt, oder ob man sich als Teil der PR-Maschinerie instrumentalisieren lässt und unzählige Previews auf Basis von nichts als geschönten Screenshots, Pressemitteilungen, Videos und 20 Minuten Anspielzeit eines speziell präparierten Levels fertigt, bevor auch nur eine annähernd spielbare Alpha des Endprodukts existiert. DAS ist für mich Hype, alles andere ist die Euphorie darüber, endlich mal wieder ein gutes Spiel in Händen halten zu dürfen.
    Zu sagen, dass das einem Hype gleichkommt, würde bedeuten, dass all die verklärten Schwärmereien über Spieleklassiker der Vergangenheit auch nichts weiter wären als Hype. Wenn ich also demnächst meine Eindrücke über meine gerade mal 2 Wochen jungen Ersterfahrungen mit Guitar Hero niederschreibe und befinde, dass das ein großartiges Spiel ist, das mir sehr gut gefällt, auch wenn es einige Macken hat – ist das dann Hype? Ich glaube kaum. View all comments by Christian

  7. Wenn der Review gleichzeitig mit 100 anderen Berichten über dieses Spiel erscheint — sehr wohl. View all comments by m.fehn

  8. Ich glaube, sobald man eine nur teilweise deckungsgleiche Meinung hat wie “der Hype”, dann nimmt man bereits am Hype teil, ob man will oder nicht. Man hyped dann vielleicht nicht aktiv, aber das kann im Nachhinein dann keiner mehr wirklich auseinanderhalten :). View all comments by laZee

  9. Dann sollte man also lieber 3 Monate warten, bevor man seine Meinung veröffentlicht, um sich ja nicht verdächtig zu machen? View all comments by Christian

  10. Am besten behält man seine Meinung ganz für sich. 🙂 View all comments by m.fehn

  11. Moin Moin,

    ich gebe es offen zu ich bin Süchtig. Wenn ich eine Sache haben will dann kann ich nicht warten. Egal ob Film, Buch, Musik oder Spiel. Ich will es jetzt und sofort. Und nicht 2 Monate später.

    Und gewisse Sachen will man einfach besitzen und nicht nur in der Videothek ausleihen. Nach über 26 Jahren Video zocken kann man gewisse Title noch ganz gut einschatzen. So das sich die Zahl der Fehlkäufe in grenzen halt. Besonders da EB Games die Videospiel bis zu sieben komplett zurück nimmt. So geht man gar kein Risko ein. View all comments by actionman

  12. Edna? Gutes Spiel hin oder her, aber um Edna wurde doch kein Hype gemacht? View all comments by MasteRehm

  13. Wahrscheinlich bekommt Marcus bloß die gleichen Edna-Pressemeldungen wie ich und schlussfolgert das daraus 😉

    @Actionman: stimmt, manche Sachen will man einfach haben. Vor allem, wenn es dann auch noch eine schöne Special Edition-Box gibt muss man doch halbwegs schnell zuschlagen. View all comments by Christian

  14. @Actionman: Seh ich auch so. Oft klappts mit der richtigen Spürnase. Ab und an ist mal Dünfiff dabei; ist halt so. Wieder und noch ein Argument das es von allem und jedem Demos geben müsste…

    Definitionskrieg Hype: Wasn das für euch? Nur weil die gängigen Redaktionen “Edna” gut bewerteten ist es jetzt ein Hype? Ich habe aber auch keinen übergroßen “Edna” von der S-bahn lächeln sehen; siehe GTA. Ergo: Doch kein Hype? Oder nur ein Halber?

    Wie schon erwähnt; Hype macht man sich nur selber. Hype ist für mich auch ganz klar ein “Videospielerwort”: Ist ein heftig umworbenes Spiel ein Flop geworden; “wars der Hype um nichts, war ja klar”. “Gerechtfertigter Hype” -> Wenn ich sowas lese denk ich, ich bin im Kindergarten.

    @ChefChristian: Den Special-Edition Wahn hab ich bis auf (Bioshock) nie mitgemacht: Irgendwann geh’ ich ja doch in die Kiste 😉

    Bis dahin will ich ein tolles Spiel.
    Keine tolle Verpackung. View all comments by Chris

  15. Die Sache mit dem Hype ist so wie so ein zwei schmeidiges Schwert. Sieh Assassin’s Creed was hat man sich alles von diesem Spiel erwünscht. Ein GTA im Mittelalter und was wars ein durchschnittliches Actionspiel nix weiter. Und kommt mir jetzt nicht mit irgendwelchen Meta Ebenen. (Das selbe passend auch auf GTA 4. Wobei dieses vom Spiel gefühl 1000 mal besser ist als AC, ist einfach runder)

    Aber die Sache ist doch eigentlich ganz einfach, im Grunde sind wir alles Media Junkies. Und brauchen unseren nachsten Schluss egal ob Film, Musik oder Spiel.

    Wir wollen unterhalten werden.

    So und jetzt gehts mit dem Arsch ins Bett , war ein Harter Freitag im Roxy und Venus Keller 😉 View all comments by actionman

  16. @Chris: Gibt ja zwei Arten von Hype. Einmal den der Macher und Medien. Also möglichst viel Werbung ballern, Previews, Teaser usw., also eine groß angelegte Werbe- und PR-Kampagne mit breit gefächerter Präsenz, der man sich nicht entziehen kann (außer man ist taub und blind).

    Daneben gibt’s das, was früher Mundpropaganda hieß und in der heutigen Zeit via RSS auf der gleichen Ebene im News-Reader liegt wie die Nachrichten der professionellen Publikationen. Und wenn 20 Blogs gleichzeitig über ein Independent-Spiel schreiben, es in den höchsten Tönen loben, man (das ist ja subjektiv und abhägig von den Feed-Abos) keine Zwischentöne hört sondern nur noch Lob und Applaus, dann nimmt man das ebenfalls als Hype wahr. Erst recht in der Mischung, also wenn klassisch mediales Geballer zeitgleich mit der Mundpropaganda stattfindet.

    Nimm Portal. Da gab’s doch auch einen Mega-Hype.

    Der Witz ist natürlich, dass man als Blogger keine Kontrolle über die Teilnahme am Hype hat. Man selbst mag nicht EINEN anderen Review gelesen haben, das Spiel einfach so toll finden und entsprechend in den Himmel loben — sobald man von jemandem gelesen wird, der das identische Fazit bereits 100 Mal gelesen hat, ist man für diese Person ein Teil des Hypes.

    Ich würde Hype so definieren: Allgegenwärtige Hinweise auf ein Produkt, meist einseitig positiv. View all comments by m.fehn

  17. Stimme ich nicht ganz zu. Ich finde, dass Hype nicht von einem guten Artikel in einem Blog entsteht. Das ist einfach ein positives Review und fertig. Bleiben wir bei GTAIV: Da wurde seitens des Publishers ordentlich die Werbetrommel angeschmissen und somit entsteht, sofern es die Kunden annehmen, ein Hype um das Ganze. Klar fördere ich das Ganze in dem ich ein gutes Review in den ersten Tagen nach dem Release verfasse. Aber wenn das Produkt OK ist, dann ist das positive Review ebenfalls OK. Wenn ich natürlich eher einen Artikel in Richtung “geil – kaufen” verfasse, das Spiel selbst nicht gespielt habe, ja dann hat mich der Hype erfasst und ich “hype mit”. View all comments by MasteRehm

  18. @MasteRehm: Natürlich ist ein positives Review OK, wenn dem Reviewer das Spiel gefällt. Ich finde es lediglich etwas albern, sich aus dem “Hype” herausreden zu wollen, so als sei man ein ganz und gar eigenständiger Teil, der auch ganz und gar eigenständig wahrgenommen wird. View all comments by m.fehn

  19. Gut ok, aber ich verstehe nicht warum du der Meinung bist, dass Christian sich mit Edna am Hype beteiligt hat. Das musst du mir mal genauer erklären. Ich verstehe es deshalb nicht, da es um Edna keinen Hype gibt. Das Spiel bleibt – leider – ziemlich unbekannt. Nach deiner Logik würde ja jeder positiv gemeinte Artikel, bleiben mir mal beim Review, einen Hype auslösen.

    Also wenn du der Meinung bist, dann ist das OK, aber diese teile ich definitiv nicht mit dir 😉 View all comments by MasteRehm

  20. Das hab ich doch schon erklärt. Wenn Du natürlich nur das als Hype definierst, was vor Veröffentlichungstermin auf Magazin-Titelseiten und in U-Bahn-Schächten stattfindet, gibt/gab es um Edna keinen Hype. Dann gab es auch keinen um Portal und gibt aktuell keinen um Braid. Und wenn Du nur Christians Blog liest, gab es für dich auch keinen um GTA IV.

    Ist eben alles eine Frage der Masse, Tendenz und Zeitgleichheit. View all comments by m.fehn

  21. Ich finde es lediglich etwas albern, sich aus dem “Hype” herausreden zu wollen, so als sei man ein ganz und gar eigenständiger Teil, der auch ganz und gar eigenständig wahrgenommen wird.

    Entschuldigung? Was soll das denn jetzt? Ich spreche mich ganz sicher nicht frei von der Anfälligkeit, gelegentlich an Hypes teilgenommen zu haben oder diese sogar selbst mitgeschürt zuhaben. Allerdings habe ich auch bei mir selbst gesehen, dass sowas ganz gut nach hinten losgehen kann – siehe Speedball 2 Remake.
    Was den angeblichen Edna-Hype angeht: hier wirds dann doch ziemlich albern… Danke. View all comments by Christian

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