Here comes the pain! – First look: Darksiders

Whooohooo! Endlich mal wieder ein Spiel nach meinem Geschmack! Dabei hatte ich ja in den letzten Tagen schon ein wenig Angst, dass ich mal wieder zu sehr auf meinen selbstgeschürten Hype hereingefallen bin und ganz tief in die Kiste gegriffen habe, in der sonst genau jene Titel verschwinden, die man normalerweise nichtmal mit der Kneifzange anfassen würde. Doch nein! Darksiders ist anders. Besser…Viel besser!

Dabei ist das Erfolgsrezept nicht nur simpel, sondern darüber hinaus auch noch ganz einfach zusammengeklaut. Man nehme eine gehörige Portion God of War, serviere ein Legend of Zelda als bekömmliche Beilage, würze mit einer Prise Ratchet & Clank und ähnlich gelagerten Plattformern und runde mit einem Hauch von Rollenspiel ab. Aber nur einem winzig kleinen Hauch… Das ergibt eine zwar zunächst krude klingende, dennoch überaus hervorragend funktionierende Mixtur von spielerischen Genüssen, aus denen man zwar permanent die Einzelzutaten deutlich herausschmeckt, die Darksiders: Wrath of War jedoch trotzdem zu einem wunderbaren Spielerlebnis aus einem Guss formen.

Gut, stellenweise wurde vielleicht ein wenig zu dreist beim großen Vorbild God of War geklaut. Und ich dachte schon Dante’s Inferno würde die dickste Copycat dieses Jahres… So kann man sich irren. Wo bei Kratos rote, gelbe und grüne Orbs bevorzugt aus Gegnern herausgeprügelt und aus  herumstehenden Kisten aufgesammelt werden, erhält man bei Darksiders blaue, gelbe und grüne Seelen aus geschlachteten Gegnern und… nunja: herumstehenden Kisten eben. Und aus allen anderen Objekten, die sich auf dem jeweiligen Areal zerstören lassen. Deshalb mein Tipp: haut einfach von Beginn an alles zu Klump, was auch nur halbwegs nach beweglichem Objekt aussieht!

Die gesammelten blauen Seelen lassen sich analog zu Kratos’ roten Orbs nämlich beim dämonischen Händler Vulgrim in Waffenupgrades, neue Moves und Kombos, Items etc. eintauschen. Der griechische Schnetzelgott lässt freundlich grüßen. Ja, im Grunde genommen könnte man auch einfach die Behauptung in den Raum stellen, Vigil Games hätten sich einfach Sonys Vorzeige-Schlachtplatte genommen, Comic-Hero Joe Madureira eine neue Optik drüberlegen lassen, um das Ergebnis dann als göttliches Festbankett wieder auf den geneigten Spieler loszulassen. Aber das wäre eben zu einfach. Viel zu einfach. Und dabei liegt nicht nur in der Grafik einer der Gründe begraben, weshalb Darksiders eben doch deutlich eigenständiger ‘rüberkommt, als man nach den vorangegangenen Beschreibungen annehmen könnte.

Madureiras Stil zieht sich wirklich ausgesprochen konsequent durch die Szenerie, die Charaktere wirken samt und sonders extrem liebevoll, variantenreich und mit sehr viel Detailversessenheit gestaltet und die daraus resultierende Atmosphäre zieht zumindest mich umgehend in ihren Bann. Wer nach Ico, Okami oder dem letzten Prince of Persia noch einen Beweis dafür gesucht hat, dass zumindest die optische Ausgestaltung von Games definitiv eine Kunst für sich ist: Darksiders liefert ihn frei Haus.

Hinzu kommt eine überaus stimmige Soundkulisse, die nicht nur, aber vor allem durch das grandiose Voice-Acting besticht. Pro-Tipp: Unbedingt auf Englisch spielen (auf der deutschen Disc sind beide Sprachversionen), um in den Genuss von unter anderem Mark Hamill zu kommen. Der gute alte Skywalker-Darsteller hat mittlerweile wohl weitestgehend auf die Synchronisation von Videospielen oder das Mimen von Ingame-Charakteren umgesattelt und darin seine große Erfüllung gefunden. Sei es als Joker in Batman: Arkham Asylum oder als Stimme unseres dämonischen Begleiters in Darksiders: Hamill geht wirklich in seiner Rolle auf und besticht allein schon durch seine Inbrunst in der Vortragsweise!

Spielerisch präsentiert sich Darksiders vor allem als große Schnetzelorgie, die in Sachen Splatterfaktor einem God of War in nichts nachsteht und stets mindestens noch 3 Stufen draufzulegen versucht. Da werden Arme abgehackt, Köpfe gespalten, Flügel ausgerissen, Körper unter Kopfstößen zermalmt und vieles mehr. Klingt saubrutal, ist aufgrund der Comicgrafik aber nichtmal halb so wild. Zwischendurch gibt es mal ein paar simple Schieberätsel, der Rest ist – zumindest zum Spielauftakt –  gefälliges Von-A-nach-B-Rennen-und-Gegner-plätten in unterhaltsamster Reinform.

Als ein wenig simpel geraten stellt sich auf den ersten Blick dabei ausgerechnet das Kampfsystem dar, das im Grunde aus bloßem Button-Mashing besteht. Ein Knopf zur Bedienung des Schwertes (auf der 360 ist es der A-Button) reicht in Standard-Situationen völlig aus (OK, mit dem einen Knopf lässt sich aber bereits eine Fülle von verschiedenen Moves durchführen). Hat man einen Gegner ein wenig weichgeklopft, lassen sich mit dem B-Button anschließend spektakuläre Finishing-Moves auslösen, die War, so heißt unser “Held”, völlig eigenständig durchführt.

Ach ja: hatte ich das noch gar nicht erwähnt? Wir spielen Krieg! Nein, nich den Krieg, sondern DEN Krieg! Einen der vier Apokalyptischen Reiter. Ihr wisst schon: die mit dem Weltuntergang und so. Wie geil ist das denn, bitte? Das mit dem Weltuntergang ging aber leider ein wenig in die Hose, Krieg hat es verbockt und den ganzen Apokalypsen-Kram zu früh ausgelöst und nun darf er die Suppe selbst wieder auslöffeln… Aber egal, zur Story vielleicht ein anderes Mal nochmal mehr.

Zurück zum eigentlichen Kern des Spiels, dem Kampf: Wer meint, mit 2 Buttons nun komplett bedient zu sein, der wird dann doch noch eines besseren belehrt. Zusätzlich lassen sich Objekte wie Autos aufsammeln und gezielt auf die Gegner werfen, Angriffe taktisch blocken und parieren, Kombos ausführen, spezielle Fertigkeiten und Items einsetzen etc. pp. So entpuppt sich das Kampfsystem beim zweiten Blick als sehr viel tiefgründiger und abwechslungsreicher als zunächst gedacht.

Ich für meinen Teil habe nach knapp drei Stunden Spielzeit sicherlich nichtmal an der Oberfläche gekratzt. Die allermeisten Fähigkeiten und Upgrades liegen derzeit noch in scheinbar unerreichbarer Ferne und wollen noch mühsam erarbeitet werden. Da der Schwierigkeitsgrad auf “Normal” angenehm knackig ist, wird das sicherlich noch eine sehr spannende Herausforderung. Eine Herausforderung, die ich mit größtem Vergnügen annehme! Erstes Zwischenfazit entsprechend: ganz klare Kaufempfehlung!!! 2010 fängt ja zumindest spielerisch bereits ausgesprochen gut an.

21 Comment

  1. Also noch ein God of War 2 1/2? View all comments by Ben

  2. Sozusagen. Bloß mit mehr Tearing. Viel mehr Tearing. Da kommen mir glatt die Tränen. Habe ich ganz vergessen zu erwähnen. Tut aber dem Spielspaß keinen Abbruch. View all comments by Christian

  3. Ich hab’ das Game seit dem THQ-Event Anfang 2009 nicht mehr gespielt, aber schon damals hat es mich sofort gepackt und seitdem ist es auch das einzige Spiel, dem ich wirklich konstant entgegenfieber. Besonders weil es trotz der ganzen coolen Trailer zuletzt einfach nie diesen Pre-Release-AAA-Charakter hatte. Es hat seinen Geheimtipp-Außenseiter-Charme behalten und haut einen dann beim Zocken um so mehr weg. 🙂 Das Gegenteil von Brütal Legend also… *hust* View all comments by Daniel Pook

  4. Da ich God of War nicht gespielt hab machen mir solche Kopien nix aus, das ist für mich jetzt ein total neues Spiel! Steht jedenfalls ganz oben auf meiner Liste von Spielen, die ich irgendwann mal kaufen sollte.

    Ist die englische Tonspur so toll angepriesen wie bei Brütal Legend oder so gut versteckt wie bei Gears of War, dass ich die ganze Konsole auf Englisch umstellen muss? View all comments by Pascal

  5. Gute Frage, habe ich gar nicht nach geschaut, weil meine Konsole sowieso fast durchgängig auf Englisch eingestellt ist.
    Dürfte sich aber leicht in den Options finden, die passen praktischerweise alle auf eine Seite. Un auf der deutschen Packung wird sogar explizit angepriesen, dass die Originalspur mit auf der DIsc ist. View all comments by Christian

  6. P.S.: habe den Beitrag gerade selbst nochmal gelesen. Man sehe mir bitte die Tippfehler nach. War spät gestern. Werden korrigiert, sobald ich später dazu komme. View all comments by Christian

  7. es sei dir verziehen. immerhin musstest du ja auch ausgiebig zocken. 😉

    ich könnte mir das spiel auch von meiner nachbarin holen, bin aber derzeit noch mit ezio in venedig unterwegs und wollte das erstmal zuende bringen ehe ich mich wieder auf etwas neues einlasse. View all comments by Fetzig

  8. das ist für mich so ein überrraschungshit geworden. hatte das spiel ganz lange zeit nicht wirklich auf dem zettel, bis ich in der aktuelle gamepro-ausgabe eine saubere wertung von 91 bzw 92% bestaunen durfte.
    wohl genau das richtige spiel für lange winterabende… View all comments by Yaab

  9. Hat denn wirklich keiner von euch Kacknasen seine Konsole auf Deutsch eingestellt und kann mir meine Frage beantworten, ob man in den Optionen die Sprache einstellen kann? 🙂 View all comments by Pascal

  10. Wenn das jahr so gut Spieletechnisch anfangt. Kann das nur ein guter Jahrgang werden.

    Wollte gestern eigentlich Darksiders nur solang spielen bis die Beta von Star Trek auf meinen Rechner ist.

    Von wegen so gegen 2 Uhr morgens hab ich dann auf gehört.

    Das Ding macht einen heiden Spass..

    Und bis auf das Tearing , welches einem die Tranen in die Augen treibt.

    Ein klasse Spiel, für sowas hab ich mir ne Konsole gekauft.

    Danke Vigil für das Spiel. View all comments by Actionman

  11. Man kann es, so weit ich sehe, nicht in den Optionen umstellen! Finde die deutsche Synchro aber sehr gut, auch wenn die Englische natürlich besser ist. Musst wohl die Konsole umstellen, falls ich nix übersehen habe.

    Das Introlevel ist allerdings irgendwie kacke, wie ich anmerken muss. Voll das Understatement im Vergleich zu all dem, was danach kommt. Auch grafisch das bisherige Downlight, weil zu dem Stil von Darksiders eben nur kunstvoll designtes Fantasy passt. In der “realeren” Umgebung sah man dann schon die Schwächen der Engine. Was aber wie gesagt nur in den ersten Minuten der Fall ist. Später gilt mal wieder die These, dass geiles Art-Design die wahre Grafikpracht ausmacht! 🙂 View all comments by Daniel Pook

  12. Ach ja Chris, ist der Artikeltitle ne gewollte Anspielung , auf die Farmer boys.

    http://www.myvideo.de/watch/3405032/Farmer_Boys_Here_comes_the_pain View all comments by Actionman

  13. @Actionman: Ausgezeichnet erkannt. Irgendwie kam mir der Song in den Sinn, als ich mich durch die ersten Gegnerhorden geslasht habe 😀 View all comments by Christian

  14. @Daniel: Danke, du hast dafür gesorgt, dass ich fürs erste hier keine Kacknase mehr Kacknase nennen werde. Ich bin seit Brütal Legend von ausnahmsloß jedem Spiel (zurückgehend bis Super Mario Bros., mindestens!) enttäuscht, das keine Sprachwahl anbietet, obwohl die Tonspur da ist. Aber ich hab nichtmal für Gears of War die Konsole umgestellt, also werd ich es jetzt auch nich tun. View all comments by Pascal

  15. Eigentlich hat das Spiel weniger mit God of War zu tun als mit Soul Reaver oder auch Zelda.

    Außerdem gab es vor God of War Devil May Cry und die “Quick Time Events” hatte schon Shenmue. View all comments by Necrotec

  16. Jaja, wir können noch ewig darauf herumreiten, wo es jetzt weniger geklaut hat, Fakt ist aber, dass sogar Special Moves 1:1 aus GoW kopiert sind. Dass sich das Spiel im weiteren Verlauf sehr viel stärker öffnet, was die Mechaniken angeht, ändert nichts daran. View all comments by Christian

  17. Vater aller Quicktime Events ist immernoch Dragon Lair! View all comments by Kreon

  18. Vielen Dank für dieses Highlight. Ich teile viele Deiner Gedanken und Feststellungen zum Spiel. Irgendwie bin ich froh, dass es der Titel nicht mehr rechtzeitig unter den Baum geschafft hat. Diese Perle wäre sang- und klanglos unter gegangen; was leider viel zu oft passiert.

    Auch wenn ich bislang selbst nur wenige Stunden in den Titel investiert habe, eine Teil 2 Ankündigung der Publisher PR-Maschinerie in der Geschwindigkeit eines Batman Arkham Asylums würde mich nicht verwundern.

    Noch ein paar Worte an die “Wer hat’s erfunden Fraktion”: Die LaserDisc Titel Dragon’s Lair und Space Ace hatten schon Jahre vor Shenmue Quicktime Events. Aber ich glaube dort hat sich Darksiders (zum Glück) nicht bedient 😉

    Noch viel Spass mit dem Titel ^^ View all comments by jan

  19. Durchgespielt!
    Fazit: Sehr gutes Spiel welches zwar in keinem Bereich die Klasse seiner Vorbilder wirklich erreicht, aber als Gesamtpaket mehr als überzeugt. Nur die Bosskämpfe waren spielerisch etwas schwach auf der Brust, wenn auch die meisten sehr gut inszeniert waren (also wie bei Twilight Princess). Und ich würde jedem raten, direkt auf “Apocalyptic” anzufangen – das Spiel ist so sehr fordernd, aber nie zu schwer. View all comments by Ranor

  20. Mir gefällt es bis jetzt (nach ca. 3 Stunden) auch sehr gut. Einige Sachen wie die etwas spaßfreien Ballerpassagen hätte sich Vigil zwar sparen können, aber das Kampfsystem ist dank Zweitwaffe flott und variantenreich, die (englische) Sprachausgabe ne Wucht und die Musik genau das vor Pathos strotzende Choral-Gedudel, das ich erhofft habe.
    Den Grafikstil finde ich persönlich jetzt nicht sooo obertoll (War sieht imho eher nach dem Gnom mit Metal-Fetisch aus), aber es passt schon. View all comments by Vagabond

  21. […] Tot, Hölle, die Apokalypse, Gott, der Teufel und die vier recht gut bekannten Reiter. The Darksiders hört sich auf den ersten Blick nach einem weiteren “die Hölle besucht die Erde, macht mächtig Radau”-Gähn-Titel an. Die Hintergrundgeschichte ist es leider auch, der Rest aber fühlt sich famos an. Ihr spielt Krieg, einen der vier Reiter der – Achtung- Apokalypse. Blöderweise seid ihr viel zu früh auf die Erde gekommen und habt so die A…-ihr-wisst-schon-was selbst ausgelöst. Dass das die Beliebtheit sowohl in Himmel als auch Hölle gen null schraubt, brauche ich nicht weiter zu erklären. Auch blöd: irgendjemand hat euch zur finalen Schlacht auf die Erde gerufen, sonst hättet ihr euren Schönheitsschlaf erst gar nicht unterbrochen. Und genau diesen Verräter gilt es nun zu besiegen. Kriegs Rache ist dabei ein gut ausbalanciertes Action-Hack&Slay-RPG mit der richtigen Portion  aus “Muss-ich-weiter-sammeln” (Geld, Waffenupgrades usw. usf.), “Schaffe-ich-im-nächsten-Anlauf” (End- und Zwischengegner, ohne (!) Power-Bar), “Wie-komme-ich-hier-Weiter?“ (logische, wenn auch manchmal etwas fade Rätsel) und “Hui, das geht ja gut ab” (bildschirmfüllende Endgegner, knackige Sourround-Effekte). Komischerweise ist es trotz ausgelutschtem Setting erstaunlich erfrischend und nix für Quicksave- und Autoheal-Pussies. Meine Empfehlung an Zelda- sowie God of War-Verteranen: kaufen – und erst einmal auf “normal” anfangen. […] View all comments by Von Darksiders, Metro 2033, GTA: Chinatown Wars, The Saboteur und We Rule (gespielt: Q1/2010) | Texturmatsch

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