Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging

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Ein Review zu Dr. Kawashima? Kommt das nicht ungefähr ein Jahr zu spät? Jo. Und gleichzeitig eigentlich doch noch zu früh. Denn auch nach 12 Tagen Dauertest sind längst nicht alle Aufgaben freigeschaltet. Von denen, die man bis dahin zu spielen bekommt, hätte ich mir aber auf Dauer doch ein klein wenig mehr erwartet. Die anfangs frei verfügbaren Spielchen Rechnen 20, Rechnen 100, Lesen und Merken werden auf Dauer schon ziemlich öde. Zumal in diesen Bereichen im Spielverlauf keine großen Änderungen auf den Spieler zukommen. Für Rechnen 100 etwa kann man zwar im Laufe der Zeit auch schwere Aufgaben freischalten, diese unterscheiden sich allerdings nur marginal von der einfachen Variante. Neben Addition, Subraktion und Multiplikation bieten sie eben auch Division, wobei sich alle Aufgaben bislang innerhalb des kleinen 1×1 bewegen. Trotzdem zieht es einen immer wieder zurück zum Rechnen, will man doch seine eigene Bestzeit jedesmal noch ein klein wenig weiter steigern und vom geistigen ‘Fußgänger‘ zur ‘Rakete‘ aufsteigen. Leider stehen einem dabei zumeist weniger die eigenen Rechenkünste im Weg als vielmehr das Spiel selbst.

Das Cover von Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging Sämtliche Lösungen werden im Touchpad mit Hilfe des Stylus handschriftlich eingegeben. Das ist zwar schön und gut und die Schrifterkennung funktioniert insgesamt auch ganz passabel. Allerdings neigt man unter Zeitdruck auch schonmal dazu etwas krakeliger zu schreiben – was vom DS anschließend meist als falsche Eingabe interpretiert wird. Leider ist das Zeitfenster, in dem man die Möglichkeit hat sich zu korrigieren so gering, dass man es in der Regel auch nicht schafft. Im Gegenteil: nicht selten kommt es sogar vor, dass man eine Zahl nicht schnell genug zu Ende geschrieben hat und die nächste Aufgabe gleich mit dem letzten Strich mitbeantwortet… im Regelfall natürlich falsch. In etwas selteneren Fällen kommt es dann ärgerlicherweise sogar bei wirklich sauber und leserlich geschriebenen Antworten zu absoluten Fehlinterpretationen durch das Spiel. Das fällt besonders in der später freigeschalteten Challenge ‘Silben‘ immer wieder auf, bei der es darum geht die Silben innerhalb eines Satzes zu zählen. Da wird aus einer sauber lesbaren 14 schonmal eine 7 und die an und für sich einfache Aufgabenstellung endet trotzdem mit einem schlechten Ergebnis. Da die meisten Spiele auf Zeit gespielt werden und es für jeden Fehler zusätzlich Strafsekunden angerechnet gibt, würde man schon manchmal gerne vor Wut den Stylus fressen.

Richtig aufregen könnte ich mich deshalb auch beim Sudoku, dass man Abseits des eigentlichen Trainings jederzeit spielen kann. Wer hier nicht genau hinschaut, welche Zahl er einträgt, bekommt jedesmal sofort 20 Strafminuten gutgeschrieben. Bei einer Runde, die vielleicht gerade mal 10-12 Minuten geht mehr als ärgerlich. Gut, da ich totaler Sudoku-Neuling bin spiele ich noch mit dem Schummelmodus. Wirklich hilfreich ist der aber auch nicht. Für den Fall, dass man ein Ergebnis falsch einträgt, bekommt man einen Hinweis. 5 Fehler darf man insgesamt machen bevor das Spiel vorbei ist, und für jeden Fehler gibt es eben jene 20 Minuten extra aufgebrummt.

Bei der Aufgabe ‘Merken‘ jemals alle Ergebnisse richtig zu raten, halte ich zum jetzigen Zeitpunkt übrigens noch für absolut und total unmöglich. Hier geht es darum, sich innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde ( so hat man den Eindruck, in Wahrheit ist es wahrscheinlich genau eine Sekunde) die Position sämtlicher in diesem Zeitraum freigelegter Zahlen zu merken. Diese sollen anschließend nach und nach von der kleinsten bis zur größten Zahl in richtiger Reihenfolge wieder aufgedeckt werden. Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber ich kann nichtmal schnell genug gucken wo die Zahlen sind, geschweige denn sie richtig aufdecken. Dafür muss man ausnahmsweise nichts von Hand schreiben und das Ganze geht mal nicht auf Zeit. Trotzdem kommen oft bei gleicher Anzahl richtig geratener Ergebnisse verschiedene Punktzahlen raus. Wahrscheinlich wegen kosmischer Strahlung oder so.

Der Trainingsbereich ‘Haus‘ bietet uns eine nette Alternative zum beliebten Hütchenspiel. Hier wird über eine zu merkende Anzahl Personen ein Haus gestülpt, anschließend verlassen ein paar Leute dieses, während andere hineingehen. In der einfachen Variante geht es links rein, rechts raus und solange das nicht gleichzeitig passiert ist es sogar noch recht überschaubar. In der schweren Variante geht es zudem auch noch über den Schornstein rein und raus, während die beiden anderen Ein-/Ausgänge zudem noch gleichzeitig benutzt werden. Wer hier von Anfang an den Durchblick behält, muss ein Bruder von Clark Kent sein… oder Clark Kent. Hat man trotzdem alles richtig erkannt, kann einem aber auch hier wieder die Schriftenerkennung den Spaß versauen.

Der Doktor erklärt das Gehirn Genau wie beim Alterstest selbst, den man jederzeit nach belieben oft wiederholen darf. Wobei: wenn man einmal ein halbwegs vernünftiges Ergebnis erzielt hat, will man den so schnell gar nicht mehr wiederholen. Bei teilweise reinem Glücksspiel ist nicht so sicher, ob das eigene geistige Alter nicht plötzlich von 28 (20 ist das beste) wieder auf 60 fällt. Wer den Alterstest anwählt, kann sich entscheiden, ob er mit dem Microfon spielen möchte, oder lieber komplett mit dem Stylus. Da mir das mit dem ins Mikrofon sprechen bisher zu albern war (im Gegensatz zu meiner Freundin, die muss ja jeden Scheiß mal ausprobieren ;-)), hab ich mich immer an die Stylus-Aufgaben gehalten. Verbinde-Buchstaben-und-Zahlen-aufsteigend-in-der-richtigen-Reihenfolge funktioniert damit sogar ziemlich super. Die Anzahl Zahlen einer bestimmten Farbe anzugeben auch noch recht passabel. Wenn es darum geht sich 30 4buchstabige Wörter zu merken und diese anschließend niederzuschreiben, verkommt die Schrifterkennung allerdings wieder zum reinen Glückspiel. Kleiner Tipp von meiner Seite: schreibt einfach alles klein, dann ist die Chance, dass das Wort vom DS erkannt wird deutlich größer. Leider hasse ich Aufgaben, in denen es darum geht sich innerhalb eines Zeitlimits (3 Minuten) eine bestimmte Anzahl an Dingen (30) zu merken. Weshalb ich alle gegebenen Begriffe meist nur gelangweilt überfliege und anschließend auf gut Glück drauflos spiele. Klappt an und für sich nicht schlecht. Und da es sowieso ewig braucht, bis ein Wort erkannt wurde, hat man sowieso keine Chance alle Wörter einzugeben. Nervig bei diesem Spiel übrigens: Viele Begriffe wiederholen sich mit jedem Spielen, weshalb sie sowieso hängen bleiben. Kommt es deshalb aber auch häufig vor, dass man sich nur an diese Begriffe erinnert und die gerade in dieser Runde mal nicht gefragt sind. Aber gut, dafür gibt es ja so ein Gedächtnistraining.

Wenig originell sind auch die Späßchen, die Dr. Kawashimas virtuelles Abbild so für einen bereit hält. ‘Wenn Sie mich im Startbildschirm Brillenschlange nennen, könnte es sein dass etwas komisches passiert’, ruft er einem beispielsweise entgegen. Also mal kurz rüber zum Startbildschirm, “Brillenschlange” gerufen und… er schüttelt mit dem Kopf und nimmt die Brille ab. Oh mann *gähn*.

Alles in allem hätte ich mir also deutlich mehr von dem ‘Spiel’ erwartet. Mehr Abwechslung, buntere, abgedrehtere Rätsel und vor allem eine bessere Erkennung der eigenen Handschrift… okay, wenn ich für mich selbst dahinschreibe, kann es keine Sau mehr lesen. Aber ich kann auch anders – und trotzdem will das Spiel es nicht annehmen. Warum es mich trotzdem immer wieder dazu treibt, das Modul in den DS zu schieben und mal eben schnell eine Runde zu spielen? Na, zum einen dauert so eine Runde vielleicht 10 Minuten, tut also niemandem weh. Und irgendwie hat man hinterher doch irgendwie das Gefühl, sich was Gutes getan zu haben. Und außerdem lockt nach wie vor die Versuchung, seine eigenen Rekorde zu brechen und seine Zeiten nochmal deutlich zu verbessern. Fazit: Dr. Kawashima muss man nicht haben, aber es schadet irgendwie auch nicht und hält außerdem noch die eigenen Kopfrechenkünste fit. Das ist doch auch schonmal was.

6 Comment

  1. blumentopferde says:

    Dein Fazit kann ich so unterschreiben. Es erscheint übrigens bald eine FortsetzungView all comments by blumentopferde

  2. Und ich wette dass wird wieder nicht mehr Umfang haben, teilweise die gleichen Aufgaben bieten und trotzdem verkauft wie geschnitten Brot. View all comments by Christian

  3. blumentopferde says:

    Das glaub ich gern. Ich hab mich selbst schon dabei ertappt, wie ich darüber nachdachte, mir das Spiel evtl. zuzulegen, ohne auch nur ein einziges Review gelesen zu haben. 😉 Der erste Teil hat mir im großen und Ganzen schon ganz gut gefallen. Naja, mal abwarten. View all comments by blumentopferde

  4. Ist halt ein netter Zeitvertreib wenn man kurze Durchhänger im Tagesablauf überbrücken muss… oder wenn man nicht so viel Zeit zum Spielen hat. Aber ob ich einen zweiten Teil davon brauche… ich weiß ja nicht. View all comments by Christian

  5. […] alte Kamellen gespielt. Der Trend setzt sich auch auf meinem dieses Jahr neu angeschafften DS fort. Dr. Kawashima hatte ebenfalls schon etwas Staub im Regal angesetzt, als ich zugelangt hab. Und hat auch innerhalb […] View all comments by end of level boss » | » Flashback

  6. V. Lehnert says:

    Die Schrifterkennung ist beim Gehirnjogging eine absolute Katastrophe und eigentlich ein Grund, das Ding zurückzugeben! View all comments by V. Lehnert

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