Flashback 2010

Ach, Jahresrückblicke. Es ist doch immer das Gleiche. Jedes Jahr. Auch dieses Jahr. Oder letztes. Je nachdem, wann wer wie fleißig war. Ich hab’ ein paar überflogen. Ich war gelangweilt. Ich hab’ die meisten ignoriert. Ach, Jahresrückblicke… ich hatte sie alle. Irgendwie. Kennst du einen, kennst Du alle. Dachte ich. Aber die Langeweile, die man sonst nur bei Jauch und Konsorten mit Unmengen von Drogen und Russisch Roulette zu bekämpfen versucht, ist endgültig übergeschwappt.

Im spielestärksten Jahr des vergangenen Jahrzehnts, in dem sich mehr  Top-Bewertungs-Blockbuster und Innovationshardware die Klinke in die Hand gaben, als Stecher von Paris Hilton, herrscht einigende Lähmung. Es passiert ja auch nichts.

Was denn auch? Sony bringt hübsch bunte Eiskugelcontroller und damit zumindest mal ein klein wenig Licht in die chronisch unter-beleuchtete Gamer-Höhle, während man bei Microsoft gleich die komplette Bauindustrie ankurbelt, weil für den sachgemäßen Betrieb von Kinect ein Wohnzimmer im Geiste Louis XIV.’ als gegeben vorausgesetzt wird. Die Spieleindustrie, ein Wirtschaftswunder…

Aber sonst ist nichts passiert. Die gamescom hat Zuschauerrekorde gebrochen, war an Überraschungsarmut aber nicht zu unterbieten, Musikperipherie-Spiele haben in den vergangenen Jahren erst für steigende Spritpreise dank Rohölverknappung durch Plastikproduktion gesorgt, während sie nun achtlos weggeworfen in Tümpeln dümpeln und dümmliche Paragraphenreiter haben versucht, das deutsche Internet ad absurdum zu führen. Was ihnen aber misslungen ist. Zum Glück. Obwohl: dann wäre wenigstens mal was losgewesen. Rambazamba in Blogginghausen. Mit brennenden Barrikaden und sich hinter Sandsäcken verschanzenden Autoren, die Kettensäge stets im Anschlag.

Ach nee, das war Gears of War 3 und kommt erst nächstes dieses Jahr. Was dafür nicht kommt, ist Dead Space 2. Zumindest hier. Sagen die Bayern. Aber die haben ja traditionell den Bock gefickt. Pardon: geschossen. Im Oberstübchen. Und spielen lieber Waidmannsheil im echten Leben. Mit Doppelläufiger und hochgelegten Füßen. Nix mit Fuchtelsteuerung. Schneidet Euch davon mal ein Scheibchen ab, Sony und Microsoft! So realistisch wird Kinect niemals.Fingererkennung hin oder her. Da fällt mir ein: Die Sprachsteuerung bei Kinect wurde doch bloß gestrichen, weil es in Kathedralen immer so hallt. Oder wo habt Ihr einen Platz für das 3D-Auge gefunden?

Spiele. Spielen. Ach, das führt doch zu nichts. Da muss es doch wichtigeres geben. Aber was? Egal, spielen wir einfach noch ein bißchen. Damit wir uns am Ende den Pimmel die Achievements um die Ohren hauen und uns darin messen können, wer sein Spiel jetzt besser gespielt hat. Dann wären wir total down with the streets und absolut kredi…credib… kre… debil. Oh wartet – das lassen wir lieber. Am Ende enden wir noch als verbitterter Bock, der von den Bayern… ach, das lassen wir einfach ebenfalls.

Darksiders, Red Dead Redemption, Mafia 2, Assassin’s Creed: Brotherhood, Split/Second, Halo: Reach, Alan Wake, Final Fantasy XIII, Limbo, Call of Duty: Black Ops. Namedropping muss sein. Alles gespielt. Vieles beendet. Vieles nicht. Fast alles für gut befunden. Mindestens. Splinter Cell: Conviction. Das nicht. Das war doof. Ansonsten ein überragendes Jahr. Die POLYGON-Nominierungen zeigen: soviel Spiel war selten. 170 genannte Titel. Da war für jeden was dabei. Falls nicht: meckert nicht, dann seid Ihr nicht zum Spielen geschaffen. Wandert aus. Am Besten nach Bayern. Danke.

Ich muss weg. Draußen stehen komische Gestalten in Knickerbockern. Mit brennenden Fackeln und Mistgabeln. Außerdem riecht’s nach Teer. Bis demnächst mal wieder.

 

1 Comment

  1. Das ist doch mal ein schön zu lesender Flashback, welchen ich zudem in einigen Punkten voll zustimme. Schön geschrieben… View all comments by eJUNKI3

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