Guess who’s back, or should I say still here…?! Ja, ich weiß, ich hatte sowas angedroht wie “Ich belästige Euch mit 3 Erlebnisberichten von meinem Abtauchen in die Welt aktueller Demoversionen” – und was soll ich sagen? Hier kommt Teil 2. Und schon wieder dreht es sich nur um einen einzigen Titel, der, so muss man es leider sagen, es meines Erachtens überhaupt nicht verdient, hier einzeln abgehandelt zu werden. Machen wir es deshalb kurz, bringen es hinter uns und verknüpfen es lieber mit der allgemeinen Frage nach Sinn und Unsinn von Multiplayer-Demos von Singleplayer-Titeln. Also, worum geht’s? Um Capcoms Versuch, dem eher armseligen Lost Planet einen würdigen Nachfolger zu spendieren. Während man in Teil 1 seinerzeit noch vor lauter Schneegestöber manchmal kaum was erkannt hat, schwante mir auch diesmal wieder viel Übles, als ich im Xbox Live Demo-Menü die Highres-Screenshots des kommenden zweiten Serienablegers erblicken musste. Kurzer Griff Richtung Nase – ja, Brille saß tatsächlich noch. Ich hatte also nichts an den Augen… die Bilder sahen tatsächlich so beschissen aus, wie es mir auf die ersten drei Blicke erschien. Triste Ton-in-Ton-Optiken mit extrem harten Kontrasten sind ja seit ein paar Jahren der neue Chic, aber wenn das dazu führt, dass man schon in den Standbildern praktisch die Spielfigur nicht mehr von der Umgebung unterscheiden kann, dann muss doch irgendwas nicht ganz rund laufen. Oben stehendes Header-Bild kann hier gerne als symptomatisch erachtet werden, zumal Lost Planet 2 auch in Bewegtbildern keinen Deut besser aussieht.
Spielerisch hat es sich der erste Teil ja damals bereits innerhalb der ersten 10 Minuten gründlich mit mir versaut. Wir erinnern uns: Das Game startete damit, dass man direkt und ohne Vorwarnung in sowas Ähnliches wie einen Bosskampf gegen ein riesengroßes Insektoiden-Vieh geworfen wurde. Bloß dass es eben gar kein Bosskampf war und man eben bitte nicht den groben Schnitzer begehen durfte, erstmal blindlings auf das Moped drauflos zu ballern. Gefühlte 29 Bildschirmtode später war einem das dann auch endlich klar und man kam schließlich doch noch dahinter, dass man stattdessen diese völlig nebensächlich wirkende Treppe hinaufsteigen musste, die einen geradewegs von dem “Bossgegner” wegführte und dafür sorgte, dass dieser für uns nichtmal mehr eine Nebenrolle spielte. Kurzum: Lost Planet war ein Paradebeispiel dafür, dem Spieler (oder zumindest mir, immerhin bin ich ja der Prototyp des völlig unfähigen Möchtegern-Hardcore-Gamers mit Nichtmal-Casual-Fähigkeiten) mit einem einzigen großen WTF-Moment den Einstieg zu versauen. Die geradezu abstrus miserabel umgesetzte Steuerung bei der Portierung des Konsolen-Shooters auf den PC lassen wir ebenfalls in keinster Weise unerwähnt, denn die hat einem im Anschluss garantiert und absolut zielgerichtet auch noch die letzten Funken des erhofften Spielspaßbrandes ausgetreten.
Nun also Lost Planet 2. Und statt Gefangen in der Schneehölle spielen wir diesmal Verschollen in der grünen Hölle. Oooohohooooo. Abwechslungs-Gnom, ich hör’ Dir trapsen! Da ich also schon gänzlich unerfreuliche Erfahrungen mit Teil 1 gemacht hatte, war ich natürlich von vornherein mit Voruteilen beladen und dem Spiel gegenüber entsprechend negativ voreingenommen. Oder anders gesagt: ich hatte nicht die geringste Lust, die Demo zu spielen. Aber andererseits will man ja auch nicht als ewiger Miesepeter per se alles schlecht machen und den Kandidaten von Zeit zu Zeit auch mal eine zweite Chance geben. Also hab’ ich, gänzlich unvoreingenommen (haha), doch mal den Download-Button betätigt und mich kurze Zeit später schon wieder unsäglich geärgert. Nicht nur, dass Lost Planet 2 eben auch in bewegt mies und chaotisch aussieht und man allein deshalb schon geneigt ist, die Festplatte von der Xbox zu reißen und diese rituell zu verbrennen, um den bösen Capcom-Geist auch ganz sicher von eben dieser zu vertreiben…
Nein. Zu allem Überfluss folgt Capcom auch noch einem Trend, der mir bereits seit längerem immer wieder sauer aufstößt. Nämlich, dass von eigentlich vorrangig auf Singleplayer-Kampagnen ausgelegte Spiele in Demos mittlerweile offenbar immer lieber mit eben diesem Teil hinterm Berg halten und stattdessen nur mit ihrem meistenteils absolut überflüssigen Multiplayer-Teil um die Ecke spaziert kommen.
Was zum Teufel soll das? Welchen Eindruck von einem fertigen Produkt soll mir eine Multiplayer-Demo bieten, wenn der Hauptbestandteil des Titels doch eine fesselnde Kampagne sein sollte? Und warum zum Henker muss man mir in den allermeisten Fällen dabei immer und immer wieder den gleichen generischen 0815-Spielmodus vorkauen, der heute in ein grünes, morgen in ein rotes und übermorgen in ein buntgequirltes Tütü gezwängt wurde? Nun geht Lost Planet 2 zumindest noch den Sonderweg, dass man in der Demo mehr oder minder kooperativ einen hässlichen großen Käfer zerlegen muss und das im Zweifelsfall in einer lokal gehosteten Singleplayer-Form tun kann, aber das macht die Kuh auch nicht schmackhafter. Daraus einen Kaufgrund abzuleiten, ist so als würde ich mir aus dem gesamten Knorr-Fix-Regal eine Tüte Jägersoße herausgreifen und sagen “Ja, geil, das ist ja lecker. Da kaufe ich doch direkt mal das gesamte Sortiment. Kann ja nur gut sein!”…. NOT!.
Genauso regt es mich übrigens auf, dass generell mittlerweile jeder Publisher der Meinung zu sein scheint, dass einem guten Spiel immer auch ein Multiplayer-Teil beiliegen muss. Und sei er noch so schwachbrüstig, generisch und langweilig. Und wie um das krönende Scheißehäufchen auf meinen Aufreger zu setzen, scheinen die allermeisten Magazine dieser Meinung auch noch blind zu folgen (oder sie gar zu diktieren?) und entsprechend mit aller Konsequenz jedem Singleplayer-Game, dass über keinen noch so generischen, langweiligen Multiplayer-Part verfügt, automatisch ein paar Wertungspunkte zu verweigern.
Leute, können wir endlich mal mit dieser Scheiße aufhören und uns auf das konzentrieren, was wirklich zählt? Namentlich also auf ein großartiges, ausgewogenes Spielerlebnis, das zeigt, dass man sich auch wirklich inhaltlich ausführlichst mit der Materie beschäftigt hat, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen? Das darf dann ja auch gerne Multiplayer-tauglich sein. Aber zumindest ich für meinen Teil mag es immer noch lieber, am Ende eines langen, anstrengenden Arbeitstages auch einfach mal für 1 bis 2 Stunden ganz alleine in eine Welt einzutauchen, die ich ganz alleine für mich habe und in der mir nicht von einem 13jährigen mit Fistelstimme das Trommelfell rausgekreischt wird. Basta!
Ach ja: Lost Planet 2 werde ich mir definitiv nicht kaufen. Dankeschön. Weitergehen!
Wenigstens ist Capcom in diesem Punkt konstant. Mir hat sich schon beim 1. Teil nicht erschlossen, warum ich mir dort den Multiplayer anschauen muss, kann mir aber durchaus vorstellen, dass da auch Microsoft und das unsägliche Gold-Abo die Finger im Spiel haben.
Eines hat mir die Demo aber gezeigt: Spielerisch hat sich absolut nichts geändert. Tausche Eiswelt gegen Dschungel. Damit bleibt das Ding im Regal liegen.
Grafik:Graue Tristesse. Zusätzlich sieht die Umgebung in der Demo aus, als wären kurz vor Spielbeginn 200 Haargel-Bomber explodiert. Alles was einem nicht gerade die Augen verblitzt, verschwindet in einem mysteriösem Nebel. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Nirgendwo stimmt das mehr als in der Lost Planet 2 Demo. View all comments by Kazoom
Haha, der war gut. Warum lese ich das dann überhaupt noch? 🙂
Aber mal im Ernst, Singleplayer ist sowas von 20. Jahrhundert. Spiele sind doch keine Unterhaltung mehr, Spiele sind soziale Treffpunkte. Du sollst doch nicht vom Spiel gefesselt werden sondern vom Druck deiner Freunde doch mit ihnen mithalten zu können. Mannmannmann, du hast vielleicht Vorstellungen.
Lost Planet hat mich noch nie interessiert. Scheinbar zum Glück. View all comments by Pascal
So wird das aber nix mit den kostenlosen Rezensionsexemplaren! Ts, ts, ts! 😉
Aber ich kann deinen Ärger schon verstehen. Wenn da ein interessanter Einzelspieler-Titel ist und es gibt nur eine Mehrspieler-Demo, dann ist das ärgerlich. Genauso ärgerlich, als wenn es gar keine Demo gäbe, oder wenn der Titel gar nicht für die eigene Konsole erscheinen würde (Exklusivtitel, Stichwort Uncharted 2). Aber was willst Du machen? Diese Hersteller boykottieren? Dann dürfte man bald gar nix mehr kaufen. Und das geht doch nicht. Schließlich brauchen wir ja alle unseren (Spiele-)Stoff. View all comments by Einzelspieler
»Stoff« – mein Stichwort. 😛
Mit den Multiplayer-Demos hast Du absolut recht. Ich hätte das VERFICKTE jedoch ausgeschrieben, ebenso den ARSCH, denn dieses ganze Multiplayer-Demo-Gewichse ist echt der absolut hinterletze Scheißdreck, und Du bringst da alle treffenden Punkte.
Mit deinem Lost Planet Bashing liegst Du allerdings gehörig daneben, was ich dir aber aufgrund des PC-Konvertierungsdesasters nicht verübeln kann. Das Spiel ist eines der wenigen, das Abwechslung in die 3D-Shooter-Ödnis gebracht hat, sowohl vom Setting als auch vom Gameplay. Nicht alles abballern, sondern im Zweifel eher abhauen. Grandiose Endgegner, die unterschiedliche Strategien erfordern. Ein extrem cooles (haha) Health/Loot/Ammo-System, und eine ziemlich fordernde Mischung aus Kletter-, Such-, Renn- und Ballereinlagen.
Die Steuerung mag zu Beginn ungewohnt sein (und das hinfallen nerven wie Sau), aber wenn sich jedes Spiel so steuert wie CoD4 hat man eben auch nur Spiele wie CoD4.
Lost Planet ist ein ganz großartiger Shooter, den man letztlich so spielen muss wie Gradius und nicht wie Gears of War. Dazu gehört auch eine gewisse Frustresistenz und der klassische Arcade-Wunsch, den Endboss dann eben beim 35. Anlauf zu knacken. View all comments by m.fehn
Ich hab leider nur die PC-Version gespielt und die war tatsächlich ein totales Desaster. Dementsprechend kurz war mein Ausflug in die Eishölle damals auch. View all comments by Christian
Christian, für ‘nen Zehner kannste nochmal ne’ Runde auf der 360 drehen, wenn du willst (ist auch die Komplettpaket-Edition). Falls Interesse besteht, sag Bescheid. Ist schon was anderes als auf dem PC das Teil, und der Multiplayer macht mit entsprechenden Mitstreitern tatsächlich Laune.
Außerdem ist der Schnee schön. So! Das man nichts sehen kann ist im Schnee nunmal so 😉 View all comments by Aulbath
mal von “lost planet 2” abgesehen (von dem ich nach einer der letzten “co-op”-folgen eigentlich dachte, es könnte ganz nett sein), verstehe ich die ganze aufregung nicht. waren es denn zuletzt tatsächlich so viele “singeplayer-spiele”, bei denen es eine reine multiplayer-demo gab?
mir fällt spontan nur “uncharted 2” ein und da fand ich die demo ziemlich großartig. immerhin zeigt sie hinreichend gameplay-aspekte wie steuerung etc. und die tolle präsentation. und vor allem: ich kann sie wieder und wieder spielen, ohne dass sie langweilig wird, weil es genügend maps gab und mit den unterschiedlichen setups immer wieder eine herausforderung geboten wurde. aus dem gezeigten kann man dann auch rückschlüsse auf die kampagne ziehen – und außerdem weiß man bei “uncharted” ohnehin im groben, wie es sich im singeplayer spielen wird, wenn man den ersten teil kennt. insofern ist die multiplayerdemo hier für mich das einzige logische, weil sie einem a) ein feeling für das spiel gibt und b) etwas relevantes neues zeigt, was der spieler von der serie eben noch nicht kennt.
vergleicht man das z.b. mit der demo von “batman: arkham asylum” (gutes spiel hin oder her), schneidet diese ziemlich mickrig ab. ingesamt ca. 10 minuten spielzeit, 10 vertrimmte gegner, 10 mal hin- und hergeschwungen. ganz toll.
ich persönlich bin tatsächlich der meinung, dass in zeiten, wo spiele bis zu 70 ois kosten und mitunter gerade mal 10 stunden spielzeit in der singleplayer-kampagne mitbringen, einfach zu wenig gegenwert zum geld bieten. wenn ich da nicht noch einen (guten) multiplayer-modus für etwas langzeitmotivation bekomme, kaufe ich eben ein anderes spiel. mit “uncharted 2” werde ich jedenfalls eine menge freude haben, wenn es endlich da ist, das weiß ich jetzt schon. View all comments by Felix
Ich mochte den ersten Teil sehr und kann nur schwer Nachvollziehen, weshalb gerade viele Actionfans diesen Titel irgendwie ignoriert haben. Dass der Rest der Spielerschaft aufgrund des strikten Szenarios und auf den Baller-Fokus nicht so ganz auf das Spiel abgefahren ist, kann ich gut nachvollziehen, aber wenn es um dem Wumms- und Adrenalinfaktor geht, war Teil 1 doch erhaben, oder nicht?
Allerdings ist die PC-Version tatsächlich für den Arsch. Die Ps3-Fassung leider auch. Die einzige, die fluppt, ist die Xbox 360-Version.
Kann den Punkt mit der Grafik übrigens nicht nachvollziehen. Ich kann die Figur und alles andere darin jedenfalls prima erkennen. Und hässlich find ichs auch nicht. Ich ziehe sogar “reduzierte” Optiken dem nächsten Grafik-Karneval vor, wenn das Setting davon profitiert. View all comments by Micha