Zeitmanagement in Zeiten des Medienüberflusses

Über die Ostertage hat mich tatsächlich mal wieder die Lust gepackt etwas häufiger zu spielen. Hört hört! Nach mal eben so fünfeinhalb Jahren, in denen ich zwar immer wieder mal in das eine oder andere Game hineingespinxt habe, aber nie wieder so vom Fieber gepackt wurde, wie damals, als dieses Blog noch in vollem Saft stand.

Dabei hat mich das Thema als solches eigentlich nie so ganz losgelassen. Klar, ich habe praktisch vollständig aufgehört, Gaming Blogs und -Websites zu lesen (sie sogar aus meinem RSS-Reader geschmissen); ich habe meinen Twitter-Feed ausgemistet und praktisch alles, was irgendwie mit Games zu tun hatte, rausgeworfen (Ausnahmen bestätigen die Regel); ich habe (natürlich) keine Zeitschriften mehr gekauft; ich habe keinerlei Podcasts mehr zu dem Thema gehört; und ich habe kaum noch gespielt.

Trotzdem hatte ich auch weiterhin Berührungspunkte mit Games. Sei es, weil ich beruflich auch weiterhin an der Entwicklung einiger Messestände für die gamescom beteiligt war. Sei es, weil ich peripher natürlich trotzdem auch in großen Medien immer wieder mal was zu meinem einstigen Lieblingsthema mitbekommen habe. Sei es, weil ich zumindest wissen wollte, was gerade so an Konsolenhardware aktuell ist und welches die großen und kleinen Perlen sind, die an mir vorbeiziehen (und ich kann Euch sagen: das waren EINE MENGE! So massiv viele, dass es unmöglich für mich wäre, auch nur einen Bruchteil davon noch nachzuholen). Sei es, weil ich trotz alledem mit großem Interesse verfolgt habe, was die Rocket Beans nach dem Ende von Game One aus dem Boden gestampft haben (ich bin großer Fan des Senders und der Menschen dahinter und kann mir einen Alltag ohne diverse ihrer Formate kaum noch vorstellen). Oder sei es, weil mich ab und an eben doch das Zittern gepackt hat und ich hier und da zumindest mal ein bisschen was anspielen musste – auch wenn ich die jeweiligen Games zumeist innerhalb von Rekordzeit wieder auf den Stapel des Vergessens habe wandern lassen).

Zwischendurch war ich sogar bereit, den absoluten Großteil meiner Sammlung aufzulösen und zu verkaufen. Allerdings ist es immer nur bei halbherzigen Versuchen geblieben, so dass mir nun nur ein kleiner Bruchteil meiner Sammlung fehlt, auf den ich so oder so hätte verzichten können, während die Konsolen immer noch in alter Pracht das Wohnzimmer zieren – bzw. den Schrank von innen dekorieren (hallo Xbox 360!).

Unterdessen habe ich versucht mich anderweitig zu beschäftigen. Vor allem mit Sport. Verdammt viel Sport. Und mit Serien. Verdammt vielen Serien. Damn you, Amazon & Netflix! Das Ergebnis: ich war entweder in der Muckibude oder in der Boulderhalle – oder ich habe meine Zeit mit zu vielen Serien verplempert, von denen ich die meisten mittlerweile eh schon wieder vergessen habe. Und wenn nicht, dann fällt es mir von Mal zu Mal schwerer, mich bei Erscheinen einer neuen Staffel noch daran zu erinnern, was eigentlich in der vorigen geschehen ist.

Und dann kamen auch noch Youtube mit diversen neuen Lieblings-Channels und eben die Rocket Beans hinzu. Gut, dass ich reguläres Fernsehen schon vor Jahren komplett aufgegeben habe.

Nun führt all dies auch ohne Games also schon unweigerlich und unverkennbar zu einem riesigen Dilemma:

Ich habe einen Job, der nicht alltäglich ist und sehr viel Zeit meines Tages fordert. Mal mehr, mal weniger, immer abhängig von Anzahl und Umfang der laufenden Projekte. In jedem Fall bleibt er in Punkto Planbarkeit eines Tagesablaufs gerne immer wieder mal völlig unberechenbar. Vielleicht liebe ich ihn gerade deshalb so.

Ich versuche auch weiterhin viel Sport zu treiben. Bouldern sollte mindestens einmal die Woche sein, Fitness-Studio gerne auch zwei bis drei Mal. Gelingt aber auch schon leider nicht immer.

Serien wollen gerne am Stück weggebingt werden. Leider gibt es viel zu viele und man kann eh schon nicht alles schauen, was vielleicht sehenswert wäre. Was also schauen, was links liegen lassen?

Youtube hat mittlerweile ziemlich gut raus, was mir gefällt und was nicht. Entsprechend überrascht mich meine Startseite immer wieder mit nettem Zeug, das ich gerne zwischendurch auch nochmal reinschiebe.

Mein Feedreader quillt über. Weil ich keine Zeit habe, des eigentlich schon sehr selektiven Newsstroms noch Herr zu werden. Also konzentriere ich mich meist alle paar Tage mal auf eine kleine Auswahl von Quellen.

Social Media is killing me. Twitter habe ich praktisch komplett zurückgefahren auf ein Minimum von einem Tweet pro Monat und fast völlige Missachtung des Feeds. Aber Instagram hält mich Tag für Tag immer wieder gerne von anderen Dingen ab – und so beschissen der Facebook-Newsstream auch ist (danke, lieber “Freundes”-Kreis), irgendwie muss man ihn ja doch immer wieder komplett lesen.

Bücher. Ich liebe sie. Ich hätte gerne soviel mehr Zeit für sie. VIEL mehr! Allerdings: ich komme kaum noch zum Lesen. Weil in all dem Berauschen an bewegten Bildern das geschrieben Wort leider im Regelfall hinten anstehen muss. Zeitschriften? Puh, höchstens noch, um die schönen Bilder durchzublättern.

Und dann war da noch mein dringendes Bedürfnis, nach 20 Jahren des dilettantischen alle-5-Monate-mal-für-20-Minuten-das-immer-gleiche-Lied-auf-der-Gitarre-Dahinstümperns, doch endlich mal richtig Gitarre zu lernen. Also so, dass man es auch wirklich anhören kann, ohne Ohrenbluten zu bekommen. Und so, dass ich irgendwann auch vielleicht mal in der Lage bin, mir problemlos mehr als einen Song pro Dekade ohne große Mühen draufzuschaffen.

Zur Motivation meiner selbst habe ich mir deshalb Anfang des Jahres eine brandneue Gitarre (eine Epiphone Les Paul Standard PlusTop Pro in Honeyburst, wen es interessiert), samt passendem Amp (der Vielseitigkeit wegen ein Modeling Amp – ein Marshall CODE 25, um genau zu sein) zugelegt und versuche seitdem, so regelmäßig wie irgend möglich abends dazusitzen und die Saiten zu malträtieren, in der Hoffnung, dass es irgendwann besser wird.

Eigentlich würde ich auch sehr gerne Unterricht nehmen. Doch da wären wir wieder bei meinem Job. Selbst einmal pro Woche einen festen Termin einzuhalten, ist oftmals praktisch unmöglich für mich. Also versuche ich es derzeit mit (kostenlosen) Online-Tutorials und ertrinke in einer Flut an Möglichkeiten, ohne dass mir mal jemand sagt, was ich wann, wie und in welcher Reihenfolge am besten lerne, um schnell zu Erfolgen zu kommen. Aber immerhin: ich spiele.

Und dann waren da ja noch die Games. Das Thema, das in den vergangenen Jahren so komplett in den Hintergrund gerückt ist, ohne mich wirklich loszulassen.

Am Wochenende habe ich also einfach mal wieder die PS3 angeworfen (mangels aktuellerer Alternativen) und mich im PSN-Store umgesehen. Und siehe da: Ostersale! Also direkt mal zugegriffen und Enslaved und GTAV in den Warenkorb gelegt. Mit dem Ergebnis, dass mich Enslaved, obwohl ich es eigentlich bereits für die Xbox 360 besitze und dort seinerzeit sogar durchgespielt habe, direkt wieder in seinen Bann gezogen hat und ich gerade denke: “Ach, eigentlich ist das mit dem Zocken ja doch ganz schön”. Warum habe ich eigentlich noch keine PS4, mitsamt The Last Guardian und all den anderen tollen großen Titeln?!

Ach ja, da war ja was: Die liebe Zeit (und ein bisschen Geld). Woher nehmen? Wie soll ich in all dem medialen Überflusswahnsinn noch sinnvoll wieder Games integrieren, wenn sich gerade hinter dieser Kategorie doch der größte Zeitfresser von allen verbirgt?

Und wie, um Himmels Willen, soll da dann noch ein Privatleben reinpassen. Freunde und Familie wollen ja dann doch manchmal auch noch ein bisschen Zeit mit einem verbringen. Und der Haushalt! Ach, davon will ich lieber gar nicht erst anfangen.

Ich weiß, ich bin nicht allein mit diesem Problem. Deshalb meine Frage: Wie schafft Ihr es eigentlich, all Euren Medienkonsum unter ein Dach zu bringen und dabei noch eine ordentliche Balance zwischen Job, Familie, Freunden und allem anderen zu halten? Ich bin für jeden Tipp dankbar!

P.S.: Spenden für eine PS4 samt The Last Guardian werden übrigens jederzeit gerne angenommen 😉