Let it snow!

Aus der Reihe magic moments, die wir aber nicht so nennen und eigentlich gibt es auch gar keine Reihe und sowieso und überhaupt, präsentiere ich Euch heute einen weiteren, geradezu nachhaltig bei mir verankterten Moment der Erinnerung, der selbst nach Jahren im Rückblick noch mein Spielerherz höher hüpfen lässt. Ja richtig, liebe Kinder, wir reden heute mal über Metal Gear Solid. Den ohne Nummer hintendran. Für die erste PlayStation. Ihr wisst schon…

Witzigerweise war der folgende sogar einer der allerersten Momente, an die ich denken musste, als ich neulich über Epospechts Eskapismus-Gedanken gestolpert bin. Zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade Metal Gear Solid 4 angefangen und kurz zuvor den Game One Podcast zur Reihe gehört, in dessen Verlauf auch meine ansonsten eher vagen Erinnerungen an den Shadow Moses Incident wieder hoch kamen (schon komisch: ich habe das erste MGS seinerzeit mindestens dreimal durchgespielt, jede Cutscene gesehen, wohl jeden Winkel der Insel erforscht – und trotzdem erinnere ich mich nur noch an relativ wenig).

Ich weiß schon: Ihr denkt jetzt, Ihr wüsstet schon längst was kommt. Aber nein! Im Gegensatz zu den vermutlich allermeisten von Euch ist es eben nicht der Kampf gegen Psycho Mantis, der sich am allertiefsten in meine kümmerliche Hirnrinde gefressen hat. Den fand ich nämlich gar nicht so prall. Was allerdings nicht an der Idee als solcher lag – die war nämlich genial. Bloß leider hatte mir irgendein Arschloch damals schon den Trick mit der Speicherkarte und dem Controller gespoilert (soviel zur “Kompetenz” so genannter “professioneller” Videospiel-Redakteure), so dass Mantis’ übernatürliche Kräfte zwar amüsant anzuschauen waren, aber einfach nicht mit dem Nachdruck bei mir wirken konnten, wie bei unvorbelasteten Spielern. Und der Kampf als solcher war dann ja auch eher unspektakulär.

Wie dem auch sei, den eigentlichen Aha-Moment hatte ich bei Metal Gear Solid tatsächlich schon sehr früh im Spiel. Extrem früh. Genau genommen direkt zu Beginn. In dem Augenblick nämlich, da ich Snake seine ersten Schritte im Schnee tun ließ und mitansehen durfte, wie er mit jedem Schritt putzige kleine Pixelmulden in Form seiner Füße hinterließ – die anschließend von den sanft fallenden Schneeflocken nach und nach wieder bis zur Unkenntlichkeit zugeschneit wurden.

Allein das war schon ein großartiger Anblick. Als ich dann aber zusätzlich noch feststellen durfte, dass die hinterlassenen Spuren auch noch wirkliche Auswirkungen auf die Spielwelt hatten, war er geboren, mein erinnerungswürdiger Moment par excellence. Ich werde mein Erstaunen wohl nie vergessen, als nach dem von Herzpochen gezeichneten Vorbeischleichen an der ersten Wache plötzlich ein “Nanu? Fußspuren?” aus den Boxen meines unterdimensionierten TV-Gerätes drang und ich panisch feststellen durfte, wie besagte Wache sich auf die Suche nach dem Verursacher eben dieser Spuren machte. Schockschwerenot!

Und obwohl Schnee seitdem durchaus für so manches Entwicklerstudio ein probates Mittel zur Gestaltung einzelner Level oder ganzer Spielewelten war, hat der Einsatz des weißen Gestöbers nie wieder einen solchen Eindruck bei mir hinterlassen, wie damals, in Shadow Moses. Grafisch mag es zwischenzeitlich ganze Quantensprünge nach vorne gegeben haben, spielerisch waren die Auswirkungen des gestalterischen Aufwandes dennoch zumeist nichtig. Ja, Lost Planet, ich schaue auf Dich! Und selbst ein so bahnbrechend gutaussehender Titel wie Uncharted 2 hat es nicht geschafft, in mir die gleiche Faszination für im Schnee hinterlassene Fußspuren zu wecken, wie es seinerzeit Hideo Kojima in seinem PlayStation-Erstling vermochte.

Wie groß war dann vergangene Woche die Begeisterung, als mich Metal Gear Solid 4 nicht nur in einem Akt wieder nach Shadow Moses zurückversetzte, sondern obendrein auch noch einen kleinen Zeitsprung unternehmen ließ und mich direkt in den von der PSX importierten Original-Level katapultiere! MGS im Original! Spielbar in einem 4:3-Fenster auf meinem HD-Fernseher! Großartig! Und da waren sie wieder… die Spuren im Schnee! Ich war völlig überwältigt und wollte Hideo Kojima spontan einen Teller Pasta spendieren. Die mag er doch so gerne. An mein Herz, kleiner Japaner!

6 Comment

  1. Ich versteh die letzten zwei Absätze nicht. Andererseits hab ich jaauch kein MGS4 gespielt.

    Mein MGS Highlight ist übrigens “Vulcan Raven, Riese und Schamane”. View all comments by SpielerDrei

  2. Wah! Was ist das denn?!?! Code-Injection durch die La-Le-Lu-Le-Lo????

    DEL – DEL – DEL – DEL -DEL

    Edit: behoben. Hoffentlich. View all comments by Christian

  3. Puh, ich bin zu jung für den Scheiß, für mich ist sowas fast schon selbstverständlich 😐

    Über MGS kann ich nur sagen, dass ich den ersten Teil mal angespielt und für beschissen befunden habe. Würde mich trotzdem über ein Remake mit nicht kaputter Steuerung (wie gesagt, bin zu jung für den Scheiß) freuen, weil ich die Vermutung hab, dass ich es nur wegen der deutschen Synchro scheiße fand.

    War aber auch irgendwie eine Art Magic Moment, herauszufinden, dass Mei Ling einen schweizer Akzent hat. View all comments by Pascal

  4. Jean Marie says:

    Ich habe zuerst MGS4 gespielt. Geil, ohne Frage. Habe mir dann MGS1 besorgt und war noch mehr geplättet. Noch geiler. Trotz der uralten Grafik, der “komischen” Steuerung. Hat ein wenig gedauert. Aber dann – Uiuiui. Da hatte ich aber was verpasst, beinah.

    Meine Lieblingsstelle war das Duell gegen Liquid im Heli. View all comments by Jean Marie

  5. […] Hackangriffs? (bei nTower)Google Theft Auto IV (bei Superlevel)MMO + Handicap = ? (bei Actionbude)Let it snow! (bei endoflevelboss)Gamecast TV (bei EA Spielkultur)Polyvieux: Prince of Persia (bei Polyneux)Tests:Gatling Gears (bei […] View all comments by Highlight Roundup 22/2011 | KonsolenDealz

  6. Sehr spannender und emotionaler Moment, lebensecht geschildert. Ich bin ergriffen. Vielen Dank. View all comments by Rlkng

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