Bam! Whoohooo! – Split/Second

Wenn eine Demo es schafft, innerhalb von Rekordzeit den Suchttrieb in mir wachzukitzeln, dann muss sie einfach alles richtig machen. Wenn ich bereits nach gerade einmal drei gefahrenen Runden völlig fassungslos geflasht vor meinem Fernseher hocke und der Speichel in Sturzbächen aus meinem sperrangelweit offen stehendem Mund trieft, dann muss eben diese Demo – verdammt nochmal! – wirklich alles richtig machen. Und wenn das fertige Spiel am Ende auch nur halb so bombastisch abgeht, wie das gerade über den Bildschirm kaskadierende Explosions-Gedöhns da, dann – ja dann – sollten sich alle anderen Titel dieses Jahr warm anziehen, denn dann steht einer exzessiven Rudelzockung bis mindestens 2012 wohl nichts mehr im Wege.

OK, kommen wir mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, bevor ich mir sinnlose Hype-Schürung als Marketing-Fanboy vorwerfen lassen muss. Fakt ist: Das Black Rock Studio hat bereits im vorletzten Jahr mit Pure einen überaus heißen Racing-Fun-Bomber unters Volk geworfen, der seinen Reiz insbesondere im Mulitplayer aufs Launigste auszuspielen wusste. Das hatte nicht nur Style, sondern sah auch noch fantastisch aus und hat selbst Gelegenheits-Rennfahrer wie mich immer wieder gerne auf die abgedrehten Strecken gelockt.

Nun kommt mit Split/Second ein Software-Bolide um die Ecke geschossen, der sich zum Ziel genommen zu haben scheint, in restlos allen Bereichen modernen Bildschirm-Racings noch zwei bis fünf Schüppen draufzulegen und das Ganze mit Sahne, Zuckerhaube und vergoldetem Krokant zu garnieren, gewürzt mit 50 Megatonnen TNT. Entsprechend entpuppt sich Split/Second nicht nur als optischer Leckerbissen vor dem Herrn, der selbst ein DIRT 2 erfürchtig das Haupt neigen lässt, sondern auch noch als überaus ambitioniertes und auf grundsolidem Gameplay-Fundament verankertes Luxus-Rennspiel.

So addiert sich ein scheinbar grenzenloses Geschwindigkeitsgefühl mit einer eingängigen und trotzdem anspruchsvollen Steuerung, sowie dicken Rennboliden und Explosionen am laufenden Band zu etwas vorher nie dagewesenem. Wo Blur den immer wieder gerne beschrittenen und – meinem subjektiven Empfinden nach – immer wieder lächerlich aufgesetzt erscheinenenden Waffen-an-Autos-Pfad einschlägt, lässt Split/Second uns das unmittelbare Umfeld, nämlich die Rennstrecke als solche manipulieren.

Das geschieht zwar nicht völlig frei, sondern ist generell nur an definierten Punkten möglich, doch diese tummeln sich scheinbar zu tausenden auf der Strecke. Will man seinen Gegner behindern oder kurzzeitig fahrunfähig machen, lässt man einfach irgendwas am Rand explodieren  und hofft, dass es den Kontrahenten von der Strecke pustet. Das klappt nicht immer, aber immer öfter – und sieht dann ausgesprochen spektakulär aus. Timing ist alles.

Durch Drifts, Sprünge oder grobes Windschattenfahren lädt sich die eigene Energieleiste auf und man bekommt immer mehr Möglichkeiten, sein Umfeld zu manipulieren. Die Anzeige ist dabei in drei Level unterteilt, die mit Steigerung immer verheerendere Verwüstungen anrichten. Level 1 beeindruckt mit eher “kleinen” Explosionen von Autos, Tanklastern etc, während einem in Level 2 schonmal ganze Gebäudekomplexe um die Ohren rummsen. Wer es richtig derbe mag, der sammelt seine Energie jedoch lieber, um den dritten Verheerungslevel zu erreichen und gleich das komplette Streckendesign dezent umzumodellieren.

Umstürzende Flugüberwachungstower, einbrechende Straßendecken, wegknickende Brückenpfeiler, abstürzende Jumbojets… wer glaubt, nach dem ersten Rennen auf einer Strecke bereits alles gesehen zu haben, der wird sich nach zehn Rennen verwundert die Augen reiben. Da geht noch so einiges! Fest steht am Ende immer bloß eines: die zuvor makellos blankgewienerte Strecke sieht aus, als entstamme sie direkt aus Roland Emmerichs Endzeit-Epos 2012.

Der Witz an der Demo ist: wir reden hier von gerade einmal einer einzigen Strecke. Eine einzige Strecke (!!!), die bereits mehr Vielfalt zu bieten hat, als manch anderes Spiel über seine gesamte Länge. Dabei steht auch bloß ein einziges Fahrzeug zur Auswahl, etwaige Optionen wie optische Gestaltung und Tuning-Möglichkeiten à la Pure sucht man ebenfalls vergebens.

Überraschenste Eigenschaft der Demo ist allerdings die völlige Abwesenheit eines Multiplayer-Parts. Was überaus schade ist, dem Spaß dennoch keinerlei Abbruch tut. Trotzdem erscheint es geradezu seltsam, dass in Zeiten, in denen ich mich darüber aufrege, dass Publisher vorrangig auf Singleplayer-Spaß ausgelegte Titel vornehmlich via Multiplayer-Demos anteasern, nun auch noch – wie um dem ganzen die Krone aufzusetzen – Titel, die erwartungsgemäß vor allem im Multiplayer rocken dürften, plötzlich ausschließlich mit einer Singleplayer-Demo bedacht werden.

Verkehrte Welt…

Die vermutlich dahinter verborgene Botschaft könnte lauten: “Mach’ Dir keine Sorgen, dass wir keine ordentliche Einzelspieler-Experience an den Start bringen, Du wirst auch alleine definitiv mehr als nur Spaß haben”. Und es stimmt. Selbst wenn einmal keine Mitspieler zur Hand sein sollten, dürfte Split/Second uns noch lange genug vor die Flimmerkiste fesseln. Vielleicht. Eventuell. Warten wir das fertige Produkt ab. Bei mir steht das Teil seit gestern jedenfalls auf der Must-Have-Liste für dieses Jahr ganz oben. Mit deutlichem Abstand sogar noch vor Alan Wake, das schon längst vorbestellt war.

Wer die Demo noch nicht gespielt hat, sollte sie sich definitiv mal zu Gemüte führen!

13 Comment

  1. Als Freund von destruktiven Rennspielen ala Destruction Derby, Burnout oder Carmageddon verschlinge ich auch die raren Nachfolger im Geiste regelmäßig. Insofern stimme ich Dir in allen Punkten der Demo zu: Mir hat das Teil auch sehr, sehr viel Spaß gemacht und ich bin gespannt wie ein Flitzebogen auf die Vollversion.

    Nur einen Dämpfer hatte die Demo: Ich fands zu langsam. Wenn man eine ganze Weile die Burnout-Reihe gespielt hat, so wie ich auch gern futuristische Rennspiele zockt und auch so ultraschnelle Multitasking-Titel wie Full Auto 2 (gegen Ende wahnwitzig schnell, schießen, fahren, Umgebung zerstören gleichzeitig!) gemeistert hat, dann kommt einem Split/Second zunächst seltsam langsam vor. Da hat auch die Stoßstangenkamera nicht viel geholfen. Meine Hoffnung ist, dass das Spiel deutlich an Speed gewinnt, wenn man an höhere Autoklassen kommt.

    Trotzdem: Geiles Spiel! Blur würd ich auch gern mal ausprobieren, aber das Spiel beißt sich ziemlich mit meinem Router. View all comments by Micha

  2. Ich weiß nicht… Ich finde die Demo äußerst langweilig. Das einzig interessante an dem Titel ist das Zerstörungsfeature und das nutzt sich für mich extrem schnell ab. Da spiele ich doch lieber Burnout Paradise. View all comments by Ranor

  3. Hm. ich fands nicht nur langsam, sondern nach knapp 10 Sessions auch ziemlich öde, vor allem da die KI so rein gar nichts auf der Pfanne hat und sich dieser Krachbummbäng-Effekt eben schnell abnutzt.

    Dabei warte ich eigentlich schon seit einem Jahr sehnsüchtig auf das Teil. Rein von der Demo/Beta hat Blur da deutlich die Nase vorn, was Motivation & (Langzeit)Spaß angeht – mal schauen wie es dann schlussendlich beim Endprodukt ausschaut 🙂 View all comments by Kith

  4. Uaaah, bei mir war es genau umgekehrt: Blur fand ich ganz schnell langweilig. View all comments by Christian

  5. Hehe, ja ich weiß, daher fand ich das jetzt auch irgendwie lustig *gg* View all comments by Kith

  6. Mir geht es ähnlich wie Dir, Micha. Mir war es als Burnout-Fan auch einen Tick zu langsam, denke aber auch, dass sich das mit dem vollen Spiel ändern wird. Ansonsten full ack Christian: Hammer. View all comments by Manu

  7. Ok, jetzt bin ich neugierig. Mal später die Demo laden. View all comments by MasteRehm

  8. Ich hab neulich die Blur Beta angespielt und war nach einiger Zeit doch begeisterter als am Anfang.
    Heute Mittag habe ich dann kurz Split/Second auf eine Runde getestet und war entäuscht. Der Kawumm-Faktor ist zwar hoch, aber so indirekt, daß einem das “den hab ich weggeblasen”-Gefühl irgendwie völlig ausbleibt. Ich werde dem Spiel später noch 2-3 Runden geben um es noch mal eingehender anzuschauen. Aber ich glaube kaum, daß für mich S/S nur annähernd mit Blur mithalten kann.
    Dazu kommt der völlig indiskutable, weil fast funktionsunfähige LAN Modus von Pure, dem quasi Vorgänger von S/S. Alleine auf diesem Hintergrund bin ich einem Kauf von S/S schon sehr abgeneigt.

    Ach und was das “aufgesetzte” mit Waffen an Fahrzeugen angeht… auf Knopfdruck ganze Häuser in 50-100 Meter Entfernung einstürzen lassen ist nicht aufgesetzt? mh… 😉 😀 View all comments by Druzil

  9. Wenn in einem Rennspiel viele Sachen kaputt gehen, kann das nur gut sein. Ich erinner mich da nur an einen meiner Favoriten – FlatOut 2. Split/Second sieht auch sehr interessant aus, die Demo muss ich mir mal ansehen ^^ View all comments by GM_Tom

  10. Die Demo hat bei mir leider nur wenige Minuten überlebt. Ich habe mit großer Begeisterung die letzten Wochen mit den Jungs BLUR gespielt. Das hatte extrem viel, was mit gefallen hat. Dynamik, gute Grafik und eine tolle Steuerung. Mit etwas Übung konnte man den waffen der Gegner ausweichen und jedes Rennen hatte eine eigene Dynamik.

    Dagegen wirkt Split/Second wie ein braves Mädchen. Die schwammige Steuerung gefiel mir nicht und die Rennen wirken sehr “steril”. Driften, Windschatten, Trigger laden, Knöpfchen drücken und guggn was passiert. Das Effektgewitter hat mich jetzt echt nicht von den Latschen gehauen. Vielleicht zündet der Funke in der Vollversion oder so, hab bis jetzt hat Blur die Nase vorn. Aber mit einer halben Runde Vorpsrung. View all comments by Haschbeutel

  11. du machst einem aber auch immer lust auf solche demos. wird gerade heruntergeladen… ^^ View all comments by Yaab

  12. “Blur” hatte eine nette Spielidee. Leider lässt die Umsetzung (insbesondere die Steuerung der Fahrzeuge) zu wünschen übrig. – Nach dem ersten Durchgang von “Split/Second” schwirrte mir erst ein Mal ein ‘Ist das alles?’ durch den Kopf. Mit jeder weiteren Runde wuchs aber die Begeisterung. Besonders im Multiplayer-Modus dürfte dieses Spiel packend sein. View all comments by Emph

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