Dear Editor – Re: Killerspiele

typewriter

Ein Experiment. Ein Fremdartikel. Eine Meinung, die nicht meine ist. Zum allerersten Mal in der Geschichte dieses Blogs. Zu einem Thema, das zwar derzeit besonders brandaktuell ist, allerdings auch abseits von Amokläufen und elendigen Medienauswalzungen als Grundsatzdiskussion alles andere als uninteressant ist. Die Frage nach dem Sinn und Unsinn von gewalthaltigen Computerspielen, die sich ohne weiteres gesamtgesellschaftlich auf sämtliche Medien übertragen ließe. Eine Gegenposition, die mich selbst beim Lesen manches mal innehalten und schlucken ließ, bei der ich zwischendurch absetzen und tief Luft holen musste, während ich bei anderen Passagen nur zustimmend mit dem Kopf nicken konnte. Auslöser für diese Reaktion meines ehemaligen Arbeitskollegen Dirk, selbst junger Familienvater, war eine Statusmeldung meinerseits bei Xing, mit der ich mich über die unreflektierte und voreilige mediale Verurteilung von so beschimpften “Killerspielen” im Zusammenhang mit dem Amoklauf von Winnenden empörte. Die Antwort darauf lest Ihr ungekürzt und von mir unkommentiert in den folgenden Absätzen. Ich für meinen Teil bin sehr auf die daraus vielleicht resultierende Diskussion gespannt. Vielen Dank schonmal an Dirk, dass er der Veröffentlichung zugestimmt hat. Here we go…

“Ich muss mal auf deine Statusmeldung anworten…

Fakt ist doch, dass dieser Mensch ein Counterstrike-Spieler war. Fakt ist auch, dass alle vorherigen mir bekannten Amok-Läufer dieses oder ähnliche Spiele dauerhaft gespielt haben.

Fakt ist auch, dass diese Jungs alle die gleiche soziale Herkunft haben, dass sie alle einen ähnlichen Bildungshintergrund haben, sich als Looser fühlen, gemobbt wurden, unauffällig waren und wenig Kontakte zur Außenwelt hatten. Fakt ist auch, dass sie alle keine Freundin hatten. Und Fakt ist, dass sie alle Zugang zu Waffen hatten.

Niemand behauptet, JEDER der Counterstrike oder ähnlichen Schwachsinn spielt, wird zum Killer. Dass es aber einen Zusammenhang gibt, kann ja wohl nicht bestritten werden. Der sieht meines Erachtens so aus: Junge Männer mit einem bestimmten psychosozialen Background spielen bevorzugt solche Spiele. Vielleicht spielen sie den Mist sogar, weil sie Probleme haben. Ich weiß, diese Meinung ist viel diskriminierender für Egoshooter-Spieler als alles andere: Blödsinn wie Counterstrike ist nicht der Auslöser, sondern die dumpfe Dröhnung, sozusagen die abstumpfende Geräuschkulisse für ihr gescheitertes Leben. Sie sind nicht Ausgangspunkt, sondern katalytische Begleiterscheinung eines viel tiefer liegenden psychischen Problems. Sicher bekommen die Jungs (man sollte sich alleine mal Gedanken darüber machen, warum Mädchen diesen Mist nicht brauchen!!!) ihre Probleme nicht durch das Spiel. ABER: Erwiesen ist, dass Ego-Shooter die Gewalttoleranz heruntersetzen, dass sie dazu führen, dass das Mitleidsempfinden heruntergesetzt wird. Und wie bei jedem anderen interaktiven Spiel mit hoher Identifizierungsmöglichkeit mit der virtuellen Person gibt es auch hier leider eine hohe Suchtgefahr und – wie bei allen Süchten – den Wunsch der erhöhten Dosis, des besonderen Kicks. Diese Wirkungen im Zusammenhang mit Videospielen zu leugnen, obwohl sie in vielen anderen Zusammenhängen schon längst und auch in diesem Zusammenhang eindeutig nachgewiesen sind, halte ich für vollkommen blödsinnig!
Deshalb finde ich es haarsträubend undifferenziert, die Argumentationskette künstlich umzukehren und daraus, dass nicht jeder Spieler zum Amokläufer wird, zu folgern, solche Spiele seien ungefährlich.

Und offenbar gibt es den umgekehrten Reflex aus der Gamer-Szene, sich von jeder Mitschuld frei zu sprechen. Ich wäre deshalb vorsichtig, von “unreflektierten Killerspiel-Assoziationen” zu sprechen, solange Du dem selbst nichts Reflektierteres oder weniger Reflexhaftes entgegenstellst.

Meine Meinung nach sollte man nicht NUR fordern, diese Spiele zu verbieten, sondern mehr als das tun: Man sollte selbstverständlich den bedauernswürdigen Gestalten helfen, ein Leben zu führen, das in der Realität stattfindet. Ihnen helfen, in der Gesellschaft verankert zu sein. Ihnen helfen, es nicht nötig zu haben, ihren sozialen Weltschmerz mit virtueller Gewalt zu betäuben. Aber man sollte auch: diesen Mist verbieten, weil er kranke Menschen noch kranker macht. Und es auch trotz der vielleicht vielen Menschen verbieten, die stark genug sind, mit diesem Zeug umzugehen. Und: Waffen verbieten, damit kranke Menschen, die durch Spiele und Internet noch kranker geworden sind, keine Möglichkeit haben, in der Realität das nachzuspielen, wozu sie in der Virtualität viel zu lange Gelegenheit hatten, es zu üben.

Und mal eine ganz doofe Frage: Warum sollte man es nicht verbieten? Oder gibt es irgendeinen positiven Grund, diesen Bullshit auf dem Markt zu lassen. Außer natürlich, dass er “unterhaltsam” ist. Zeitvertreib ist allerdings alles andere als ein vernünftiger Grund, da man sich jederzeit auch mit anderen, sinnvolleren Dingen die Zeit vertreiben könnte. Aber ich vergaß: Menschen, denen ihr Leben so wenig wert ist, dass sie sich die Zeit bis zu ihrem Ende vertreiben müssen, neigen per se vielleicht auch eher dazu, wenigstens in diesem Ende in ihren Augen einen Sinn zu geben. Und wenn es nur der von uns beiden so oft zitierte “Brennpunkt” [ein Insider-Gag, Anm. von Christian] ist… Und natürlich hat es – zugegeben – noch einen tiefen Sinn: den, dass Menschen damit viel Geld auf Kosten armer Seelen verdienen!

Mir macht diese Entwicklung Angst. Für mich haben solche Computerspiele sehr viel von der antiken “Brot&Spiele”-Mentalität. Dabei sind sie nur der schlimmste Auswuchs einer Medienindustrie, die mit der abgestumpften Dummheit der Masse ihr Geld verdient. Und auch da ist es wie im alten Rom. Je brutaler, desto wirksamer… Aber müssten nicht gerade die intelligenten, engagierten und sozial etablierten jungen Menschen aus eigenem Interesse erkennen, dass sie das alles nicht brauchen?

Liebe Grüße,
Dirk.”

Anmerkung von Christian: Meine Antwort darauf war eine ellenlange Abhandlung darüber, wie sehr sich Computerspiele doch von anderen Medien unterscheiden, dass Gewalt ja hier aus der Spielerperspektive völlig anders wahrgenommen wird als etwa beim Zuschauer, dass man doch wenn schon, dann konsequent sein müsse und sich generell fragen müsse, was in der Gesellschaft falsch laufe, wenn Gewaltmedien offenbar plötzlich so sehr Hochkonjunktur haben (man denke an die vielen Horrorfilme im Fahrwasser von Saw und Co.), und dass man eben sehr viel stärker hinter die Kulissen des Amoklaufes, in das persönliche Umfeld und die Gefühlswelt eines Amokläufers schauen müsse, um derlei Taten schlüssig erklären zu können – und dass uns das selbst dann vermutlich nicht plausibel genug gelingen würde. Die üblichen Argumente halt, die wir Gamer so langsam müde werden zu betonen. Den vollen Text erspare ich Euch der Länge wegen lieber und leite lieber direkt zur darauf folgenden Antwort über, die bewusst überspitzt und provozierend ausgefallen ist und an manchen Stellen bitte nicht zu wörtlich genommen werden sollte:

“Hallo Christian.

Bitte nicht persönlich angegriffen fühlen. Ich weiß, dass bei Dir aus dem Killerspiel-Spielen kein Problem erwächst.

In vielem, was Du schreibst, bin ich ja absolut bei Dir. Was mich allerdings einerseits beruhigt, andererseits erstaunt: Nicht ein einziges Deiner Argumente widerspricht wirklich einem Verbot von Gewaltspielen. Außer vielleicht einem, dass aber gar kein wirklich sachgerechtes Argument ist: Die Berufung auf die Freiheit, sich selbst die Inhalte der Medien aussuchen zu dürfen und zu können, mit denen man sich beschäftigt. Natürlich kann ich Dir das nicht absprechen. Bei Menschen, auf die diese Medien gefährlich wirken, möchte ich das aber schon gerne tun. Blöderweise weiß ich vorher nie genau, bei wem ein Verbot sinnvoll gewesen wäre… Dass USK 16 da nicht hilft, zeigt der Fall des 17jährigen Täters recht zweifelsfrei, oder?

Damit sind wir bei der immer wieder bei allen möglichen Themen aufkommenden Frage nach Freiheit oder Sicherheit. Und auch wenn es bei vielen nur hohle Phrase ist, bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass Freiheit immer nur soweit gehen darf, als sie die Sicherheit anderer nicht gefährdet. Toleranz ist mir sehr wichtig. Sie darf aber niemals dazu führen, dass sie gegenüber Gruppen, Menschen, Dingen ausgeübt wird, die die Freiheit der anderen einschränkt. Und freiheitseinschränkender als tot schießen geht wohl kaum…

Ich glaube, Du hast ganz gut verstanden, dass ich nicht die Ursache einer solchen Wahnsinnstat bei Computerspielen suche. Aber solange mir niemand einen “wert”-vollen Grund nennt, warum es solche Spiele geben muss, warum das Spielen erlaubt ist und warum man sie nicht ganz einfach vom Bildschirm bannen darf, solange bleibe ich tatsächlich bei meiner Meinung. Leider (oder Gott sei Dank?) kann ich bei mir noch nicht die trotzige Gleichgültigkeit feststellen, sagen zu können, dass es mir egal sei, ob ich mit meinen Argumenten andere erreiche oder nicht. Dass die Lustbefriedigung/Unterhaltung/Zeitvertreib einzelner als Argument für mich nicht gilt, muss ich nicht wiederholen. Wo zieht man denn eigentlich die Grenze bei der Wahl der freien Medieninhalte? Muss man dann nicht Kinderpornographie auch erlauben. Ach nein: dabei kommen ja Kinder zu schaden… Oh Moment mal: Beim “Schoolshooting” ja auch! Aber klar: Gewalt und Brutalität, das ist alles nur eine bedauerliche gesellschaftliche Gesamttendenz. Sicher, das ist so! Und ganz sicher ist diese nicht AUSGELÖST durch Computerspiele. Diese sind aber Ausdruck dieser Tendenz. Und meiner Meinung nach der abscheulichste neben der realen Tat. Weil der Jugendliche und auch der Erwachsene hier nicht Konsument sondern aktiver Täter von Gewalt wird.
DU kannst dabei zwischen Virtualität und Realität unterscheiden. Andere verlieren die Fähigkeit diesen Trennstrich zu ziehen. Trotzdem stellt sich mir die Frage: Was treibt den Menschen an, der eine Befriedigung daraus zieht, virtuelle Gewalt anzuwenden. Das Argument, dass das fast jeder junge Mensch tut, greift nicht. Im Gegenteil: es macht nur das Ausmaß des Problems deutlich! Du solltest mal darüber nachdenken, ob es nicht vielleicht gerade für die “Mittäterschaft” von Counter Strike spricht, wenn gewaltverherrlichende Spiele zum gängigen Inventar der Vorstadtjugendzimmer geworden sind.

Computerspiele mit Filmen zu vergleichen, hinkt 1. da Interaktivität fehlt, und ist 2. unredlich, da man nicht nur weil in einem Sektor etwas falsch läuft, das Recht auf den gleichen Fehler proklamieren kann.

Rollenverhalten spielt meines Erachtens in diesem Zusammenhang eine riesige Rolle. Sowohl bei realer wie bei virtueller Gewalt. Offentsichlich wird bei solchen Taten aber auch immer, dass sich Jungs in unserer Gesellschaft immer mehr als Verlierer fühlen (bezeichnenderweise vor allem deutsche Jungs).

Als Anregung, die vielleicht auch ins Leere läuft, weil von Dir schon längst verstanden: Genau so wenig wie beim TV-Konsum kommt es beim Internet oder Spielen auf die Quantität an, sondern auf die Qualität. Ich glaube, kein Mensch will verbieten, dass Jugendliche am Computer spielen. Warum es allerdings Gewaltspiele sein müssen. Keine Ahnung… Aber vielleicht habe ich auch einfach keinen Draht dazu. Ich finde unnötige und unrealistische Gewalt auch in Filmen blöd und abstumpfend. Ich kann dem nichts abgewinnen…

Ich glaube Dir ja, dass Du Dich sehr ernsthaft und engagiert mit der Thematik auseinandersetzt. Bitte sprich mir aber auch nicht ab, mich mit der Thematik beschäftigen zu dürfen. Man muss nicht auf LAN-Parties gehen, um eine Meinung zu diesem Thema haben zu dürfen. Ganz im Gegenteil! Oder wie sagte Herr Bosbach (CDU) gestern im TV: Man muss kein Baum sein, um den Regenwald schützen zu wollen…

In diesem Sinne,
Dirk.”

Picture:Old Typewriter“, by zen. Published under Creative Commons License (by-nc-sa).

30 Comment

  1. Chris – du widmest dich zu sehr diesem Thema. Ja, da ist wieder ‘nen Asi durchgedreht. Und? Tag täglich sterben Menschen weil andere Fehler machen. Wenn man für jeden “Tod-durch-Alkohol-am-Steuer” Menschen eine News machen würde, dann könnten wir nichts anderes mehr lesen. Amokläufe sind doch sowas wie der Nährsatz unserer abgestumpften Mediengesellschaft. Endlich etwas, was vom stumpfen “Kind-stirb-hier-an-aids” oder “Autounfall-wegen-geisterfahrer” Ablenkt. Schau doch heute in die Zeitungen – was ist auf den Titelblättern? Bei der Bild war es DSDS, bei SpiegelOnline Fritzl und Obama.

    Interessiert doch keine Sau mehr. Die Gamer (inkl. mir) wettern gegen die Killerspielhasser, und irgendwelche 08/15 Professoren dürfen auch mal ran und wettern gegen Killerspieler, wie blöd wir doch alle sind und dass das sofort rrrrrradikal verboten gehört. Irgendwann wird es dann so enden, dass alle andersdenkenden (“Killerspieler”) mit einem gelben Stern an der Jacke rumlaufen müssen. Sowas gabs ja schonmal – wir wissen, wo das geendet hat.

    Ich denke, irgendwo in der Mitte liegt die Wahrheit. Warum ein 17-jähriger FC2 (ab 18) spielt, bleibt ganz aussen vor. Ich hab die ganze Medienpräsenz leid. Lass doch lieber darüber schreiben, was ca X Millionen Spieler weltweit lieben – Spiele. Und zwar dshalb, weil sie Spaß machen und Menschen miteinander (online) verbindet. Und nicht, weil einer von Millionen wegen psychischen Störungen Amok läuft.

    Amen. View all comments by Haschbeutel

  2. Hab auch drei Tage lang überlegt, ob ich das nun veröffentlichen soll oder nicht, immerhin stimmt es: ich würde es auch am liebsten alles ignorieren und die schnellebige Medienmaschinerie einfach drüber hinwegwalzen lassen, auf dass schon heute kein Hahn mehr nach kräht. Dafür fand ich den Text dann aber doch zu schade.
    Sollte es allerdings nicht noch zu irgendwelchen dramatischen Gesetzentwurf-Reaktionen auf die Tat kommen, war das von meiner Seite aber definitiv der letzte Artikel seiner Art für dieses Mal. Die verbitterte Abrechnung mit dem Versagen des Journalismus als solchem verkneife ich mir ja schon. View all comments by Christian

  3. @Haschbeutel: Mal nix für ungut, aber die Lage der Videospieler mit den Juden im Nationalsozialismus zu vergleichen — Junge, Junge.

    Bei den Mails habe ich den Eindruck, als sei hier jemand einer andauernden Propaganda-Bombardierung aufgesessen. Kinderpornos vs. Killerspiele, so weit ist es also schon. Bei dem einen kommen »Kinder zu schaden«, bei den anderen handelt es sich offenbar automatisch um School Shootings. Na denn, prost Mahlzeit und gute Nacht, und an der Faktenüberprüfung sollte ähnlich stark gearbeitet werden, wie an der Geschichtskenntnis über Amokläufe.

    BTW: Es wird schwer leider nachzuweisen sein, ob der Täter am Abend zuvor noch ferngesehen hat, und falls ja, welches Programm. Auch nicht, ob er noch ein Buch gelesen hat, sagen wir mal… die Bibel. Wir wissen auch nicht, was er am morgen, direkt vor der Tat gemacht hat. Klimmzüge?

    Das ist ein Problem mit solchen Aufarbeitungen; wir können uns nur mit dem beschäftigen, was Spuren hinterlassen hat, niemals aber mit dem kompletten Menschen und all seinen Handlungen. Das sollten wir nie vergessen, vor allem, wenn wir beabsichtigen, irgendwelche Schlüsse zu ziehen. View all comments by m.fehn

  4. Senf zum Senf zum Amoklauf in Winnenden….

    Wie gut, daß ich keinen Fernseher habe.
    Aber ohnehin sind es die Computerspiele. Mal wieder.

    Übrigens ist, wie ich gelesen habe, der Täter PSYCHISCH KRANK! Depression! Und er hat auch noch Horror…… View all comments by Ulf - Mehr oder minder täglich Privatkram

  5. Dirk, hier wird krampfhaft nach einem Schuldigen gesucht. Drei Amokläufer in Deutschland, von denen einer (!) keine Computerspiele spielte. Potentielle Amokläufer mögen Ego Shooter spielen, aber, und das ist auch Fakt, werden viele andere Tote nicht erwähnt. In diesen Jahr wurden in unserem Viertel bereit 6 Menschen erschossen. Weder im Lokalradio, noch in zwei Lokalzeitungen wurden diese erwähnt. Da dreht *ein* Idiot durch, und man findet CS auf seinem Computer, und zieht den Schluß, daß CS schuld ist. Niemand macht sich die Mühe mal zu schauen, was im Vorfeld im Familienkreis ges hehen ist, oder in der Schule. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß unsere egoistische Gesellschaft nicht mehr die Zeit nimmt, sich um das Individuum zu kümmern. Bleibt man auf der Straße mit einem platten Reifen liegen, wird man ebenso im Stich gelassen, als wenn ein Schüler in Depressionen fällt, die sich irgendwann in einem Amoklauf entladen.

    Amokläufer oder Massenmörder sind kein Phänomem der Killerspieleära. Sie hat es schon ohne Killerspiele gegeben und sie wird es geben, wenn es kein CS mehr gibt. Meiner Meinung nach wird hier mit Gewalt ein Schuldiger gesucht, ohne zu hinterfragen welchen Anteil unsere Gesellschaft hat, in welcher der Erfolg an der Stärke des Ellenbogens gemessen wird. Nicht mehr Leistung zählt, sondern nur noch was angegeben wird, was man leisten könnte. Idividuen werden mit ihren Problemen allein gelassen. Es zählt nur noch der eigene Vorteil. Im Job, im Straßenverkehr, im Supermarkt.

    Wann hat jemand das letzte Mal jemanden vorgelassen, der nur ein oder zwei Teile kaufen wollte, während er den Einkaufswagen voll hattest? View all comments by Andreas

  6. Fakt ist doch, dass dieser Mensch ein Counterstrike-Spieler war. Fakt ist auch, dass alle vorherigen mir bekannten Amok-Läufer dieses oder ähnliche Spiele dauerhaft gespielt haben.

    Robert S. (Erfurt) hat CS nicht dauerhaft gespielt – es war ihm zu langweilig. Abgesehen davon gibt es Amokläufe schon eine ganze Weile länger als Computer-/Videospiele. Einfach mal Wikipedia fragen…

    Deshalb finde ich es haarsträubend undifferenziert, die Argumentationskette künstlich umzukehren und daraus, dass nicht jeder Spieler zum Amokläufer wird, zu folgern, solche Spiele seien ungefährlich.

    Das ist nicht undifferenziert, wenn man sich die Zahlen anschaut. Wenn man sich anschaut, wieviele MILLIONEN junge Leute Spiele mit Gewaltinhalten spielen und wieviele tatsächlich zur Waffe greifen – dann kann man nicht mal mehr von Korrelation sprechen. So abgedroschen es sein mag – aber da kann man tatsächlich sagen “Amokläufer essen Brot – verbietet Brot!”. Es gehört einfach zur Normalität heutiger männlicher Jugendlicher, sich für Actionspiele zu interessieren.

    Aber solange mir niemand einen “wert”-vollen Grund nennt, warum es solche Spiele geben muss, warum das Spielen erlaubt ist und warum man sie nicht ganz einfach vom Bildschirm bannen darf, solange bleibe ich tatsächlich bei meiner Meinung.

    Ganz einfach: Spiele sind (eine junge, und sicher noch nicht voll elaborierte Form der) Kunst. Und die Kunstfreiheit ist im Grundgesetz verankert.

    Damit sind wir bei der immer wieder bei allen möglichen Themen aufkommenden Frage nach Freiheit oder Sicherheit. Und auch wenn es bei vielen nur hohle Phrase ist, bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass Freiheit immer nur soweit gehen darf, als sie die Sicherheit anderer nicht gefährdet.

    Komischerweise wird immer nur ein Verbot der Dinge gefordert, die dem Fordernden persönlich am Arsch vorbeigehen.
    Fakt ist, das Leben ist potentiell tödlich. Ein gewisses Restrisiko bleibt immer. Wobei irgendein Risiko bei Computerspielen noch nicht einmal nachgewiesen ist – und man komme mir nicht mit Pfeiffer und Co, die mit unwissenschaftlichen Methoden (Rohdaten? Nachvollziehbarkeit?) einen Wust an Behauptungs-“wissenschaft” betreiben (Töpfchenzwang-Nazis, anyone?) und eine eigene Agenda verfolgen.
    Welcher Wert liegt z.B. im Alkoholtrinken? Nachweislich ist Alkohol mitverantwortlich für eine Menge Gewalttaten und Unfälle – mit Todesfolge. Die Zahl der Toten, die unter Alkoholeinfluß getötet wurden, ob fahrlässig oder absichtlich, dürfte die Amokopfer vergleichsweise winzig erscheinen lassen. Also sollte man doch Alkohol einfach verbieten, oder? Gibt es einen vernünftigen Grund, das nicht zu tun?
    Ooops, da heißt es ja – Brauchtum! Kultur! – Videospiele sind ja bloß Jugend-(ooops….)-Kultur – aber die ist ja sowie nie etwas wert. Siehe Comics, Rockmusik… Werther…

    Oder wie sagte Herr Bosbach (CDU) gestern im TV: Man muss kein Baum sein, um den Regenwald schützen zu wollen…

    Aber wenn man dann den Regenwald schützen will, indem man alle Kettensägen verbietet, ist man wahrscheinlich Unionspolitiker im Wahlkampf. View all comments by toxicTom

  7. Kann nicht ganz nachvollziehen, warum dich die Antwort deines Bekannten so bewegt. Er kommt dir hier im Prinzip mit dem absoluten Totschlagargument: (Gewalt)Spiele haben keine Existenzberechtigung, da sie nur “dem Zeit tot schlagen” dienen. Trifft auf so ziemlich jedes Hobby zu und es gibt weiß Gott genug andere Beschäftigungen die auf dem Prinzip Gewalt basieren. (Film, Musik, (Kampf)Sport nur als offensichtliche Beispiele).

    Den Nachweis, dass er mit einer Waffe losgezogen ist, weil er das schon mal virtuell gemacht wird er schuldig bleiben, denn das kann hier absolut niemand belegen. Vielleicht war seine Hemmschwelle so niedrig, weil er jeden Tag mit den Waffen seines Vaters rumgeblödelt hat.
    Und da sind wir bei den Pawlowschen Reflexen: Die Killerspiele sind es, der Schützenverein ist schuld, jeder sucht sich eben sein schwarzes Schaf. Alles verbieten, dann haben wir Ruhe!? Haha, das ist wie, wenn ich mir als Kind die Augen zugehalten habe und dachte mich sieht niemand. Ganz erhrlich: Die Diskussion ist durch für mich. Wenn hier was verboten wird, lässt mich das absolut kalt.

    Ich finde die Argumentation deines Bekannnten weder besonders durchdacht noch besonders außergewöhnlich. Nach 10 Minuten Medienrecherche habe ich die gleichen Argumente parat. View all comments by Kazoom

  8. “Diese Wirkungen im Zusammenhang mit Videospielen zu leugnen, obwohl sie in vielen anderen Zusammenhängen schon längst und auch in diesem Zusammenhang eindeutig nachgewiesen sind, halte ich für vollkommen blödsinnig!”
    Quellen bitte, würde mich mal interessieren.

    Und an alle: warum übernehmt ihr diesen Propagandabegriff “Killerspiele” ohne ihn zumindest in Gänsefüsschen zu setzen? View all comments by Holger

  9. Zu den ersten beiden Absätzen, in denen Dirk die Fakten zusammen trägt muss ich fragen, wie viele Jugendlich spielen solche Spiele nicht? Und wie viele haben keine Freundin?
    Die interessantesten Punkt sind die Selbstwahrnehmung („loser“) und wohl noch der Bildungshintergrund. (Zugang zu Waffen, mag auch rein spielen).

    Wie in so vielen Bereichen gibt es zu den Studien, die die von Dirk angesprochenen negative Wirkung von Videospielen belegen auch die Studien die diese widerlegen und solche, die eine positive Wirkung attestieren.
    Ich habe mich inzwischen damit abgefunden, dass diese zu Studien (zumindest in den Jahren, bis Videospiele ein akzeptierter Teil der Kultur sind) nicht aussagekräftig sind, weil sie von den politischen und wirtschaftlichen Interessen geprägt sind (Politk, Spieleindustrie, Waffenlobby etc.)

    Die Aussage das Junge Männer aus einem bestimmten Psychosozialen Background solche Spiele bevorzugt spielen halte ich deshalb für zweifel haft. Weil man genau so gut sagen könnte:
    Junge Männer spielen solche Spiele bevorzugt. Statistisch betrachtet ist die Aussage ebenso korrekt und Wissenschaftlich betrachtet gibt es wie weiter oben erklärt vor allem wiedersprüchlich und nicht eindeutige Positionen.

    Die Forderung nach nach einem Verbot gewallthaltiger Medien empfinde ich als haarsträuben und undifferenziert. Verbote waren noch nie die Lösung von Probleme und wer sich mit offenen Augen umguckt und sich nicht vor der realität verschließt wird sich eingestehen müssen, das auch heute die meisten bestehen verbote keines der probleme lösen die sie verbieten.

    Die richtige Antwort auf Probleme ist nicht sich vor ihnen zu verschließen, sondern ihnen zu begegnen. Man muss aufklären und informieren, Medienkompetenz schaffen, bei Konsumenten und nicht Kosumenten, Kindern, Eltern und Politikern (etc.). (aber soweit habe ich das Gefühl sind wir uns sogar einig)

    Auf die Frage, warum sollte man es nicht Verbieten möchte ich erst gar nicht mit positiven Eigenschaften von Videospielen antworten, denn die Begrund dafür ist viel grundsätzlicher.
    Mit Verboten muss man sehr sehr vorsichtig und besonnen umgehen.
    (Ich wag es kaum zu fragen, aber) Wohin würde es uns führen, wenn wir all das verbieten von dem wir glauben nur negatives und nichts positives ausgehen zu sehen.

    Auch mir macht diese Entwicklung Angst. Für mich hat sie viel mit Überwachung und willkürlicher Kontrolle zu tun (siehe auch die politischen Reaktionen auf Terrorismus, Kinderpornografie etc.).
    Je brutaler aufgezwängt, desto wirksamer. Müssen nicht gerade die intelligenten, engagierten und sozial etablierten jungen Menschen im interesse der Allgemeinheit erkenne, dass das nicht der richtige Weg sein kann.

    Das haben ich so beim/nach dem lesen als Antwort auf den ersten Text geschrieben. Nicht ahnend, wie gut es auch auf den zweiten passt.

    Als erstes möchte ich jetzt auf einen großen denkfehler im zweiten Text eingehen.

    „Wo zieht man denn eigentlich die Grenze bei der Wahl der freien Medieninhalte? Muss man dann nicht Kinderpornographie auch erlauben. Ach nein: dabei kommen ja Kinder zu schaden… Oh Moment mal: Beim “Schoolshooting” ja auch!“

    Es geht hier nicht darum ob „Schoolshooting“ verboten werden soll. Kinderpornografie ist ebenso wie Mord aus für jeden gut nachvollziehbaren Gründen auch Heute schon eine Straftat (was Mord betrifft zumindest dann wenn er von Privat personen durchgeführt wird). Hier geht es darum welche Mittel zur Prävention angemessen sind und welche nicht.
    Und da ist auch Kinderpronographie ein gutes Beispiel dafür wie ein Problem missbraucht wird um andere Interessen durch zu setzten (nämlich größere Kontrolle durch Überwachung).

    Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich das Gefühl habe, das Dirk ein verzertes Bild von Problemen bei jügendlichen Männern & Frauen hat.
    Die Ursache dafür, das Männer eher von solchen Videospielen angesprochen werden, als Frauen würde ich eher in Evolutionair oder auch Sozialkulturellen Hintergrunden suchen, als in einer unterschiedlichen Selbstwahrnehmung. Es äußert sich bei Frauen nur anders als bei Männern. Wer einen Eindruck davon bekommen will, wie es um die Selbstwertgefühl bei jungen Frauen steht, der guckt einfach mal (z.B.) nach den Zahlen für Essstörungen.

    Noch ne frage, gibts quellen die zu empfehlen sind um sich mit den hintergründen auseinander zu setzten. das in einem der 3 fälle ein nicht computerspieler der täter war ist eine interessante tatsach die mir bis gerade gar nicht bekannt war. View all comments by Samson

  10. @Kazoom: es geht auch mehr darum, hier auch mal die “Gegenseite” darzustellen. Und dabei nicht auf überalterte, rechtskonservative CDU/CSU-Politiker zurückzugreifen, sondern auf jemanden, der gerade mal 6 Jahre älter ist als ich. Wir regen uns immer gerne über die vielen Totschlagargumente der Politik auf, aber wenn man mal genau hinschaut, wird man erkennen, dass ein großer Teil der – vermeintlichen – Jugendkultur (das sind Spiele schon längst nicht mehr) trotz Wii und Nintendo DS noch lange nicht in der gesellschaftlichen Mitte, im Mainstream angekommen sind. Unser Umgang mit Technik und Spielen mag uns alltäglich erscheinen, der “Normalo” kann damit immer noch nichts anfangen.
    Das habe ich auch am Freitag wieder gemerkt, als ich hier in der Agentur in einer Runde Gleichaltriger saß und wir übers iPhone diskutiert haben. Als ich mit Begrifflichkeiten wie “OS”, “SDK” oder Jailbreak um mich geworfen habe, gab es nur noch irritierte Gesichter als Antwort.

    @Holger: Ich habe den gesamten Text in Anführungszeichen gesetzt, das muss reichen. Da er ein direktes Zitat ist, sind die Anführungszeichen um die “Killerspiele” zuviel, da der Begriff in diesem Text so gemeint ist und nicht, wie von uns, als Propaganda-Begriff kenntlich gemacht werden soll. View all comments by Christian

  11. Dirk erhält meine Zustimmung bei zwei Punkten:
    a) es gibt zu viel Gewaltdarstellung in allen Medien.
    b) die Leute verbraten zuviel Zeit mit Medien, die sie anderswo sinnvoll nutzen können (a.k.a. “Suchtfaktor” oder “in der Zeit hätte ich das Mittel gegen Krebs finden können.”)

    Soweit, so gut.

    Aber es disqualifiziert sich durch die Annäherung von Spielen und Kinderpornos, auch wenn das sicherlich die Überspitzung war, auf die du vor Beginn des Textes anspielst, Christian. Wir haben aber bereits viel zu viel Zuspitzung in diesem Thema. Auf der einen Seite ist das Wort “Killerspiel” ist bereits in den allgemeinen Wortschatz übergegangen, obwohl es sich dabei ganz eindeutig um einen Propagandabegriff handelt. Umgekehrt kotzt es mich regelrecht an, wenn ich sehe, wie das dämliche Zockerprekariat mit Schaum vorm Mund in diversen Artikelforen bei Spon, FAZ und Co. einfällt, dort die von Dirk aufgezeigten Reflexantworten in einem unglaublichen Kloakenniveau abfeuert und somit das Klischee auch noch untermauert.

    Was Wolfgang “niemand hat das Recht, unerkannt durch die Strassen zu gehen” Bosbach angeht: wie kann man den Kerl ernsthaft zitieren?!

    So, welche anderen Dinge kann ich denn noch verbieten, weil für ihre Existenz kein “wertvoller Grund” existiert? Fangen wir erst mal bei Alkohol und Zigaretten an, machen wir weiter bei Brett- und Kartenspielen, Schützenvereinen, Comics, “Trivial-” oder “Unterschichten-Fernsehen” (<- Propagandabegriff!), am Fluß sitzen und den Sonnenuntergang betrachen oder Privat-KFZ mit mehr als 90 PS? Was erdreistet dieser Dirk sich eigentlich, so etwas festlegen zu wollen?

    Interessant übrigens, dass er gleichzeitigt sagt, er würde “unrealistische” und “unnötige” Gewalt blöd finden. Das ist ja okay – man MUSS ja keine Actionfilme mögen, um Gottes Willen – aber realistische und “nötige” Gewalt sind dann im Umkehrschluss in Ordnung? Ein bißchen Ballern zur Zerstreuung geht dann doch in Ordnung? View all comments by grobi

  12. Interessant ist für mich gerade, dass niemand wirklich auf die Kernfrage der Mail eingeht, nämlich:

    Warum spielen wir Gewalt nach?
    Warum konsumieren wir Gewalt?
    Egal in welchem Medium?

    Völlig unabhängig betrachtet von der Frage, ob Verbote sinnvoll sind oder nicht, ob Medienkompetenz weiterhilft oder wie weit unsere persönlichen Freiheiten durch Verbote beschnitten werden.

    Warum spielen wir Gewalt?

    Weil’s Spaß macht?
    Weil es uns den Kick gibt?
    Weil wir gerne menschenähnliche Abbildungen blutend und zuckend zu Boden sinken sehen, während wir ein virtuelles Magazin in sie entleeren?

    Das ist eine Frage, ich ich kurioserweise nicht wirklich zufriedenstellend beantworten kann, trotzdem nicht umhin kann zu sagen: Ja, solche Spiele machen mir Spaß. Ich spiele gerne Ego-Shooter, ich mag es, wenn beim Rückgriff auf Genres wie Horror und Action die gesamte Inszenierung “authentisch” gewählt wird, ich bin gegen Verbote, Beschneidungen und Medienzensur.
    Aber warum?

    Die offensichtlichste Antwort, die ich dazu geben kann ist: weil ich es medial nicht anders gelernt habe.
    Hmmm….. View all comments by Christian

  13. Christian, davon kannst du wirklich nicht abhängig machen ob computerspiele in der gesselschaftlichen mitte angekommen sind.

    Fußball ist definitiv in der gesellschaftlichen mitte und wer weiß schon was ein abseits ist. 😛

    Auch ich hab nur wage vorstellungen von den begriffen, weil es themen sind die mich nicht interessieren. (ist OS eine abkürzung für betriebssystem? Jailbreak ist wenn man das hack?? keine ahnung was sdk ist, oder wart ich hab gerade sowas im hinterkopf heißt das system development kit?? ich hab echt keine ahnung, ob das jetzt so stimmt was ich hier schreibe, die begriffe kommen mir sehr wage vor und ich kenne sie nur vom mitlesen aus videospiel blogs.)

    Das soll jetzt gar nicht belegen das videospiele in der gesellschaftlichen mitte sind. nur deine massstäbe ein bischen relativieren.

    “Aber wenn man dann den Regenwald schützen will, indem man alle Kettensägen verbietet, ist man wahrscheinlich Unionspolitiker im Wahlkampf” -wie geil^^ View all comments by Samson

  14. Christian, wieso gucken die Leute Action- oder Kriegsfilme? Streifen wie “The Wild Bunch”, “Die Brücke von Arnheim” oder “Scarface” haben unsere Eltern im Kino gesehen. Damals gabs noch keine Videospiele oder bestenfalls bestanden sie aus legoklotzgroßen Pixeln.

    Darauf zielt ja mein letzter Satz ab, ein bißchen “nötige” und “realistische” Gewalt scheint Dirk selbst ja in Filmen nicht zu stören. Den Brot und Spiele – “Vorwurf” möchte ich an dieser Stelle bitte gleich wieder zurückgeben. Was ist in diesem Zusammenhang eigentlich mit Arena-Sport? Ich gehe übrigens gerne zum Eishockey, auch nicht gerade eine Kuschelveranstaltung.

    Dieselbe Scheissfrage nach dem “Wert” von etwas gabs schon bei “Werther”, bei Filmen, bei Comics und bei Rockmusik. View all comments by grobi

  15. @Christian: Wir spielen Gewalt, weil sie uns fasziniert, und weil das Medium Videospiel nur eine begrenzte Menge an Aktionen zur Verfügung stellt. Letztlich spielen wir James Bond trifft Star Wars trifft Herr der Ringe trifft Cowboy und Indianer und Cops & Robbers. Verteilt auf zwei Sticks, acht Buttons und einen Bildschirm.

    Ballern ist zudem die simpelste Form von Aktion/Reaktion. Klick, BOOM, so einfach. Ein Spiel will ja auch programmiert werden.

    Aber schau dir einfach mal Rummelplätze an. Schießbuden, Autoscooter, Spiegellabyrinte, Freakshows, Geisterbahnen. Vergleich das mit deiner Games-Sammlung. View all comments by m.fehn

  16. Den Verweis auf den Werther finde ich sehr treffen. tolles beispiel dafür das sich geschichte wiederholt (zumindest oft).

    @ warum konsumieren wir gewalt.

    Was videospiele betrifft kann ich das für mich recht einfach beantworten.
    Obwohl ich nur noch recht wenig videospiele spiele (sehr viel weniger als ich drüber lese, wenn ich so drüber nachdenke^^) spiele ich auch egoshooter etc. ebenso wie supermario weil mir die herrausforderung meiner “geschicklichkeit” spass macht. Manchmal auch, wegen einer originellen geschichte oder einer ästhetisch ansprechenden darstellung.
    Das einge spiele dabei gewallt darastellen (oder wie exessiv sie es tuen) ist mir schlicht weg egal. Es ist einfach da. (in ganz ganz wenigen fällen mag es zur ästhetik oder gar zur geschichte beitragen)
    Für mich kann man das ganze gesplatter gerne weglassen. Aber mir die spiele als ganzes weg zu nehmen, das wär eine ungerechtigkeit.

    Das einizige spiel das ich im moment übrigens spiele ist quake live. Gutes beispiel für spiele die dirk gerne verboten sehen würde. Es macht nichts positives was nicht auch viele andere aktivitäten erreichen könnten, nämlich nur mich zwischen dem studium ein wenig zerstreuen/entspannen.

    Ich nehme es also sozusagen in kauf.

    Was filme betrifft, so finde ich das schon sehr viel schwerer zu begründen, wenn ich mir meine vorliebe für Trantino & Rodrigez oder 300 & Boondock Saints angucke. Die gewaltgeladene visuelle ästhetik spricht mich in filmen auf jedenfall an, warum kann ich nicht so genau sagen. ich werde mal drauf achten.

    @ Andreas, sagmal, wo wohnst du eigendlich? klingt ja gefährlich. View all comments by Samson

  17. @grobi: Sorry, Du warst mit Deinem ersten Kommentar schneller als ich mit meinem.
    Hatte meine Frage auch auf alle Medien bezogen gesehen und Spiele nur im Speziellen herausgestellt. Ist ja schließlich ein Spieleblog hier 😉 View all comments by Christian

  18. Zum Thema Gewaltkonsum:

    Ich suche mir Spiele nicht nach Ihrem Gewaltfaktor aus. Ich spiele eigentlich so ziemlich jedes Spiel. Ob ich ein gelbes Kugelding durch Level lotse, im Rhytmus auf irgendwelche Tasten hämmere oder mit Kettensägengewehren durch die Level springe ist für mich nicht entscheidend.
    Spiele sind für mich Wettkampf. (ob gegen andere Spieler oder die KI). Ich setz mich nicht auf die Couch und denke mir “Ach heute möchte ich mal letzter werden”. Wie und mit welchen Mitteln ich zum Ziel (möglichst dem Sieg) gelange, gibt mir die Spielmechanik vor. Ups jetzt bin ich vom Thema abgekommen.

    Gewalt ist für mich kein Muss sondern ein Kann. Ein Spiel bekommt bei mir keine Pluspunkte nur weil ich die menschliche Anatomie eingehend studieren kann. Ich bin mir auch im klaren darüber, dass männliche Jugendlichen etwas andere Maßstäbe (“WOA hast du schon die Blutfontäne bei xxx gesehen) zur Spielequalität haben. War bei mir vor 20 Jahren auch nicht anders. Nur waren es da mehr Videos (a la Faces of Death – bäh ekelhaft). Was ich damit sagen will: Wenn es nicht die Videospiele sind, wird es durch etwas anderes ersetzt werden. Jugendliche haben da irgendwas komisches im Kopf ablaufen, dass Wissenschaftler mit Sicherheit besser erklären können. Videospiele sind da nicht Auslöser sondern Medium. Verschwindet das Medium, wird es durch ein anderes ersetzt.
    Fazit: Viel heisse Luft von mir, die ich auf Grund der verschwendeten Zeit trotzdem absende. View all comments by Kazoom

  19. Warum konsumieren wir Gewalt? Es spielt dabei keine Rolle, ob es hier um Spiele geht, oder Filme, Bücher, Gemälde oder Theaterstücke, wo die ersten Reihen mit Schweineblut vollgesaut werden… Dieses Thema kann sicherlich Bücher füllen, aber ich versuche mal einen kurzen Erklärungsansatz:
    Gewalt, Kampf ums Überleben, die tödliche Bedrohung sind dem Menschen – den Männern vielleicht besonders – als Urerfahrung genetisch eingeprägt. Deshalb sind Bezüge darauf, in welchen Medien und Künsten auch immer, nahezu ein Garant für das Erzeugen starker Emotionen, von Drama – vom “wohlige Schauer” beim Erzählen von Gruselgeschichten am Lagerfeuer bis zum “Nervenkitzel” beim Spielen von Doom oder FEAR.
    Gewalt und Kampf in all ihren Formen werden also genutzt, um beim Rezipienten “dramatische” Emotionen auszulösen – ihn in das dramatische Werk emotional einzubeziehen – und das schnell und effektiv.
    Natürlich gibt es auch andere Methoden – die Ausarbeitung starker Figuren, welche dann ein dramatisches Schicksal erleiden – wie es auch beim klassischen Theaterdrama, beim 500+-Seiten-Roman oder beim großen SAT1-Film der Fall ist. Diese Form gilt auch nicht umsonst als die “Hohe Kunst”, weil der Arbeitsaufwand ungleich höher ist, der Rezipient geduldiger sein muß und viel mehr schiefgehen kann und das Werk versagt – sei es, daß der Protagonist unsympathisch wirkt, der Spannungsbogen anfangs zu flach verläuft oder das Setting uninteressant scheint. Wieviele Leute habe ich klagen hören, daß Bilbos einundelfzigster Geburtstag und die Einführung in Auenland und Hobbitleben so langweilig seien (nicht meine Meinung…).
    Gewalt – in welcher Form auch immer – schafft es jedoch normalerweise, daß SOFORT eine Grundspannung aufgebaut wird. Nicht umsonst beginnt nahezu jeder Krimi mit dem Mord – einer Gewalttat.

    Gewaltszenarien sind auch deshalb beliebt, weil sie ermöglichen, den Menschen in Grenzsituationen zu zeigen – wie reagiert er, wenn sein Leben bedroht ist, wenn um ihn herum Menschen sterben, wenn er in eine lebensfeindliche Hölle – sei es der Vietcongdschungel, eine Alienwelt oder ein dämonisches Schlachthaus – geworfen wird. Und oft ist die “äußere Gewalt”, die sichtbare Hölle nur ein Ausdruck, eine Metapher einer inneren Hölle, welche persönliche oder gesellschaftliche Strukturen visualisiert. Man sehe sich nur den gesellschaftskritischen Subtext von Romeros Zombiefilmen an.

    Man kann sagen, daß die dargestellte Gewalt des Überlebenskampfes gegen Dämonen und Zombies eine Parabel auf den alltäglichen Überlebenskampf in der Konsumgesellschaft darstellen kann. Und am Ende des Dramas folgt üblicherweise die Katharsis – durch das Erleben fiktiven Dramas verarbeiten wir das alltägliche Drama – vielleicht lernen wir etwas über uns selbst, vielleicht werden wir auch nur gut unterhalten. Ohne diese Abarbeitung am fiktionalen – meine Meinung – wäre die Gesellschaft nicht überlebensfähig. “Brot und Spiele” – wozu dienten denn die brutalen und real tödlichen Gladiatorenspiele im alten Rom? Um das Volk friedlich zu halten – nicht um es zu Gewalt anzustacheln, denn das wäre schon damals in einer dichtbesiedelten Gegend wie Rom tödlich gewesen.

    Nun nochmal zurück zu Games: Gewalt und Kampf sind also einfache, aber nicht die einzigen Mittel um Spannung aufzubauen und Drama “ins Spiel” zu bringen. Weshalb ist dieses Thema dann bei Spielen so überrepräsentiert? Ganz einfach: Spiele sind interaktiv – und das ist nicht nur ein Segen sondern auch ein Fluch. Das Spiel geht nicht weiter, wenn der Spieler nichts tut, also muß es den Spieler von vornherein “hineinziehen” und zum Handeln zwingen. Der einfachste Weg, das zu erreichen, ist die Spielfigur in eine bedrohliche Situation zu bringen. Aufgrund unserer genetischen Disposition können wir sofort eine Beziehung zur Spielwelt aufbauen, wenn wir die erste zerfetzte Leiche im dunklen Gang vor uns liegen sehen – unser Gehirn schaltet sofort auf “Vorsicht! Gefahr”-Modus, Adrenalin wird freigesetzt, die Sinne schärfen sich – das Erleben wird intensiver. Wenn wir dann dem ersten Monster mit der Schrotflinte den Kopf wegpusten, Blut spritzt und der leblose Körper noch über den Boden rutscht – dann erhöht auch das die Spannung: wir sehen, daß der Gegner besiegbar ist, körperlich zerstörbar – das läßt uns triumphieren. Gleichzeitig erleben wir das Spiegelbild unserer eigenen Sterblichkeit – und die Brutalität der Spielwelt wird veranschaulicht und steigert das Bedrohungsgefühl des Spielers – eine Reiz-Reaktions-Spirale, aufgrund derer das Spielprinzip funktioniert.
    Ein guter Spieldesigner wird an dieser Stelle natürlich nicht aufhören. Für ihn ist Gewalt nur ein Stilmittel um den Spieler schnell und effektiv emotional einzubinden. Ein Ansatzpunkt, auf dem man NPCs, Story, Ästhetik, Botschaft aufbauen kann – das menschliche Drama eben. View all comments by toxicTom

  20. Warum spielen wir Spiele? Um etwas mit unserer Zeit anzufangen. Das fängt bei Kartenspielen an und führt irgendwann zu Computer Spielen. Wir haben diese Zeit, weil wir nicht mehr täglich um unser Überleben kämpfen müssen.
    Warum spielen wir gewalttätige Spiele? Um Erfahrungen “durchzuspielen” die wir im realen Leben nie machen würden. Grenzerfahrungen, “wie würde ich mich halten, wenn’s hart auf hart kommt?”.
    Für mich geht es da um mich und wie ich mich verhalten würde. Manche Spiele würde ich deshalb auch nie spielen, weil der Gore-Faktor für mich viel zu hart wäre, aber das ist eben eine persönliche Wahl. Diese Wahl sollte einem auch bleiben, wenn man volljährig ist, diese Freiheit ist nuneinmal ein Grundpfeiler unseres (oder nur meines?) demokratischen Selbstverständnis.

    Ich selbst bin ein furchtbar harmoniesüchtiger und friedlicher Mensch und meine Lebenssituation hier und heute stellt mich zum Glück nie auf die Probe. Schon wenn ich meinem Sohn zu sagen, dass er in der Schule auch mal zurückschlagen soll wenn ihn jemand angreift, widerspricht das eigentlich meiner Lebenshaltung. Gerade deshalb macht es mir Spaß First Person Shooters zu spielen, denn nichts könnte weiter von meinem realen Leben entfernt sein.

    Ich denke, wir spielen gewalttätige Computer Spiele, weil unser wahres Leben eigentlich recht ungefährlich ist. Wenn wir ein sechsjähriger Junge irgendwo in Afrika währen, der in diesem Moment zum Kinder-Soldaten ausgebildet wird, würden wir wahrscheinlich nicht auf so eine Idee kommen. View all comments by barbex

  21. Hach ja, für meine Begriffe ist das alles recht nachvollziehbar und schön so. Aber den Spielegegnern kommt man so irgendwie auch nicht bei. Bin dafür, die einfach reden zu lassen und uns einfach wieder unserem liebsten Hobby zu widmen 🙂 View all comments by Christian

  22. Die Argumente Deines Freundes höre ich immer wieder in letzter Zeit. Auch hier in der Schweiz hat ein Politiker, der für ein striktes Verbot solcher Spiele kämpft, auf Anfrage verlauten lassen, dass er nicht an einer Diskussion interessiert ist, weil er solche Spiele für wert- und sinnlos hält. Eine Auseinandersetzung wird in so einem Fall schwierig, weil das Gegenüber eine Position bezieht, die nicht verhandelbar ist. Ich kann sie sogar verstehen. Dennoch stelle ich an mir selber und an meinem Freundeskreis fest (übrigens fast alles Leute mit akademischem Hintergrund, die meisten Leistungs- und einige sogar Spitzensportler): wir spielen Battlefield, weil wir die taktische Herausforderung mögen, aber alle sind der Ansicht, dass es Spiele wie Manhunt nicht braucht. Auch sind alle der Ansicht, dass solche Spiele nicht in die Hände Minderjähriger gehören. Man kann also durchaus auch innerhalb des Mediums noch Unterscheidungen anstellen. So kenne ich viele Leute (mich eingeschlossen), die zwar Far Cry und Konsorten gespielt haben, Horrorfilme wie Saw aber strikte ablehnen, weil sie diese als zu brutal empfinden. Ich glaube daran, dass es einen gewissen Grad an Mündigkeit braucht, um mit diesen Medien umgehen zu können, ich zweifle aber, dass strikte Verbote die Gesamtsituation unserer Gesellschaft verbessern würden.

    Was den Vergleich von Shootern und Kinderpornographie angeht, so kann ich allerdings nur den Kopf schütteln (und zwar richtig). Hier verrät Dein Freund, dass er sehr wohl einen direkten Zusammenhang sieht zwischen Counter-Strike und der Tragödie von Winnenden. Kinderpornographie, die leider Gottes sehr real ist, mit digitalen Darstellungen von Kriegshandlungen zu vergleichen, passt einfach nicht, zumal er weiter unten argumentiert, man könne Filme mit Spielen nicht vergleichen, weil die Interaktivität fehlt. Kleiner Denkfehler. View all comments by Player1

  23. Ursus310 says:

    Jetzt frage ich mich aber doch, warum ein anderer aktueller Fall

    (Familientragödie in Hornsen bei Hildesheim)
    http://www.sueddeutsche.de/,ra2m1/panorama/639/462258/text/

    nicht so hoch aufgebauscht wird, als wenn ein Jugendlicher Amok läuft.

    Ich finde beide Fälle wirklich tragisch und ich kann auch mit den Betroffenen mitfühlen,
    aber für mich (selbst Vater) ist es unverständlich, dass ein Vater aus Eifersucht seine Kinder und die Freunde seiner Kinder versucht zu ermorden (seine Frau auch – möchte ich nicht unerwähnt lassen).
    Warum ist jetzt ein depressiver Jugendlicher, der sich ein Opfer für seine Demütigungen sucht jetzt mehr Medienberichterstattung wert als ein Vater, der versucht seine Familie und sich selbst auszulöschen.

    Etwa weil der Junge in seine (ehemalige) Schule gegangen ist ?
    Oder weil es sich dabei um einen Minderjähringen handelt ?
    Oder weil sich hier viel leichter publikumswirksame Angriffspunkte für eine große Schlagzeile finden lassen ?
    Ist hier wirklich das echte (also nicht das erzeugte) öffentliche Interesse um so vieles größer ?

    Abgesehen davon, dass ich nicht glaube dass sich mit Verboten von Killerspielen Amokläufe (egal ob von Jugendlichen oder nicht) verhindern kann.

    Aber solange mir niemand einen “wert”-vollen Grund nennt, warum es solche Spiele geben muss, warum das Spielen erlaubt ist und warum man sie nicht ganz einfach vom Bildschirm bannen darf, solange bleibe ich tatsächlich bei meiner Meinung.

    Jeder sucht sich seine Drogen selbst.

    Ich könnte auch morgens ein Glas heißes Wasser und ein leeres Brot essen, aber ich ziehe Kaffee und Müsli vor.
    Ja, ich spiele Computerspiele seit ich 14 bin (C64 damals noch) habe aber auch nichts gegen eine Runde Scabble oder ne Partie Karten.
    Das Kämpfen steckt nun mal in der menschlichen Natur – genauso wie die Neugier – und ob ich meine Kämpfe nun mit scharfen Waffen, Schach, Spielkarten oder in einer Computergenerierten Realität austrage ist nichts anderes als die Wahl der Waffen (oder eben Drogen).
    Was meiner Meinung nach den Amokläufern fehlt ist ein echter Mensch, dem sie sich anvertrauen können, sich mit ihm aus und auseinandersetzen können. Ein Mensch, der tatsächlich auf Sie reagiert und das vorhandene Konfliktpotential unbewußt oder bewußt in andere Bahnen lenkt.

    Abgesehen davon finde ich die Formulierung “solche Spiele” sehr abwertend, wer bestimmt denn, dass ein Spiel besser oder schlechter ist als das andere?
    Ich möchte hier drei Spiele aufzählen, die ich momentan in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Spiele… wo wird die Grenze gezogen?
    Patapon – Team Fortress 2 – Left 4 Dead

    Ist Patapon wirklich so viel besser, nur weil die Grafik einfacher ist und es in erster Linie nicht ums Kämpfen geht?
    Oder ist L4D ein so schlimmes Spiel, weil Unmengen von Gegnern erschossen werden (eine Kampagne > 1500 Zombies)?
    Ich spiele alle drei Spiele, weil sie mir Spaß bringen, darum spiele ich – wenn dem einmal nicht mehr so sein sollte, dann werde ich wohl anfangen Karnickel zu züchten oder der hiesigen Volkstanzgruppe beitreten 😛 .
    Bei den beiden erwähnten EGO-Shootern ist für mich das töten nur Nebensache, bei beiden steht das Team im Vordergrund, genauso wie Taktik und der Anreiz sich mit einem Gegner zu messen und besser zu sein. Und gerade L4D ist eines der besten Beispiele für kooperatives Teamplay denn alleine kann keiner eine Karte gewinnen und mehr als einmal bist du auf deine Mitspieler angewiesen dich zuheilen, Dir aufzuhelfen oder dich aus den Fängen der Zombies zu befreien.

    Warum spielen wir Gewalt?

    Weil’s Spaß macht?
    Weil es uns den Kick gibt?
    Weil wir gerne menschenähnliche Abbildungen blutend und zuckend zu Boden sinken sehen, während wir ein virtuelles Magazin in sie entleeren?

    Das ist eine Frage, ich ich kurioserweise nicht wirklich zufriedenstellend beantworten kann, trotzdem nicht umhin kann zu sagen: Ja, solche Spiele machen mir Spaß. Ich spiele gerne Ego-Shooter, ich mag es, wenn beim Rückgriff auf Genres wie Horror und Action die gesamte Inszenierung “authentisch” gewählt wird, ich bin gegen Verbote, Beschneidungen und Medienzensur.
    Aber warum?

    Weil jeder sich seine Drogen selbst wählt!
    Im Innersten unseres Kleinhirns steckt der Neandertaler der weiß, dass ein Stein auf den Kopf des Tiere (oder des Gegners) ihm einem Vorteil bringt. Wie der Stein bei jedem Menschen in der Realität aussieht definiert jeder für sich selbst.
    In der Sozialpsychologie wird oft von Machtausübung gesprochen. Ich denke, dass ein Amoklauf nur eine verzweifelte Ausdrucksform dafür ist, dass sich diejenigen nicht auf anderer Weise zu helfen wissen. Natürlich ist es auch im Computerspiel eine Art Macht wenn ich die Maustaste drücke und ein anderer Spieler muss die Zeit bis zum Respawn warten um wieder spielen zu können, aber die Frage ist doch, ist es das Ziel der Machtausübung gewesen Blut spritzen zu sehen (also ist Gewalt das Ziel) oder ist Gewalt ein Mittel um ein anderes Ziel zu erreichtn, sei es um die meisten Frags im Spiel zu erzielen, das Erringen und evt. auch sichern einer Fahne oder die Dominanz über die gegnerische Mannschaft.
    Wenn ich Anfangen soll Computerspiele zu verbieten, in denen Spieler Macht ausüben, dann kann bei Shootern nicht Schluß sein. Die Art der Darbringung oder der Realismus als Maßstab scheinen mir da zu einfach zu sein.
    (Und wer weiß schon, ob die Hunde bei Nintendogs nicht auch leiden?) View all comments by Ursus310

  24. Ich komme nicht umhin, etwas verspätet zwar, noch ein paar kleine Anmerkungen von Dirk zu posten, die mich bereits vorgestern erreicht haben. Ich denke, argumentatorisch ist Hopfen und Malz verloren. Außerdem werde ich das Gefühl nicht los, dass er sich einen Spaß daraus macht, provokante Thesen in den Raum zu schmeißen und vergnügt grinsend die Reaktionen abzuwarten. :-/

    “Hi Christian.

    Habe mir teils belustigt, teils verärgert die Antworten auf den Artikel durchgelesen. Es würde mir ja größten Spaß machen, jedem einzelnen zu antworten, wenn ich nicht wüsste, welch vergebene Liebesmüh das wäre…

    Ganz ehrlich: Bei den Argeumenten ist ja so ziemlich alles dabei – von Dummheit, über arroganten Zynismus bis hin zu ein paar ganz intelligenten Reflexionen. Im Großen und Ganzen fällt aber auf: Es werden ständig Argumente (Kulturfreiheit, Filme, Nazis…) bemüht, die nix mit der eigentlichen Sache zu tun haben und extrem einseitig sind. Eben von der einen Seite der Menschen, die diese Spiele gut finden. Aber wie soll ich von einem Alkoholiker auch erwarten, dass er den Konsum von Bier verbietet. Mancher Alkoholiker ist aber wenigstens so vernünftig zu erkennen, dass der Konsum nicht gut für ihn ist. Und macher wäre sogar bereit, die hochprozentigen Dinge lieber im Schrank zu lassen… Und nur weil ich gerne Bier trinke, leugne ich nicht, dass daraus Gefahren entstehen. Videospieler zeigen da offenbar (zumindest in deinem Forum) ein anderes Verhalten, dass leider ein bisschen an typische Verleugnungstaktiken von Suchtgefährdeten erinnert…

    Interessant ist auch, dass keiner (!) die Trennung zwischen Gewaltspielen und Videospielen erkennt… Das gibt mir nur noch mehr zu denken!

    Sogar abartig finde ich die ständige heuchlerische Anprangerung der gesellschaftlichen Verhältnisse in Bezug auf Gewalt bei gleichzeitiger Befürwortung von Gewalt in Videospielen. Selbstverständlich ist Gewalt nur ein künstlerisches Stilmittel. Warum fahren denn so viele darauf ab? Um das zu verstehen rate ich jedem sich ein wenig mehr mit Kunsttheorie und den Zusammenhängen zwischen Kunst und Soziologie zu beschäftigen. Um das Argument der gesellschaftlichen Fehlentwicklung in den Mund zu nehmen, müsste man sich als Gamer konsequenter Weise eingestehen, dass man ein Opfer dieser Entwicklung ist! Meine Überzeugung diesbezüglich ist aber eine andere: Kunst (oder sagen wir heute besser: Medien) und Gesellschaft beinflussen sich gegenseitig, korrespondieren miteinander und verstärken die jeweilige Entwicklungsrichtung des anderen. An irgendeiner Stelle muss es dabei möglich sein einzugreifen, ohne wieder unter die totale Toleranzforderung der in diesem Lande allgegenwärtigen Turboliberalisten zu fallen. Der Eingriff in die Kunstfreiheit erscheint mir dabei verhältnismäßig geringfügig im Vergleich zur Tragweite des Problems.

    Und ganz ehrlich: Findest Du die vielzitierte Tendenz zu immer mehr Gewalt als künstlerischem Mittel denn gut?

    Gruß, Dirk “

    View all comments by Christian

  25. Lieber Dirk,

    Im Großen und Ganzen fällt aber auf: Es werden ständig Argumente (Kulturfreiheit, Filme, Nazis…) bemüht, die nix mit der eigentlichen Sache zu tun haben und extrem einseitig sind.

    Inwieweit haben diese Argumente nichts mit der Sache zu tun? Wenn wir hier über Verbotsforderungen hören, ist es wohl naheliegend auf die Freiheit der Kunst zu verweisen, oder nicht? Daß irgendjemand Nazis ins Spiel bringen muß, ist wohl Godwins Law…

    Die Einseitigkeit könnte sich wohl daraus ergeben, daß die Mehrzahl einfach den Dir gegenüberliegenden Standpunkt einnimmt – so ist das nunmal, wenn man provoziert – die anderen stellen auf die andere Seite.

    Aber wie soll ich von einem Alkoholiker auch erwarten, dass er den Konsum von Bier verbietet. Mancher Alkoholiker ist aber wenigstens so vernünftig zu erkennen, dass der Konsum nicht gut für ihn ist. Und macher wäre sogar bereit, die hochprozentigen Dinge lieber im Schrank zu lassen… Und nur weil ich gerne Bier trinke, leugne ich nicht, dass daraus Gefahren entstehen. Videospieler zeigen da offenbar (zumindest in deinem Forum) ein anderes Verhalten, dass leider ein bisschen an typische Verleugnungstaktiken von Suchtgefährdeten erinnert…

    Achso, jetzt vergleichen wir also Alkoholsucht (eine Krankheit) mit Leuten, die sich einfach ihr Hobby nicht verbieten lassen wollen. Vielleicht verleugnen die Leute aber auch die Gefahren von Spielen, weil es nicht wirklich eine Nachweis für irgendeine Gefährdung gibt? Vielleicht weil sie verärgert sind, daß solche Vergleiche überhaupt gezogen werden?

    Interessant ist auch, dass keiner (!) die Trennung zwischen Gewaltspielen und Videospielen erkennt… Das gibt mir nur noch mehr zu denken!

    Mir gibt eher zu denken, daß es eine solche Trennung überhaupt geben soll. Es gibt Videospiele mit Null Gewaltdarstellung bis hin zu extremer Gewaltdarstellung. Und dazwischen gibt es keine feste Grenze. Es gibt Spiele, bei denen die Gewalt subtil eingebettet ist, ohne sehr explizit dargestellt zu werden, es gibt Spiele mit so extremer Darstellung, daß es überzogen und parodistisch wirkt. Es gibt “Gewaltpornos” a la Manhunt, die den Spieler an eine Grenze führen, wo er selber drüber nachdenken sollte, was er da eigentlich tut. Was die Kritiker tun, ist die Gewaltdarstellung zu dekontextualieren, sie ihres Rahmens zu berauben und quasi eine pornografischen Blick aufs Spielgeschehen zu werfen. Das ist aber keine legitime Vorgehensweise. Da kann man auch alle Gewaltszenen aus Shakespeare herausreißen und mit dem Finger drauf zeigen, wie schlimm dieses Theater doch ist.

    Um das zu verstehen rate ich jedem sich ein wenig mehr mit Kunsttheorie und den Zusammenhängen zwischen Kunst und Soziologie zu beschäftigen.

    Da bleibt mir nur LOL, und den Ratschlag kann ich gern zurückgeben. Nur sollte man nicht den etablierten Künsten verhaftet bleiben, sondern Videospiele als neue Kunstform einfach mit einbeziehen…

    Meine Überzeugung diesbezüglich ist aber eine andere: Kunst (oder sagen wir heute besser: Medien) und Gesellschaft beinflussen sich gegenseitig, korrespondieren miteinander und verstärken die jeweilige Entwicklungsrichtung des anderen.

    Unbestritten. Obwohl nach Meinung vieler, der Einfluß der Künste auf die Gesellschaft im Großen nicht sehr ausgeprägt ist. “Medien” ist hier ein zu schwammiger Begriff, weil er auch nonfiktionale/nichtkünstlerische Medien einschließt – also Presse, Nachrichten etc – die haben durchaus großen Einfluß.

    Der Eingriff in die Kunstfreiheit erscheint mir dabei verhältnismäßig geringfügig im Vergleich zur Tragweite des Problems.

    Welches Problems jetzt genau? Ich sehe kein Problem, welches einen Eingriff in verfassungsmäßig gewährte GRUNDrechte rechtfertigen würde.

    Und ganz ehrlich: Findest Du die vielzitierte Tendenz zu immer mehr Gewalt als künstlerischem Mittel denn gut?

    Abgesehen davon, daß ich mir nicht sicher bin, daß es einen Trend zu mehr Gewalt als künstlerisches Mittel wirklich gibt: Die Gewalt in der Gesellschaft ist seit Jahren rückläufig, wir leben zurzeit (was im Zuge der Wirtschaftskrise passiert, ist ja nicht abzusehen) in der längsten Friedensphase seit langer Zeit, die Gewaltverbrechen stagnieren – da reißt auch ein Schulmassaker nichts raus. So friedlich wie derzeit in Deutschland wars noch nie. Vielleicht gibt es da ja einen Zusammenhang? Vielleicht ist das Angebot an fiktionaler Gewalt derartig umfassend, daß immer weniger Leute einen Drang zu realer Gewaltausübung verspüren? Die friedlichsten Veranstaltungen, die ich kenne, sind LAN-Parties (“böse” Spiele) und das Gothic-Treffen (“böse” Musik).

    Zum Abschied noch ein paar Links zum Nachdenken:
    http://shodannews.wordpress.com/2009/01/31/friss-das-motherfucker/
    http://www.taz.de/1/debatte/theorie/artikel/1/der-doppelte-kontrollverlust/
    http://www.heise.de/newsticker/Politik-und-Ideologie-in-Studien-zum-Einfluss-von-Medien-auf-Gewalt–/meldung/134831

    Nix für ungut,
    Tom View all comments by toxicTom

  26. Jesus Christus, das ist das erste mal, dass ich erlebe, dass ein Blogbetreiber einem Troll mit eigener Unterstützung eine Plattform bietet. DON’T FEED THE TROLLS!

    Bin ich eigentlich der einzige der schon beim ersten “offenen Brief” sich gedacht hat “Oh je, wieder so einer”? Ganz ehrlich, allein dass jeder zweite Satz mit “Fakt ist…” anfängt, müsste doch mittlerweile bei jedem die Alarmglocken schrillen lassen. Fakt ist nämlich nur eins: dass es zu jeder Aussage in der gesamten Spannbreite von “Computerspiele verrohen und animieren zu Gewalt” bis zu “Computerspiele haben kathartische Wirkung” eine passende Untersuchung und/oder Statistik gibt, die die jeweilige Aussage bestätigt.

    Da hilft es auch nix, wenn man sich beim Wasser lassen ganz sicher ist, dass man das schon richtig im Bauch spürt.

    Gah. Hab ich schon “Don’t feed the trolls” gesagt? View all comments by m.a.

  27. Ich möchte toxicTom spontan zum User des Monats ernennen. Schöner auseinandernehmen, analysieren und auf den Punkt bringen hätte ich das niemals gekonnt.

    @m.a.: Der Artikel fängt nicht umsonst mit “Ein Experiment” an. Mich hat einfach mal interessiert, wie sich eine solche Diskussion in einem Blog entspinnt, in dem die Leser nicht nur aus legasthenischen Asiblagen und erzürnt mit wilden Drohungen um sich werfenden Trollen ist. Dass man Dirk nicht von seinem Standpunkt wird abbringen können, war mir schon klar. Einen gewissen Unterhaltungswert kann ich dem Ganzen aber auch im Nachhinein betrachtet auf keinen Fall absprechen. 😉 View all comments by Christian

  28. *rotwerd* Danke… wo kann ich mein Konterfei für den Aushang einschicken?

    Dass man Dirk nicht von seinem Standpunkt wird abbringen können, war mir schon klar.

    Mag sein, daß man die Dirks dieser Welt nicht überzeugen kann. Man kann aber jene ohne gefestigte Meinung erreichen und vielleicht überzeugen und außerdem Mitstreitern mit Argumenten helfe, die ihnen in späteren Diskussionen vielleicht helfen.
    Und nicht zuletzt ist es einfach eine gute Übung. Den eigenen Standpunkt darzustellen, zu untermauern und zu behaupten will gelernt sein. Gleichzeitig stellt man so die eigene Sichtweise auf den Prüfstand. Leider kam von Dirk ja mehr Fundamentales als Fundiertes 😉

    LG,
    Tom View all comments by toxicTom

  29. Alles klar. Wir sind dumme, arrogante, zynische Alkoholiker – und Monsieur Dirk ist zu fein, sich mit uns Pack abzugeben, haut nur mal mit seinem flammenden Schwert der Rechtschaffenheit herablassend hier rein und geht noch nichmal auf unsere (bisweilen sehr unterschiedlichen!) Standpunkte und Meinungen ein, sondern wischt alles pauschal beiläufig vom Tisch. In dem er uns als “krank” und so implizit als “unmündig” definiert. Aus diese “Argumentationskette” (ich möchte es eher “Beleidigung” nennen) kommt man – bequemerweise – auch gar nicht mehr raus, denn wie sollte ein “kranker” auch unbefangen über seine “Krankheit” reden. Vielen Dank auch für diese Livedemo in Sachen Ingnoranz und der Wirksamkeit von Propaganda.

    Niemand sagt, dass er durch uns zum Videospielen “bekehrt” werden soll, aber diesen herablassenden Bildungsbürgerton kann man ja wohl kaum “diskutieren” nennen. Christian, dein Experiment zeigt also wieder wunderbar auf, dass die Fronten wesentlich verhärtet sind. View all comments by grobi

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