Das Killerargument schlechthin

shooter

Als ich heute Mittag im Büro saß, trafen mich zwei Erkenntnisse wie ein Schlag. Zum einen, dass mein ehemaliger Agentur-Kollege ,seit ich dort weg bin offenbar viel zuviel Zeit während der Arbeit hat, immerhin ist es ihm gelungen mich über Xing mit seitenlangen Pamphleten über Sinn und Unsinn gewalthaltiger Computerspiele und die vermuteten Zusammenhänge mit Amokläufen zuzutexten. Das las sich für einen “Killerspiel”-Gegner erstaunlich differenziert, lief aber im Endeffekt darauf hinaus, dass der ganze Mist nunmal schlimm ist und durch die Bank verboten gehört. Hmkay, sehe ich anders, aber das kann jeder halten wie ein Dachdecker.  Doch egal, darauf wollte ich eigentlich gar nicht hinaus. Die andere Erkenntnis, die mich heute traf, war nämlich viel gewaltiger, habe ich doch tatsächlich die ultimative Argumentation gefunden, die sämtlichen Counter-Strike-Gegnern ein für alle mal den Wind aus den Polemik-Segeln zu nehmen wird: Wenn der eSport-Mannschaftsshooter Counter-Strike wirklich der Auslöser für reale Gewalttaten ist, warum hat es dann noch keinen einzigen Amoklauf gegeben, bei dem zwei Gruppen sich in einem 5-on-5-Game durch quer durch die Schule schießen, in dem Versuch, 4 strunzdumme Geiseln zu befreien? Soviel zur Medienwirkung! Haha, eat this!

Ja, das ist pietätslos, aber anders als mit Zynismus weiß ich einfach nicht mehr mit solchen Situationen umzugehen, ohne das Gefühl zu bekommen, mein Hirn würde vom Laserstrahl der Dummheit (+7) der Killerspiel-Gegner gebrutzelt. Wobei ich meinen ehemaligen Büronachbarn hier klar ausnehmen muss.

Picture:The Shooter” by Gunnar Valdimar, published under Creative Commons License (by-nc-sa).

13 Comment

  1. was passiert, wenn es mal einen amokläufer gibt bei dem man lightgun-shooter findet…. ohweh View all comments by DavidBoring

  2. das ist mir heute bei der arbeit eingefallen… View all comments by DavidBoring

  3. Ich fürchte, ich muss meine halbe Polyneux-Kollegschaft wegen ihrer Vorliebe für House of the Dead: Overkill unter Generalverdacht stellen. 😉

    Ach verdammt, bin ich mit diesem Artikel jetzt eigentlich in meine eigene “Aktionismus”-Falle getappt? Mist… View all comments by Christian

  4. ich hab letztens meine dreamcast lightgun wiederbekommen, vielleicht schließ ich die auch bald mal wieder an, house of the dead war immer super View all comments by DavidBoring

  5. Egal was alle jetzt von den absurdesten Preventionen reden wie Chipkarten in Schulen etc.

    eins sollte klar sein: Amokläufe werden auch weiterhin passieren, genauso wie Depressionen und damit Suizide weiter passieren werden und genauso wie Sexualstraftaten weiter geschehen werden. Verhindern? Nein. Reduzieren? Vielleicht. Aber zu welchen Preis? View all comments by Kreon

  6. Ich habe keine Ahnung warum die Leute auf so etwas nutzloses wie ein Killerspiel-Verbot rumreiten. Denn: 95% der Waffen, die bei Amokläufen benutzt werden sind “legal” erworben. Warum schreit eigentlich keiner so laut nach dem Verbot von Waffen? Weil alle die nach Killerspiel-Verbot schreien, selber in Schützenvereinen sitzen? View all comments by Commander Z

  7. Ich wiederhole hier gern meine Theorie, die du schon in Twitter erfahren hast: Ich glaube, die Amokläufer waren in CS Teamkiller :).

    Das CS so richtig 5on5 wie es sich gehört gespielt wird, ist ja auch nicht zwangsläufig der Normalfall. Wenn man auf Publics spielt, ist es ja oft mehr Teamdeathmatch. Bis auf das Respawnen. Diese ganze “Team”-Geschichte geht auf Publics als erstes unter. Daher find ich dein Argument doch nich so episch 😀

    Heute auf dem Grabbeltisch des Zeitungsladens lag auch eine Zeiting (leider den Namen vergessen) die einfach eine große Handfeuerwaffe abgebildet hatte und ein Verbot forderte. Hier seh ich mal die richtige Richtung. View all comments by laZee

  8. Pssst, das mit den Teamkillern weiß die Öffentlichkeit doch nicht… 😉 View all comments by Christian

  9. Ursus310 says:

    Mal von der Annahme ausgehend, dass bei einem Großteil der Jugendlichen Computerspiele zum normalen Leben gehören, frage mich mich doch auch, warum von den Amokläufern keiner WoW auf dem Rechner hat ?

    Oder wirkliche Shooter, bei denen Deathmatch teil des Spiels ist wie UT (Version hier einfügen) oder Quake (Version hier einfügen).

    Dass eine Altersbeschränkung oder ein Verbot genauso wenig zieht wie das bestehende (nicht zu lasche) Waffenrecht dürfte den meisten Lesern wohl klar sein. View all comments by Ursus310

  10. Ivor Bigbotty says:

    Also in meiner (unbewiesenen) Hypothese zu geplanten Amoktaten sind öffentliche Medien mit der Hauptgrund, warum sowas immer wieder passieren wird. Man muss die letzten Tage nur am Kiosk, an nem beliebigen Zeitungsständer gewesen sein oder den TV anmachen. Da wird mit sehr viel Getöse und riesigen Buchstaben eine mega Aktion gemacht; jeder sagt was dazu, alle Politiker, alle Reporter, alle Zeitungsschreiber. Und alle zeigen eins offensichtlich: Hilflosigkeit.
    Der Täter kann sich sicher sein, dass er eine riesen Bühne bereitet bekommt auf der er der Hauptdarsteller ist, er ist der Überlegene, keiner konnte seine Tat verhindern und alle sind tief betroffen und verletzt (natürlicher Weise).
    Das was da jetzt läuft ist die Werbeaktion für den Nächsten, der ganz Unten angekommen ist und mit dem System abrechnen will; und ich fabuliere mir mal zusammen, dass das in Zukunft erstmal mehr werden anstatt weniger.
    Denen in jungen Jahren die Richtung unserer Gesellschaft schon klar ist, sind da wohl besonders betroffen. Wenn du nichts kannst, mit dem du wirtschaftlichen Mehrwert bringst: Ab in den Hartz4-Bunker und Fresse halten. View all comments by Ivor Bigbotty

  11. Ich bin ja derzeit wirklich froh, dass ich noch nicht die Zeit und Muße hatte etwas zu dem Thema zu schreiben. Grundsätzlich ist es ja eh die gleiche Situation wie bei jedem anderen Vorfall. Man kann vielleicht folgendes festhalten:

    1. Das unmittelbare Versagen liegt bei den Eltern: Waffe und Munition ungesichert im Haus. Der 17 Jahre alte Sohn der eine psychatrische Behandlung abgebrochen spielt Far Cry 2 (keine Jugendfreigabe) und wird vom Vater als Schütze ausgebildet.

    Einschub: Wie vielen Eltern geht es ähnlich? Sicher einem Großteil und wer will in seinem Kind überhaupt einen potentiellen Amokläufer sehen? Ist das psychologisch überhaupt möglich? Ich bin mir da nicht sicher. Far Cry 2 auf dem Rechner eines 17jährigen? OK, Frage. Wer von Euch hat in seiner Jugendzeit Spieler oberhalb der Altersfreigabe gespielt oder sogar indizierte Spiele? Es ist davon auszugehen, dass die Eltern des Täters darüber hinaus wohl gar nicht die Möglichkeiten hatten so etwas zu kontrollieren (Medienkompetenz). Der Vater war aber sicherlich froh darüber, dass sein Sohn Interesse an seinem Hobby hatte. Ist auch verständlich, ganz egal wie man zu Schützenvereinen etv. steht.

    2. Wir müssen jetzt Killerspiele verbieten! Wir müssen die Waffengesetze verschärfen!
    Einschub: In Deutschland spielen Millionen Jugendliche und Erwachsene solche Spiele und bisher haben sich nur drei zu einer Amoktat hinreißen lassen. Der Täter von Virginia Tech spielte überhaupt keine Videospiele. Verbieten wir Männer, weil alle deutschen School Shooter männlich waren? Wohl kaum.
    Deutschland hat mit die schärfsten Jugendschutzgesetze und die wohl größte Amoklauf Quote pro Schüler. Von wegen amerikanische Verhältnisse… Hier fällt der direkte Rückschluss auf Nummer 1, die Eltern, welche in der Verantwortung stehen.
    Die Waffengesetze wurden wie der Jugenschutz in den letzten Jahren verschärft. Gebracht hat das wenig. Die Frage danach ob Sportschützen aber überhaupt mit scharfen/großkalibrigen Waffen spielen müssen ist aber weiterhin berechtigt. Im Fussball trägt man auch keine Kettenhemden und Morgensterne, weil das im Mittelalter, als der Sport erfunden wurde, mal so war.
    Würde der Privatbesitz von Waffen augehoben und gäbe man den Schützenvereinen Lasergewehre und Farbpatronen könnten die sich genauso gut sportlich messen. So wie es übrigens auch ein Counter Strike Clan tut.
    Hier besteht nämlich ein wesentlicher Unterschied. Scharfe Waffen sind Mordinstrumente, Computerspiele nicht!
    Das unmittelbare auslösende Argument für jeden der drei letzten Amokläufe in Deutschland war der leichte Zugang zu echten Waffen. Es bleibt einfach festzuhalten, dass in Winnenden nicht solch ein Blutbad angerichtet worden wäre, wenn Papa seine Knarren nicht daheim gehortet hätte. Oder doch nicht?

    3. Amokläufe verhindern müssen!
    Einschub: Was nicht geht. Der Wunsch danach ist ungefähr genau solch eine Utopie wie der Wunsch Banküberfälle oder Kindesmissbrauch zu verhindern. Keine gesicherten Schulen, schärfere Waffengesetze, Schulpsychologen oder Internet Notruf Nummern werden in Zukunft solche Taten verhindern können. Wer eine Waffe haben will bekommt sie auch auf illegalem Wege, als neuer Hinrichtungsort kommt auch der Eingang zum Schulhof in Frage.
    Was man allerdings tun kann ist die Wahrscheinlichkeiten und das Ausmass Einschränken, sowie das Während und Danach eines Amoklaufs zu verbessern. Vielleicht hätte sich der Täter von Winnenden ohne Waffe einfach vor einen Zug geschmissen. Dann hätte die Zeitung am nächsten Tag einen traurigen Einspalter veröffentlicht, mehr nicht…

    Trotzdem bleibt es eine Utopie solche Tage zu vermeiden. Das nächste School Shotting wird leider kommen. Genauso wie jetzt die gleiche Diskussion geführt wird wie bei den vorherigen Taten, welche irgendwann wieder im Sande verläuft, wobei alle Register gezogen werden, welche Eltern kein Mehr an Verantwortung und dem Staat kein Geld kostet. View all comments by Arkionto

  12. Volle Zustimmung in allen Punkten. Danke dafür!

    P.S.: Dafür, dass Du weder Zeit noch Muße hast, war das aber schon ganz schön umfassend 😉 View all comments by Christian

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