Nachschlag

Auch wenn es nun schon wieder etwas über eine Woche her und damit nicht mehr ganz so aktuell ist, möchte ich rückblickend doch nochmal ein paar abschließende Worte zur 1. Eltern-LAN verlieren, die der GameParents.de e.V. vergangenen Samstag in Ennepetal auf die Beine gestellt hat. Soviel vorweg: Es ist zwar insgesamt super gelaufen, aber ein bißchen enttäuscht bin ich schon. Nicht von der Veranstaltung als solcher, denn die hat wirklich alles gehalten, was wir uns vorher selbst versprochen haben, sondern eindeutig von der Beteiligung. Das muss man sich mal vorstellen: Da haben wir deutlich über 2000 (in Worten: zweitausend!) Einladungen über die 4 weiterführenden Schulen in Ennepetal verteilt, nur um am Ende klägliche 55 Einladungen (+/-5) zurückzubekommen. Was rein vom Umfang schon ein deutlicher Erfolg für uns gewesen wäre und uns personell wahrscheinlich schon fast an unsere Grenzen getrieben hätte, immerhin wollte jeder Teilnehmer zu einem gewissen Grad auch noch betreut werden. Es reicht ja nicht, jemanden, der noch nie in seinem Leben am Rechner gespielt hat, an einen solchen zu setzen und ihn einfach mal eine Runde Counter-Strike zocken zu lassen. So jemand will ja auch eingeführt werden, eine Erklärung zum Spielziel bekommen und mit ein bißchen Glück vielleicht sogar eine Diskussion zum Spiel anzetteln. 55 Teilnehmer wären von dem Standpunkt aus also schon völlig OK gewesen. Schade bloß, dass sich am Ende nur vielleicht ungefähr die Hälfte der Angemeldeten auch wirklich hat blicken lassen.

Das ließ die Hallen der Hauptschule Friedenshöhe, wo unsere Eltern-LAN stattgefunden hat, dann doch ein wenig leer wirken. Das war dann besonders traurig für alle unsere Partner, die teilweise extra eine lange Anreise in Kauf genommen haben, um sich mit uns vor Ort um eine bessere Aufklärung im Sektor Medienkompetenz zu bemühen. Vor allem dem Eltern ans Netz e.V. gebührt mein tiefster Respekt, haben sich die beiden Vertreter des Vereins doch bereits morgens um halb 6 in Leipzig ins Auto gesetzt, um uns unterstützen zu können. Vielen Dank dafür! Danke auch an alle anderen Partner, die uns so großartig unter die Arme gegriffen haben. Ich danke auch dem lieben Gott, der Jungfrau Maria und diesem unseren geliebten Land… oh, falscher Text. Der Oscar kommt doch erst nächstes Jahr.

Vergebliche Liebesmüh’?

Jedenfalls ist es wirklich traurig zu sehen, wenn so viele Menschen sich vor Ort die Mühe machen, für ein gutes Gelingen einer Veranstaltung zu sorgen und sich dabei auch noch sehr kompetent als Ratgeber zur Verfügung zu stellen, wenn ein solches Angebot praktisch kaum wahrgenommen wird. Zumal man davon ausgehen kann, dass die Eltern, die sich bei uns haben blicken lassen und die sich mit uns auseinandergesetzt haben, es vermutlich noch am wenigsten nötig gehabt hätten. Denn allein durch ihre Teilnahme haben sie schonmal bewiesen, dass Ihnen zumindest nicht ganz egal ist, was ihre Kinder so am Monitor treiben. In Gesprächen hat sich dann sogar noch herausgestellt, dass er eine oder andere dann sogar relativ genau darauf achtet, welche Spiele er seinen Kindern so kauft.

Ein Vater hat sogar berichtet, dass er selbst jedes Spiel zumindest einmal selbst anspielt, bevor er es an seinen Sohn weitergibt – oder eben auch nicht. Sehr löblich sowas, aber wohl eher die seltene Ausnahme als die Regel.

Einmal durch den Parcours, bitte.

Schön war dann auch zu sehen, wie gut unser Spiele-Parcours von allen aufgenommen wurde. Praktisch jeder Besucher hat sich zumindest mal an einem Spiel intensiver ausprobiert. Angeboten wurden 6 Games aus völlig unterschiedlichen Genres mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und – ganz wichtig – verschiedenen USK-Einstufungen, um die unerfahrenen Eltern nach und nach mit dem Medium vertraut zu machen. So gab es am PC neben Counter-Strike: Source als Einstieg in die Welt des eSports etwa Trackmania Nations, Warcraft 3, Tomb Raider Legend und Guitar Hero mit Bioshock auch einen USK 18-Titel, der zeigen sollte, wie erwachsene Unterhaltung in Games aussieht.

Wir hatten anfangs doch ein paar Sorgen, wie so ein Game ab 18 wohl aufgenommen werden würde. Aber erstaunlicherweise stieß gerade Bioshock auf sehr viel Interesse, wobei ich bezweifle, dass es allein an der Grafik oder der relativ expliziten Gewalt lag. Um auch wirklich jeden zum Spielen zu animieren, gab es Parcours-Karten, mit denen man nach 4 von 6 absolvierten Titeln an einer kleinen Auslosung teilnehmen konnte. Sowas motiviert dann auch nochmal ein Stück weit, mehr als nur einen Titel auszuprobieren.

Beim Bühnenprogramm des Vortragsblocks hingegen hatte ich zwischenzettlich dann wieder den Eindruck, dass mehr Helfer als Gäste im Publikum saßen. Bei der abschließenden, von mir geleiteten, Podiumsdiskussion war ich mir dann sogar ziemlich sicher. 4 externe Zuhörer war dann doch etwas mau. Da saßen ja auf der Bühne schon mehr Leute. Nämlich sieben. War dieser Teil der Veranstaltung eher als offene Diskussionsrunde mit großem Publikumsanteil ausgelegt, mußte es dann doch etwas strenger moderiert zugehen und die Diskussion etwas mühselig angekurbelt werden. War aber am Ende doch äußerst interessant, was da an Gesprächen zustande kam.

Besonders klasse fand ich, dass wir mit Jürgen Hilse auch genau den Mann als Redner gewinnen konnten, der bei der USK dafür zuständig ist, ob bzw. dass ein Game eine Alterskennzeichnung bekommt. Das verlieh der gesamten Veranstaltung nochmal so eine besondere Wertigkeit. Leider waren sowohl er als auch ich knapp in der Zeit. Schade, den ich hätte ihn gerne noch ein wenig zur USK-Arbeit und seiner Auffassung vom aktuell gültigen Jugendschutzgesetz befragt.

Bleibt alles anders…

Alles in allem können wir mit dem Gesamtablauf und dem erhaltenen Feedback wirklich mehr als zufrieden sein. Angesichts der Besucherzahlen muss ich mich allerdings trotzdem fragen, wie sinnvoll die Durchführung einer solchen Veranstaltung ohne finanz- und organisationsstarken Partner, der einem einen Großteil der Planungssorgen abnehmen kann, am Ende sein kann. Da zumindest auf GameParents-Seite sämtliche Arbeit rein ehrenamtlich abläuft, zumindest ein Teil von uns also in den letzten Wochen praktisch seine gesamte Freizeit für die Eltern-LAN geopfert hat, geht so ein Event ganz schön auf die Knochen.

Dadurch allein, und dank mangelnder finanzieller Mittel, können wir die Eltern-LAN schon nicht in der Frequenz und Regelmäßigkeit organisieren, wie es eigentlich nötig oder sinnvoll wäre. Wenn sich das Interesse bzw. die Anmeldungen in den nächsten Monaten nicht noch deutlich steigern, müßte man sich fast schon fragen, wie sinnvoll die weitere Durchführung überhaupt ist. Ich versuche nun aber erst einmal optimistisch in die Zukunft zu schauen und warte zumindest noch die nächste GameParents.de e.V. Eltern-LAN ab, die vermutlich im März stattfinden wird, bevor ich mir ein abschließendes Urteil dazu bilde.

In der Zwischenzeit steht noch die nächste Infoveranstaltung der Initiative ElternLAN im Rahmen des Intel Friday Night Games, am 28.11. im Bochumer Ruhrcongress, an. Falls Ihr zufällig in der Nähe seid: freue mich, Euch da zu treffen.

Mehr Bilder von der 1. Eltern-LAN gibt es übrigens von mir bei Flickr.

8 Comment

  1. Thema Jugendschutz und für Kinder geeignete Software: du kennst nicht zufällig eine Webseite oder ein Magazin oder was auch immer, wo man sich einen Überblick über Software verschaffen kann, die für kleine Kinder geeignet ist? Damit meine ich sowohl Lernsoftware als auch Spiele. Meine Tochter wird bald 2 Jahre alt, und da heutzutage ja angeblich in manchen Kindergärten schon Computer zu finden sind, wollte ich langsam schon mal anfangen, mir einen Überblick zu verschaffen. Das wäre übrigens sicher auch eine Rubrik bei gameparents.de wert, zu dem Thema habt ihr dort noch nicht sehr viel. View all comments by blumentopferde

  2. Schau mal bei http://www.sqoops.de/

    Das ist ein Online-Shop für Games, der beinahe Komplett auf Familienunterhaltung ausgelegt ist. Mit Altersfilter, schönem Magazinteil un redaktioneller Betreuung. Da bekommt meines Wissens auch jeder Titel einen kleinen Redaktionscheck mitsamt Empfehlung. Hab lange nicht mehr reingeschaut, aber wir haben das damals mal bei GameParents gefeaturet. View all comments by Christian

  3. Es gibt vom heise/c’t Verlag ein Special über Software für Kinder: https://www.heise.de/kiosk/special/ctratgeber/08/01/
    Das finde ich sehr gut, sie geben nämlich da nicht nur die USK Empfehlung wieder, sondern auch eine eigene Altersempfehlung die die nötige “Reife” angibt. Schließlich ist ein Spiel ohne Altersbegrenzung deshalb noch lange nicht Kleinkind-fähig.
    Auf englisch wäre da noch die Seite Gamerdad http://www.gamingwithchildren.com/ ganz nett, auf deutsch habe ich leider noch nichts vergleichbares gefunden. View all comments by barbex

  4. Auch ganz schön ist die Website des Kindersoftwarepreises TOMMI:
    http://www.kindersoftwarepreis.de/index.php

    …zumindest wenn man bloß mal wissen möchte, was die Jury für Kinder als besonders geeignet angesehen hat. View all comments by Christian

  5. Ich finds sau geil, das ihr sowas auf die beine stellt.
    Ein, vielleicht etwas merkwürdiger, tip von meiner seite um in zukunft vielleicht nicht größer, aber doch zuverlässigere teilnehmerzahlen zu bekommen.
    Macht die veranstalltung kostenpflichtig.
    Nur eine kleine summe, etwas das für jeden der überhaupt videospiele für sein kinder kaufen kann locker drin sein sollte (fünf euro sollten schon vollkommen passen).
    Klingt jetzt vielleicht blöd, ihr wollt ja gar kein geld, sondern bloß aufklären und interesse wecken.
    Aber: erstens kommen die leute wenn sie etwas bezahlt haben (ziemlich sicher). sie treffen eine viel bewustere entscheidung;).
    zweitens werdet ihr eher ernst genommen. so blöd es klingt dinge die kostenlos sind kriegen nicht viel beachtung, wenn etwas was kostet, dann wird es gleich ernster genommen. Ihr weckt damit ein ganz anderes interesse.

    Und zwischen durch könnt ihr ja sogar mal kostenlose machen, so tag der offenen tür mäßig. Dann kommen warscheinlich auch noch die deren interesse ihr geweckt habt als es was kosten sollte, die das geld aber doch nicht hergeben wollten.

    Das ist meiner erfahrung vom parkour her. Ich biete seit jahren interessierten an das sie jederzeit mit mir trainieren können und ich ihnen alles bei bring, der ein oder andere nimmt das gelegendlich im anspruch, selten mal welche auch über einen längeren zeitraum. für mich war es nicht nur selbstverständlich das kostenlos zu machen, ich fand es unangemessen (sogar verwerflich) dafür geld zu nehmen.
    Aber sobald es etwas kostet wird das angebot ganz anders wahr genommen. Und nebenher kann man trotzdem noch den kostenlosen kram machen für die paar leute die halt wirklich mit herzdabei sind und da überhaupt mit machen.

    naja, nur mal so ein vorschlag, will nicht beschwören das es was reißt, aber zumindest die anmeldungen die nicht auftauchen fallen raus und weniger werdens ziemlich warscheinlich trotzdem nicht, den wie du schon festgestellt hast sind jetzt schon nur die gekommen die sich sowieso schon für das thema interessiert haben und denen wird es warscheinlich auch einen obulus wert sein. View all comments by Samson

  6. Hmm, das ist so ein zweischneidiges Schwert, mit dem Geld nehmen. Vor allem, was das Sammeln des Geldes betrifft, wenn man, so wie wir, über die Schulen geht. Nicht nur sammeltechnisch. Da wir ein gemeinnütziger Verein sind, könnte es auch schwierig werden, sowas zu versteuern, Aber da hab ich keine Ahnung von. Generell wollen wr aber so viele Leute wie möglich da haben. Da schreckt ein Eintrittsgeld schonmal eher ab. Die Leute, die gezahlt haben, werden aber natürlich eher was für Ihr Geld geboten bekommen wollen und entsprechend eher vorbeischauen, stimmt schon. View all comments by Christian

  7. […] Videospiele, er ist Videospielaktivist, er gehört zum Greenpeace der Zocker. Mit Dingen wie der Eltern-LAN tut er wirklich mal was, das kann ich von mir nicht behaupten. Und er hat eine viel schönere […] View all comments by Ein ♥ für Blogs | NES is dead

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