Kindergarten

Als in der letzten Woche zu lesen war, dass die Veranstalter der mittlerweile eigentlich zur Bedeutungslosigkeit zusammengeschrumpften Electronic Entertainment Expo (E3) in LA mit ihrer Messe zurück zu alter Blüte möchten, hätte man eigentlich schon ahnen müssen, dass da irgendwas im Busch ist. Die E3 hat ihre Chance gewittert, sich im Zuge der Streitigkeiten zwischen Branchenverband BIU und der Messe Leipzig über eine neue, große deutsche Spielemesse neu positionieren zu können und scheint sich nun anschicken zu wollen, Deutschland im eigentlich längst gelaufenen Wettkampf um die weltgößte Spielemesse doch noch zu schlagen. Die Vorzeichen dazu stehen mittlerweile alles andere als schlecht. Nicht nur, dass es dem BIU nicht gelungen ist, sich mit der Leipziger Messegesellschaft, die nach wie vor die Rechte an der Games Convention hält, endlich einmal in Güte zu einigen, hat der Zusammenschluss der 13 größten Publisher sich nun auch noch dazu entschieden, die neu zu gestaltende Riesenmesse GAMEScom in Köln auch noch so weit vorzuziehen, dass man nun in direkte Konkurrenz zur nach wie vor stattfindenden Games Convention tritt. War die zeitliche Trennung der beiden Messen eigentlich eine gute Möglichkeit für beide Messen, sich in unterschiedlichen Marktsegmenten medien- und publikumswirksam zu positionieren und gänzlich unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen (die GAMEScom mit Fokus auf Hardcore-Gamer im Mainstream, die GC mit Schwerpunkt auf Family- und Independent-Games), geht der BIU nunmehr komplett auf Konfrontationskurs und scheint sich dabei vorgenommen zu haben, die noch in diesem Jahr größte Messe ihrer Art ungespitzt in den Boden zu rammen.

Also hat man sich kurzerhand dazu entschlossen, die neue Superduper-Messe von ihrem eigentlich gar nicht so ungünstig gelegenen Zeitraum irgendwann im September 2009 auf eben genau jenen Termin vorzuverlegen (19. bis 23. August 2009), der von der Messe Leipzig bereits seit längerem eindeutig als Austragungszeitraum für die zwar geschrumpfte, konzeptionell jedoch nach wie vor äußerst interessante Games Convention öffentlich kommuniziert war.

Mit Verlaub, lieber Herr Wolters, der sie diesem Kindergarten aus rotznäisgen, überbezahlten und dummdreisten Konzerngören vorstehen, aber mit dieser Entscheidung schießen sie Deutschland messetechnisch bewusst und auf direktestem Weg ins Bedeutungs-Abseits. Die Entscheidung der E3-Gesellschafter, sich von der B2B-Fachmesse im kleinen Rahmen, die sie die vergangenen 3 Jahre war, wieder zurück zur großen schillernden Consumer-Messe zurückzuentwickeln, dürfte damit nur noch bestärkt werden. Und während GAMEScom und Games Convention sich auf dem heimischen Markt selbst kannibalisieren, reiben die Amis sich höhnisch die Hände und freuen sich auf neue Rekord-Besucherstürme.

Na herzlichen Dank, lieber BIU

Bild: 7DaysGC

5 Comment

  1. Das sich das nach Kindergarten anhört keine Frage, aber was wird das genau bedeuten? Heisst das nun das die Publisher auf zwei Partys tanzen oder sich nur eine aussuchen, bzw. mit dem nötigen Kleingeld zu einer Party gelockt werden?
    Ich glaube da wird noch was passieren, weil sich im Grunde die Gamescom recht lächerlich macht wenn sie wirklich den gleichen Termin nehmen wie die GC. View all comments by Joris

  2. […] in’s Gedächtnis rufen (siehe unten) und sich weiter über die Kinderkacke aufregen, die die GamesCOM und Games Convention fabrizieren. Schon mal was von der ECTS gehört? Nein? Kein Wunder, der einst größten Spielmesse in Europa […] View all comments by Tennis for Two

  3. Ich glaube Folgendes passiert:

    – die Großen gehen zur GAMEScom
    – die Kleinen gehen zur GC
    – die GAMEScom wird ein Erfolg
    – die GC wird mit viel Glück zu einer Nischenmesse für Indie-Stuff, ansonsten stirbt sie

    Schade. So sieht also die harte Tour aus. View all comments by laZee

  4. oder
    – beide Messen ziehen mit der ECTS gleich 😉 View all comments by Christian

  5. […] sich dieses Jahr zwei deutsche Spielemessen gegenseitig zerfleischen, hat die Leipziger Games Convention dann doch lieber Schluß gemacht. So ganz will Leipzig aber […] View all comments by Es geht nach Köln

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