Exitus

Neiiiiiiin! Was muss ich da lesen?!?! Gamequickie.de macht dicht! Als ob das Massensterben guter deutschsprachiger Spieleblogs – oder zumindest deren qualvolles Dahinsiechen – nicht schon schlimm genug wäre. D-Frag? Praktisch tot. Seit dem Weggang von Chris nur noch sporadisch oder gar nicht mehr gepflegtes ehemaliges Flaggschiff guten Schreibens über Games und die Kultur drumherum. Working Title? Schon seit Jahren komplett aus dem Äther verschwunden. Wurde zwar gerne etwas kontroverser gesehen, aber ich hab es immer sehr gerne gelesen. Grind That Authority? Schien lange Zeit so gut wie dahin, aber offenbar rafft man sich dort gerade wieder etwas auf. Yippie, war also hoffentlich bloß ein Scheintod. Sogar einen neuen Mitstreiter konnte Herr Playstar wohl für sich gewinnen. Und was erlaube Antigames? Von den ehemaligen Vorreitern des bissigen Spiele-Zerfleischens ist nichtmal mehr der linke obere Eckzahn übrig. Zu sporadisch sind die Texte, zu unmotiviert liest sich das Ganze mittlerweile. Traurig, traurig. Wenigstens die Vier Spieler haben sich noch rechtzeitig ins Sauerstoffzelt begeben 😉

Und nun also Gamequickie. Eines der ersten Spieleblogs, über das ich überhaupt gestolpert bin, damals. Noch im alten Outfit. (Ja, ich hab mich erst relativ spät mit der Blogszene befasst). Immer erfrischend knackig-kurz aber trotzdem informativ gehaltene Texte – und vor allem: sehr persönlich und mit unheimlich viel Herzblut geschrieben. Wo man auch einfach mal seinen Gameskoffer packen konnte um zum nächsten Mariokart-Userturnier zu reisen, sich zum fröhlichen Game-Riddle-Lösen traf und auch mal einfach ein wenig über das Kino und seine mal mehr, mal weniger tollen Ergüsse diskutieren konnte. Das soll es nun also gewesen sein? Leider ja. Wie bei so vielen, fehlt auch bei Suicide offensichtlich mittlerweile einfach die Zeit, um sich auch noch mit regelmäßigem Schreiben herumzuschlagen. Ich kann es ihm nicht verdenken. Das bißchen Freizeit würde ich manchmal auch lieber mit Spielen als mit Schreiben zubringen. Aber irgendwie macht mir auch letzteres einfach soviel Spaß, dass ich trotzdem einfach weitermache. Mal mehr, mal weniger regelmäßig. Mal ganz lesbar, mal eher für den Mülleimer. Aber immerhin. Wobei auch ich leider sagen muss: in nächster Zeit könnte mein Output eventuell auch ein wenig geringer werden. Am Montag trete ich eine neue Stelle an – und da wird es vorraussichtlich nicht mehr so locker zugehen, wie bei meiner letzten, wo man zwischendurch auch schonmal schnell was raushauen konnte. Ab nächster Woche wird dann wahrscheinlich immer erst zum Abend hin mal was geschrieben. Doch zurück zum Thema.

Nun also verabschiedet sich ein weiterer tapferer Mitstreiter, nein: ein Vorreiter, aus dem Reigen der Blogs, die man wirklich regelmäßig konsultiert haben sollte, wollte man seinen Spaß am Spiel mit anderen teilen, die genauso versessen auf Games waren und sind wie man selbst. Zwar befinden sich nach wie vor einige wirklich lesenswerte Sachen in meinem Feedreader (sorry Jungs, ich will Euch ja nicht schlecht machen, Ihr macht Euer Ding super!), und ich bin mir sicher, dass von einigen doch so einiges kommt, aber es ist doch schon immer ein anderes, ein sehr trauriges Gefühl, wenn sich alte Gewohnheiten, alte Freunde und vertraute Seiten, Medien oder was auch immer aus dem eigenen Umfeld verabschieden.

Darauf zehn donnernde Kanonenschläge als Salut.

12 Comment

  1. Es dünnt sich aus, stell ich auch fest. Schade Schokolade. Naja, muss ich halt selber mal wieder mehr über Games quatschen. Zur Selbstunterhaltung, oder so.

    Solange du hier weiter machst, hab ich persönlich immer noch ein Glanzlicht des Gamesblogging zum lesen. Es kommen aber auch neue nach,….bald. Bestimmt. Hoffentlich. View all comments by Chris

  2. Sehr traurig diese Entwicklung. Zwar beschäftige ich mich erst seit etwa einem Jahr mit dem Phänomen der Blogs, aber irgendwie sind fast alle Spieleblogs, die ich damals entdeckt habe tot oder siechen dahin.

    Als ich selbst mein Blog gestartet habe hatte ich ja noch Angst, dass ich sehr schnell wieder die Lust verliere oder mir die Ideen ausgehen. Momentan macht es allerdings immer mehr Spaß und ich weiß garnicht wie ich früher ohne Blog leben konnte 😉

    Allerdings schaudere auch ich vor dem Tag, an dem mein Interesse für das eigene Blog einmal nachlassen sollte. View all comments by ahe

  3. Schade.
    Ob das auch was mit der zunehmenden Anzahl von Seiten, wie Eurogamer, Gameswelt, Gbase & Co zu tun hat? Liegt es daran, dass niemand mehr richtige Artikel schreiben bzw. lesen will, sondern nur noch Infos von Amiseiten recycelt werden? View all comments by jooonas

  4. Hm, ich denke es ist weniger eine Zeitfrage als eine Motivationssache. Meist startet man mit einigen groben/guten Ideen für “andersartige” Artikel, wenn die aber abgearbeitet sind (passierte ja bei Working Title) und die Branchensituation momentan auch nicht viel hergibt, bleiben fast nur News-Kommentierung oder eben Reviews übrig – und letzteres ist in der Tat zeitaufwändig. Wenn man dann vielleicht gar nicht mehr so viel spielt, kommt eben eins zum anderen… View all comments by HomiSite

  5. Bei vielen Blogs merkt man aber schlicht und einfach, dass die Verantwortlichen zwar den Enthusiasmus aber nicht unbedingt die Inspiration und die notwendigen Skills mitbringen, um gute Artikel zu schreiben. Vielen Blogs wird daher aus einem Gefühl der Kumpanei hinterhergetrauert und nicht, weil mit ihnen tatsächlich etwas Bedeutungsvolles verlorengeht. Ansonsten würde ich es sowieso nie der Branche überlassen, mir Artikelanlässe zu liefern. Das Endet in der Regel immer in diesem belanglosen “Mario Kart”-Geschwafel. View all comments by BalkanToni

  6. Ich würde bei mir ja zum Beispiel sehr gerne sehr viel mehr über Spiele schreiben, aber ohne einigermaßen zum Darstellen aktueller Spiele geeigneten PC, ohne meine Wii und somit quasi nur mit DS bewaffnet (und dann auch noch ohne Zeit) fällt das irgendwie oft recht schwer.

    Hätte sehr intensiv Lust dazu, dass zu ändern, sobald ich ab nächstem Monat dann wieder permanent in Deutschland bin; und dann wohl auch bald endlich wieder mit anständigem PC ausgestattet, die Wii immer griffbereit; und Mist, ja, GTA IV macht mich jetzt doch ganz schön heiss auf PS3 oder XBox360.

    Gamequickie lernte ich erst vor einem Monat kennen; schade drum. Moment mal; antigames.de lernte ich auch kurz vorm Dichtmachen kennen. d-frag auch. Shit. Liegt es an mir?

    Weil: Wenn ich mal Fußball gucke, verlieren die guten Teams irgendwie auch sehr oft. 😉 View all comments by Knurrunkulus

  7. Ich glaub auch, dass es hauptsächlich eine Motivationsfrage ist, wie Homisite schon meinte. Ein Teamblog ist ungefähr vergleichbar mit dem Arbeitsplatz. Egal ob im Büro oder in einer Küche. Wenn nur ich mich reinhänge und sehe, dass sich meine Kollegen wesentlich weniger einsetzen, lässt auch meine Motivation irgendwann nach. Andrerseits machts aber gerade im Team am meisten Spaß. Als Soloblogger hat man hingegen halt den Vorteil, dass man keinem was schuldig ist und die Veröffentlichungsrate ganz alleine festlegt.

    Im Normalfall schreiben bei solchen Blogs halt auch nicht 20, sondern 3,4,5 Leute rum. Und im Normalfall sind diese alle berufstätig oder studieren oder was auch immer. Da ist es natürlich nie so einfach, dass man einen Zeitraum erwischt, in dem wirklich alle Schreiber wirklich für den Blog da sind. Im Grunde ist das sogar ein Ding der Unmöglichkeit. Und dann kommen solche Durststrecken von ganz alleine. In GTA-Zeiten hatte ich noch die richtige Mischung aus Zeit und Motivation um mich auch mal fünf Stunden vor den Rechner zu setzen um ein Interview oder ein elendig langes Special zu tippen. Dazu fehlt mir heute einfach beides. Vorallem wird so ein Aufwand dann auch selten honoriert. Honoriert bezüglich Klicks, Leser, Kommentare, usw.

    Recht muss ich auch BalkanToni irgendwo geben. Ich will hier keinen ans Bein pissen, aber nach den großen Drei kam einfach nix mehr, dass qualitativ ran kam. Wahrscheinlich ist dies auch schwer möglich. D-Frag, GTA und Antigames waren auf ihre Art und Weise sehr innovativ, unterhaltsam und anspruchsvoll. Jeder hatte seinen eigenen Stil und seine eigenen “Markenzeichen”. Ich meine, bei GTA haben wir uns gerade das anfangs zum Ziel gesetzt. Einfach anders und innovativ zu sein. Genauso war dann auch der Output, der zwischen Müll und wirklich gutem Zeug von Tag zu Tag geschwankt hat. Übel, wenn ich manchen dieser Texte heute lese 🙂

    Polyneux fällt mir im Moment als einziger Blog ein, der eine ähnlich Devise an den Tag legt. Sicherlich wird da die Qualität auch schwanken, aber man merkt einfach, dass die da um was Neues bemüht sind und viel Arbeit in die Texte investieren. Außerdem haben sie den wohl größten Schreiber-Kader der Spieleblog-Geschichte 🙂

    Und Jooonas: nein es liegt sicherlich nicht an diesen großen Seiten. Das ist der Mainstream. Und bekanntermaßen ist der Mainstream irgendwo immer vorhanden. Genauso wie es zu einem Kino-Kassenschlager einen Nachfolger gibt, genauso wie die Red Hot Chili Peppers alle zwei Jahre eine Scheibe raus bringen, genauso laufen halt auch Seiten wie Eurogamer dahin. Denen geht der Stoff ja nie aus. Im Gegensatz dazu, sind halt alle “kleineren” Hobbyprojekte bei denen Herzblut dahintersteckt, halt viel kurzlebiger…

    Wie auch immer. Die großen Tage sind sicherlich vorbei, aber deswegen sollte es doch auch in Zukunft unterhaltsame Blogs geben. So wie dieser hier z.b. View all comments by jetsetradio

  8. Homisite
    Hm, ich denke es ist weniger eine Zeitfrage als eine Motivationssache.

    Nein. Definitiv Zeitfrage. Zumindest bei mir.

    BalkanToni
    Bei vielen Blogs merkt man aber schlicht und einfach, dass die Verantwortlichen zwar den Enthusiasmus aber nicht unbedingt die Inspiration und die notwendigen Skills mitbringen, um gute Artikel zu schreiben

    Ja. Ich hatte auch noch nie die nötigen Skills. Aber das ist gar nicht mal so wichtig. Sofern man die Leser begeistern kann oder auch andere interessante Artikel bietet, passt das. Ich denke, dass ich da ein gesundes Mittelmaß, trotz der fehlenden Skills, gefunden habe.

    jetsetradio
    Wenn nur ich mich reinhänge und sehe, dass sich meine Kollegen wesentlich weniger einsetzen, lässt auch meine Motivation irgendwann nach. Andrerseits machts aber gerade im Team am meisten Spaß. Als Soloblogger hat man hingegen halt den Vorteil, dass man keinem was schuldig ist und die Veröffentlichungsrate ganz alleine festlegt.

    Jepp. Korrekt. Wobei ich auch hier noch einmal betonen muss: Ich bin nicht demotiviert. View all comments by suicide

  9. Bei G.T.A. ist mal Ebbe, mal Flut. Das ist so ein mühseliges Schwanken und wir wissen nie genau, wo es denn hingehen soll. Auch ich hatte mal ne Zeit, wo ich das Handtuch werfen wollte. Das lag tatsächlich nicht nur an fehlender Zeit, sich um so ein Blog zu kümmern, sondern auch daran, dass ich schlicht und ergreifend demotiviert war und auf Videospiele überhaupt keine Lust hatte. Und um ehrlich zu sein: Mir geht es heute nicht wirklich anders. Aber dann denke ich mir: Nun, das ist doch auch eine interessante Perspektive…

    Wir sind übrigens immer Scheintod. Nur ab und zu werden wir reanimiert, aber das ist dann auch mehr ein Schock als eine Wiedergeburt. 🙂 View all comments by GameGod

  10. Was issn mit OniPepper so nebenbeigefragt? View all comments by Gilly

  11. Was soll mit denen sein?
    Ohne mich jetzt irgendwo unbeliebt machen zu wollen, aber die sind als Joystiq- und Kotaku-Klon ja doch komplett anders ausgelegt als “reguläre” Spieleblogs. Will sagen: als Nachrichtenquelle gut, als Magazin naja.
    Sorry Jungs, ich weiß Ihr lest mit 😉 View all comments by Christian

  12. Kann Suicide nur zustimmen: Es ist vor allem ein Zeitproblem. Das Krasse ist, dass mir das erst aufgefallen ist, als ich bei d-frag raus war. Ein sonderlich begnadeter Schreiberling bin ich nie gewesen. Wenn der eine oder andere Artikel doch ganz gut geworden ist, dann nur deshalb, weil ich irrsinnig viel Zeit hinein gesteckt habe. Auf das Resultat bin ich stellenweise auch heute noch ganz stolz.

    Nach dem Ausstieg habe ich so einige Angebote von anderen Seiten, auch kommerziellen, bekommen, mich letztendlich aber entschieden, neue Texte zu Spielen, so ich denn das Bedürfnis hätte, welche zu schreiben, erstmal nur in meinem eigenen Blog zu veröffentlichen. In fünf Monaten ist es nur ein einziger ausführlicher Artikel geworden: der zu Endless Ocean. Und das war für mich die große Überraschung. Dass ohne den Sachzwang, Neues für d-frag zu liefern, meine Motivation zu neuen Texten blitzschnell im Keller war. Heute kann ich mir gar nicht mehr so richtig vorstellen, wo ich über zweieinhalb Jahre hinweg eigentlich regelmäßig die Zeit für diese Nebentätigkeit hergenommen habe. Ich lese noch andere Spieleblogs, aber ich vermisse d-frag nicht im Geringsten. Es war eine Phase, sicherlich eine interessante, aber die ist halt vorbei… View all comments by Chris

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