Mal nix mit Spielen, sorry :-/

blablabla.jpgIn der vergangenen Woche habe ich zwei grundsätzlich verschiedene aber nicht minder wichtige Erkenntnisse gewonnen: 1. Es ist egal, ob sich bei einer Hochzeit jeder Gast im Vorfeld einen Titel wünschen darf, der DJ spielt trotzdem nur Scheiss. Und 2.: Kommunikation verändert sich, Baby. Dieses Licht ist mir zwar schon allerspätestens am Donnerstag aufgegangen, aber am Freitag durfte ich es dann auch noch mal Schwarz auf Weiß im Magazin-Beileger der Süddeutschen Zeitung lesen. Dort beschreibt Autor Adriano Sack vortrefflich, wie unsere Umgangsformen in Zeiten von Emails, Handys und Internet den Bach runtergehen. Ein Phänomen, dass ich in meinem Umkreis mit zunehmender Massivität beobachte, dass sich mir in seiner ganzen Deutlichkeit aber bislang nie so gezeigt hat. Oder wollte ich es nicht sehen? Klar, SMS sind der Alltag und wir alle kennen wahrscheinlich das Phänomen, dass wir oftmals lieber mal schnell ne Kurzmitteilung schreiben, als durchzuklingeln und persönlich vorstellig zu werden. In der Folge verfallen monatliche Gesprächsguthaben zusehends. Nix Neues also, aber in bestimmten Situationen ziehe ich doch nach wie vor das persönliche Gespräch vor, auch wenn ich nie der große Telefonierer war. Email und ICQ taten bislang ihr Übriges, aber ich wage zu behaupten, dass Internet-Communities so langsam einen ganz neuen Dreh in die Sache bringen.

Alle Kommunikation läuft mehr und mehr über solche Plattformen wie das unsägliche MySpace oder die Mutter aller deutschen Communities, dem StudiVZ. Schlimme Neuerung allein schon daran: Hat man sich früher mal eben eine Mail geschrieben, kriegt man heutzutage eine Mail darüber, dass uns jemand eine Mail geschrieben hat. Die holen wir dann umständlich im Netzwerk ab (Stichwort: jedes Mal neu einloggen), beantworten sie, nur damit unser – ich nenne es mal sarkastisch – Gesprächspartner wiederum eine Mail darüber erhält, dass er eine neue Mail hat. Das hievt elektronische Kommunikation auf einen komplett neuen Level. Warum mir das jetzt am Donnerstag so dermaßen extrem aufgefallen ist? Nun, da hab ich vom Arbeitsplatz aus irgendwann mittags mal mein Mail-Postfach abgerufen und wurde von einer Flut von StudiVZ-Nachrichten erschlagen. Und ich hatte mich schon gewundert, warum mein Telefon an diesem Tag so still schwieg. OK, zur Erklärung: es war mein Geburtstag und da wartet man ja schon irgendwie drauf, dass mal wer anruft. Auch wenn man nicht feiert. Jedenfalls war das Ergebnis des Tages, dass ich nicht einen einzigen Anruf verbuchen konnte. Selbst das Kommunikationsmittel SMS musste einen herben Rückschlag für sich verbuchen. Da fragt man sich dann schon irgendwann, wo das wohl noch alles enden soll. Was Adriano Sack noch als „längst überfällige Entwicklung” im Bereich der „Rationalisierung zwischenmenschlicher Beziehungen” bezeichnet, ist im Grunde genommen eine sehr traurige Entwicklung. Ich jedenfalls hab mir spontan vorgenommen, mal wieder ausgiebiger Gebrauch von den monatlich 100 Inklusivminuten meines Mobilfunkvertrages zu machen. Auch wenn ich telefonieren gar nicht mag. Greift doch auch ihr einfach mal wieder zum Hörer, ruft einen Euch lieben Menschen an, nur um ihm zu sagen, dass Ihr einfach mal seine Stimme hören wolltet. Wäre das nicht schön?

P.S.: Mir fällt grad ein: einen Anruf hab ich dann doch bekommen. Von Mama. Aber da hatte ich keine Lust dranzugehen, weil ich grad Counter-Strike: Source gespielt hab und mich via Teamspeak vortrefflich unterhalten gefühlt hab. Kommunikationwandel ist schon eine merkwürdige Sache 😉

12 Comment

  1. Na denn alles Gute zum Geburtstag nachträglich! Und, die 30 schon überschritten? 😉
    Das mit StudiVZ ist mir auch aufgefallen. Liegt wohl daran, dass es so unheimlich beliebt ist unter Deutschlands Studenten und auch Nicht-Studenten. Ein Freund hat mich vor einiger Zeit so lange genervt, bis ich mir auch einen StudiVZ-Account angelegt hab. Seitdem kommuniziert er übers Internet nur noch per StudiVZ mit mir (insgesamt gesehen kommuniziert er aber dann doch häufiger per Telefon mit mir). View all comments by blumentopferde

  2. Auch von mir alles Gute nachträglich.

    Und ich habe eben sehr stark schmunzeln müssen. Denn auch ich hatte kürzlich (also: gestern) Geburtstag und auch ich wunderte mich über die EINE sms und über den EINEN anruf, bis ich dann abends von dreißig mitteilungen übers studivz erschlagen wurde. eine einzige lawine war das. 😉 View all comments by Knurrunkulus

  3. @ Knurrunkulus: Also auch Dir erstmal alles Gute nachträglich!

    @Blumentopferde: Die 30 gerade vollgemacht, triffts. Im Grunde ist das StudiVZ ja ne nette GElegenheit, mit manchen Leuten lose in Kontakt zu bleiben. Aber eigentlich nichts, was nicht über SMS, Telefon und ICQ auch schon vorher gegangen wäre. Besonders schlimm finde ich ja die Sammelleidenschaft mancher Leute, die einfach nur möglichst viele Kontakte zusammenkriegen wollen. View all comments by Christian

  4. Ebenso von mir alles Gute nachträglich! Und bei der Gelegenheit natürlich auch an Knurrunkulus. 😉 View all comments by PlayStar

  5. Kann mich den Glückwünschen nur anschliessen. Willkommen im Club der 30er!

    Ich habe mich übrigens bisher geweigert, mich im StudiVZ zur registrieren. Bin doch kein Student mehr… View all comments by FaFu

  6. Glückwunsch nachträglich.
    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Einfach nie bei StudiVZ anmelden… und nicht nur weil der Laden und seine Begründer mir ein wenig suspekt sind, sondern weil man so nur über die normale Kommunikationskette erreichbar ist.

    Ich denke das Problem ist, dass viele junge Leute ihre Mails über Webinterfaces abrufen, und für die ist StudiVZ genau so bequem oder unbequem wie alles andere. View all comments by Ben

  7. Von mir auch mal nen Herzlichen Nachträglich. Hab deinen Blog mal in meine Blogroll aufgenommen! 😉 View all comments by xbox360freak

  8. witzig ist ja auch, dass viele der begeisterten community user nicht mal einen richtigen email account haben. nein, viele können ihre emails nur per webinterface einsehen.

    die müssen sich also einloggen, um zu lesen dass sie eine nachricht haben, um sich dann wieder zum lesen der nachricht woanders einzuloggen.

    schade dass man die meisten communities nicht so leicht miteinander verknüpfen kann. wäre doch sehr witzig, wenn man z.b. xing dazu bringen könnte eine nachrichtenbenachrichtigung an myspace zu verschicken und von da aus weiter an studivz (kenne ich gar nicht …) und so weiter…. egal bla bla View all comments by Tim B

  9. @ Christian und Knurrunkulus: Alles Gute zum Geburtstag nächträglich! 🙂

    Ich habe kürzlich von einem Kumpel eine Einlade-Mail für’s StudiVZ (Oder hieß die Seite SchülerVZ? Egal.) bekommen. Er meinte, dort seien viele aus unserer Schule bereits registriert. Die Einladung landete bei mir jedoch schnell im Daten-Nirvana, was interessiert es mich, wieviele dort aus der Schule sind. 😉 View all comments by Alanar

  10. Danke für die Glückwünsche! Achso: nicht dass das jetzt so aussieht, als hätte ich nur nach GRatulationen heischen wollen. Mir ist das nur bei der Gelegenheit so dermaßen extrem aufgefallen, wie sehr wir uns an INternet u& Co. gewöhnt haben, dass ich nicht anders konnte, dazu mal was zu schreiben.

    @Alanar: Vorsicht, Einstiegsdroge 😉

    Laßt bloß die Finger von all dem Zeug, Ihr Jungen Hüpfer da draußen. Webzwonull hat der Teufel gemacht! 😀 View all comments by Christian

  11. Tjo. Ich finde diese Web-Community-Seiten auch nicht berrauschend. Man muss sich aber anmelden, um uptodate zu bleiben. Ehrlich gesagt, kannte ich bisher nur myspace. Zu meinem Geburstag gestern überwogen jedoch echte Glückwünsche am Telefon/Handy, die pausenlos bimmelten. Man sollte sich vielleicht nicht nur mit Web 2.0 Fanatikern anfreunden 😉 View all comments by Ron

  12. lol.
    Achso: Alles Gute nachträglich! View all comments by Christian

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